Der 4. August ist der offizielle „Tag des Champagners“. Und den zelebrieren wir heuer ordentlich. Denn nur wenige Wochen zuvor gab es trinkprotokollarische Ehren. Der ehrwürdige „Ordre des Coteaux de Champagne“ (Gründungsjahr 1656) nahm neue Chevaliers auf. Und dem „Grand Chapitre“ hat es gefallen, auch uns als Freund des französischen Schaumweins zum Ordensritter zu schlagen. Da darf man auch gerne mit Champagner-Adel anstoßen. Und da kam die „Cuvée Princes“ gerade recht. Es ist eine markante Flasche, aus der die zu je einem Drittel aus Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Meunier zusammengesetzte Abfüllung von de Venoge ausgeschenkt wird.
Als Hommage an die Prinzen von Orange von Joseph de Venoge kreiert, erinnert auch die Dekanter-ähnliche Flasche an die Belle Époque. Dabei stellt die Cuvée mit einem 35%-Anteil von Reserveweinen (aus den Jahrgängen 2014 bis 2016) einen hochwertigen Einstieg in die Welt der Champagner aus Épernay. Darüber gibt es noch den raren „Louis XV“, darunter die „Cordon Bleu“-Linien.
Die „Cuvée Princes“ mit ihren fünf Gramm Dosage zeigt die trockenen Anklänge bereits im Duft. Anfangs ist der feine Rauch der Marke Sesam-Cräcker da, dann zeigt die betonte Frische eine Fülle an hellen Früchten an: Beim Mix aus Papaya und Pfirsich ist jedenfalls auch Säure im Spiel. Auch am Gaumen legt das Steinobst mächtig vor; zu den Nektarinen und Pfirsichen kommt auch ein Touch Orangenzeste. Der leichte Gerbstoff der beiden roten Rebsorten hat dann im Finale noch mehr zu bestellen. Da kommt zu einer leichten Pikanz und anregendem Mousseux der ersten beiden Drittel des de Venoge auch noch ein feines „Bitterl“. Womit dieser Champagner etwas sehr Wichtiges mitbringt: Er animiert zum Weitertrinken!
In der Welt des Champagners gibt es immer auch Steigerungen. Und so war es ein besonderer Moment, als Bruno Paillard lui-même die „Assemblage 2015“ erläuterte und ausschenkte. Der Gründer des gleichnamigen Champagnerhauses in Reims (am Bild links; 📷: Hermann Cisar) hatte nicht nur die Ordensrobe als Mitglied des „Hohen Rats“ angelegt. Auch sein vin beeindruckte. Sieben Jahre auf der Hefe und mindestens 18 Monate Flaschenlager lässt Paillard seiner Cuvée aus 58% Pinot Noir und 42% Chardonnay zuteilwerden. Zudem wird ein Viertel der Grundweine in gebrauchten Holzfässern vinifiziert. Die extrem schöne uns persistente Perlage zeigt wie ein Türschild bereits optisch die Besonderheit dieses Schaumwein an.
Etwas Stroh, gegrillte Zitrone und eine dezente Ananas-Note liefern Aquarell-artig zarte Eindrücke in der Nase. Deutlich aber sind die Autolyse-Noten der Hefe, die mit einem leichten Rauch alles überziehen. Der Geschmack bringt die vollmundige Art einer Quitte mit – allerdings ohne deren Bitter-Ton. Wie schon beim de Venoge ist auch hier ein ganz feines Nachbittern das Geheimnis mit dem die „Assemblage 2015“ abgerundet wird. Das gerne in britischen Kostnotizen verwendete „burnt lemon“ hat hier einmal seine Berechtigung: Zitrusfrische und leichte Säure treffen auf gelbe Früchte und einen rauchig-angenehmen Hall. Es lebe die Ritterschaft! Und der „Tag des Champagners“!
Bezugsquellen:
Champagne de Venoge, „Cuvée Princes“ Non vintage ist um EUR 59,90 im Weisshaus-Shop erhältlich, www.weisshaus.at
Champagne Bruno Paillard, „Assemblage 2015“ kostet EUR 123,90 bei Millesima.at, www.millesima.at