Am Anfang waren wir ja selbst nicht die Super-Fans der „Wineinmals“ – der Herrenwitz zum Rosé vor fünf Jahren steht hier eh noch online. Aber egal, was man von Labels wie „Der freche Spatz“ oder „Der Hahn im Korb“ hielt: Sinn hatten diese Weine der Wein&Co-Eigenmarke allemal. Sie fallen in die Kategorie „wertiger Schütter“, wie wir selbst das gerne sagen. Anderswo heißt das vielleicht „Alltagswein“. Und dazu ist nur eines wichtig. Was man alltäglich zu sich nimmt, muss gut sein. Die Kategorie ist daher nicht banal, sondern sie sollte günstig in der Anschaffung sein. „Unkompliziert“ sollen sie sein, so die offizielle Bewerbung, dazu noch „sortentypisch“ und mit „unwiderstehlichem Trinkfluss“.
Das waren die „Wineinmals“ auch schon, ehe sie ausgerottet wurden. Statt auf einer „Roten Liste“ zu überleben, wurden sie in einem neuen Gewand wiedergeboren. Weniger kindisch, weniger anspielungsreich und damit (leider) auch weniger witzig. Aber der Humor stellt sich nach der zweiten Flasche sowieso ein. Da hat man dann auch den Anglizismus „Slice of Life“ überwunden, der im aktuellen Wein&Co-Prospekt noch unglücklicher als „S.O.L.“-Weine abgekürzt wird. „S.O.
B.“ lässt grüßen in Zeiten, wo jeder Netflix auf Englisch schaut – und als Schelm daran denkt. Aber sei’s drum. Die Botschaft ist ja klar: Diese Weine werden seriöser im Auftritt. Und sie feiern kleine Genussmomente, daher der neue Name. Subtext: das wäre einer für den Feierabend und das Wochenende.
Vielleicht wurden sie aber auch noch besser. Das ist unser Ergebnis angesichts jenes Weißweins, den damals wie heute Norbert und Willi Bauer verantworteten. Schon als „Wineinmal“ überraschte dieser Wein durch seine „molkige“ Tropenfrucht (mehr Details zum 2019er stehen hier). Mit dem etwas betulichen Stillleben am Label, das die frechen Tiere ablöste, gibt es aber auch in der neuen Serie einen Sauvignon Blanc der Weinviertler. Die Passionsfrucht in der Nase zeigt gleich, dass man sich weiter der exotischen – und nicht der grasigen („pipi de chat“) – Spielart verbunden fühlt.
Allerdings weicht dieser tropischen Gruß an die Nase rasch dem Duft dieser kleinen, weißlichen Weintrauben aus dem Fruchtcocktail aus der Dose. Gemeinsam laden die reifen Frucht-Akkorde aber zum Trinken ein. Je mehr Luft der „S.O.L“-Weiße bekommt, desto mehr blitzt auch die Würze durch. Doch so weit kommt es meist nicht, denn die intensive Frucht legt auch am Gaumen ordentlich was vor. Man denkt an pürierten Grünen Apfel, was auch eindeutig die Kühle und Frische unterstreicht. Diesen Zug unterstreicht auch der Geschmack von Nashi-Birne. Ein Rest von Passionsfrucht stellt sich dann auch ein, der 2024er wird dadurch ein wenig säuriger. Doch an der Saftigkeit ändert das nicht viel. Weiterhin strömt der Sauvignon Blanc, dass es eine Freude ist.
Einziges bremsendes Element ist allenfalls ein ganz zarter Gerbstoff im Finish. Doch schon vor einiger Zeit hatte Willi Bauer von seinem Zugang beim Grünen Veltliner erzählt: Dort ersetzt er die fehlende Säure mitunter durch ein wenig Gerbstoff aus dem Auslaugen der Schalen. Funktioniert top, wurde hier aber nicht gemacht. Doch das Ergebnis ist ähnlich wie bei der Leibsorte der Bauers, denn man trinkt weiter. Das dezente „Bitterl“ bei diesem Sauvignon ist so wie ein Muttermal an entscheidenden Stelle – ein Charakterzug nämlich.
Bezugsquelle:
Slice of Life (Norbert Bauer), Sauvignon Blanc 2024 ist um EUR 9,90 (0,7 Liter-Flasche) in allen Wein&Co-Filialen bzw. im im Web-Shop zu haben, www.weinco.at