Es sind nicht viele positive Nachrichten, die aktuell bei der globalen Getränkeindustrie einlangen. Der Durst daheim kann halt die Mengen in der Gastro nicht ersetzen – schon gar nicht in der Weihnachtsfeierzeit. Daheim ein Kerzerl anzünden und ein Achterl trinken ist halt was anderes wie Schampus-Spritzen mit den Marketern oder einem Shot-Trink-Wettbewerb mit der Controllerin. Aber: So ist es. Und es gibt ja Ausnahmen, zumindest in der angelsächsischen Trinkwelt, nach der wir ja gerne schielen. Denn mitteleuropäische Erfindung war der Cocktail leider keine.
Und auch bei den alkoholfreien Destillaten (sagen Sie niemals Spirituosen zu den Promille-losen!) stand Großbritannien am Beginn der Abstinenz im Cocktailglas. Das Pendel schlägt aber auch in eine andere Richtung. Denn bei den Amis ist der „hard Seltzer“ angesagt wie nur. Jetzt muss man den mal erklären. Aber auch dann bleibt er für uns ähnlich seltsam wie ein Gin-Ersatz ohne Alkohol. Denn im Grunde reden wir von leicht alkoholischem Mineralwasser mit Geschmack. Tja, so ist das.
Aber immerhin haben wir den Weißen Spritzer hierzulande und da kommt mitunter ja auch eine Zitrone hinein. Auch wenn das eine geschmackliche Verirrung ist. Ich sag’s nur, bevor wer auf die bösen Amis und ihren Burger-Geschmack zu reden kommt. Oder eventuell Donald Trump für den „hard Seltzer“ verantwortlich macht. Denn die Meinung lässt sich selbst bilden. Coca Cola hat im fernen Monterrey die Marke Topo Chico erworben und drei von deren Mineral(kohol)wässern auch in Österreich vorgestellt. Mit 125 Jahren Firmengeschichte sind die Abfüller für amerikanische Verhältnisse lang im Geschäft, der namensgebende Cerro do Topo Chico ist ein Berg mit dem ulkigen Namen „Kleiner Maulwurf“. Doch erst 2017 und bei den alkoholischen Versionen des natürlichen Mineralwassers aus der Provinz Nuevo Léon griff die Coca Cola-Company zu. Und Österreich hat nun wie erwähnt als einer der ersten europäischen Märkte die Dosen mit der starken US-Fangemeinde in den Regalen.
Zwei haben wir uns angesehen – „Tropical Mango“ war leider aus. Passt eh nicht so zum winterlichen „Zapfen“, den es derzeit in unseren Breiten hat, das Tropische! Aber auch zu dieser Jahreszeit dürfte Variante zwei der Hard Seltzer, mit dem Geschmacksbild „Cherry Acai“, seine Freunde finden. Denn es riecht, ja, wie Red Bull – der Gummibärchen-Ton ist stärker als die Kirsche, die es im Duftbild auch gibt, und die noch schwächer ausgeprägte Himbeere.
Dafür gehört der Kostschluck des erfrischend prickelnd karbonisierten Dosen-Inhalts eindeutig dem kirschigen Segment an. Ein wenig Blutorange kommt noch dazu im Geschmack, aber der leichte Marzipan-Ton, bisweilen auch Vanille, bleiben immer Zweite hinter der zarten Kirschnote. Erfreulich ist der Verzicht auf Zucker (zwei Gramm sind es auf 330 Milliliter). Und auch glutenfrei ist „Cherry Acai“.
Gelungener scheint die Premier von Coca Cola im Alkohol-Bereich (wenn auch nur mit 4,7% vol.) für uns beim „Tangy Lemon Lime“ zu erfolgen. Das erinnert zwar auch an bestehende Limonaden – konkret: wie „Sprite“ ohne Zucker! –, kann aber auch vielseitiger eingesetzt werden. Der Duft nach Limetten erinnert an frische Zesten der Zitrusfrucht, auch die Kohlensäure passt wieder. Den Alkohol merkt man bei dieser Variante gar nicht, dafür erfrischt es schön mit der leichten zitronigen Note, die kein Zucker aufblasen musste.
Hier gibt es auch eine Zielgruppe, wenngleich die demographische Größe derselben unklar ist: Nämlich alle, denen Soda-Zitron immer zu sauer war. Die Säure bleibt hier dezent, aber eben auch der Zucker. Prächtig zum mischen geht derlei sicher mit Wodka. Da sollte man aber auf den Sommer warten. Und die Sonne liefert auch das Stichwort für den perfekten Drink damit. Nämlich den „LLB“, wie sie auf der Insel Trinidad die Kombi aus Lemon, Lime and Bitters (=Limettensaft, Zitronenlimo und Cocktailbitters) abkürzen. Wir haben diesen ebenso einfachen, wie herrlichen Mix hier schon vor Jahren vorgestellt. Doch die in Dosen gefüllte Fertigmischung aus Trinidad gibt es vorerst weiter nur im Brexit-Land. Im Falle des „Tangy Lemon Lime“ tun es aber ein paar Tropfen Angostura Bitters und schon hat man ein feines „LLB“ für den Heimgebrauch! Und dank des zusätzlichen Alkohols einen noch „harder Seltzer“.
Bezugsquelle:
Topo Chico, Hard Seltzer „Cherry Acai“ und „Tangy Lemon Lime“ sind um je EUR 1,99 (0,33-Liter-Dose) beim Getränkeversand Alfies zu haben, www.alfies.at