Das Champagner-Karussell in Österreich hat sich gedreht, denn eine langjährige Partnerschaft – die Tiroler Weinspezialisten Morandell als Exklusiv-Vertrieb des Hauses Ruinart – fand ihr Ende. Mittlerweile hat Luxusgigant LVMH auch beim Vertrieb all seine Champagner-Marken gebündelt. Doch das ist nicht die einzige Neuigkeit der maison de champagne. Die neue Umverpackung ist nämlich ebenso auffällig wie zeitgemäß ausgefallen. „Seconde peau“, eine zweite Haut, wollte man dem Champagner geben. Und die ist nun aus gestärktem Papier. „Der Verschluss war das Problem, da gab es fünf Entwürfe“, erinnert sich Louise Bryden aus dem Kellermeister-Team an die lange Entwicklungszeit.
Die weiße Papiermanschette ist nicht nur aus einem nachwachsenden Material, sie lässt sich auch kühlen – „bis drei Stunden sind kein Problem“, so Bryden. Und wer da seine Flasche nicht geleert hat,…. Aber der spannendere Nebeneffekt liegt darin, dass man die „seconde peau“ auch beschreiben, mit Lippenstift verzieren oder bekleben kann. Eine intelligente Veredelung fürs Verschenken jedenfalls und kein schwer zu entsorgender Karton. Gut gemacht! Und wenn es um „gut“ geht, sollte man auch den Inhalt ansprechen. Denn es gibt den Blanc des Blancs (BdB) des Hauses in Reims ebenso wie den Rosé in der neuen Haut.
Chardonnay ist die wichtigste Rebsorte, die man mehrheitlich aus der Côte des Blancs bezieht. Und die „signature grape“ kann in diesem „BdB“ auch zeigen, was sie kann. Birne und Vanille laden im Duft ein, schon in der Nase wirkt dieser Schaumwein reichhaltig und cremig. Das bestätigt sich auch am Gaumen, die Tropenfrüchte sind da, aber dezent. Der Stilwandel, der vor einigen Jahren – vor allem bei der Dosage und damit Süße dieses Ruinarts – einsetzte, hat der Marke gut getan. Etwas Pomelo und wieder diese fast geschmeidig zu nennende, helle Birne kleiden aromatisch den Gaumen aus.
Einige kosten deinen Wein gar nicht erst, sondern fragen stattdessen nach der Dosage.
Louise Bryden, Kellermeisterin, Ruinart
Ebenfalls trocken ist man beim Rosé unterwegs, der schon bei unserem Besuch in Reims (hier nachzulesen) ein Favorit des Trinkprotokolls war. In der Nase ist Himbeere der vorherrschende Eindruck. Allerdings nicht in der kitschigen Form, die einem derzeit oft bei sommerlichen Prickelgetränken – mit und ohne Alkohol – unterkommt. Kühl und deutlich von Pink Grapefruit-Zesten begleitet, zeigt dieser Rosé auch die zitrusfruchtige Signatur des Chardonnay, der 45% in der Assemblage ausmacht. Dazu kommt der Pinot Noir (Herkunft: Montagne de Reims und Vallée de la Marne).
Das Mousseux ist entsprechend cremig, hier treffen reife (!) Ribisln auf eine feine Würze, die man in ihrer salzig-würzigen Art irgendwo zwischen Hagebutte und mineralischer Austernschale-Kühle verorten kann. Sehr saftig fällt Ruinarts Rosé aus. Und seine finale Trinkaufforderung kommt von einem feinen Gerbstoff, den man unschwer als Anteil des Pinot Noir ansprechen darf.
Bezugsquelle:
Champagne Ruinart, Blanc de Blancs kostet EUR 82, der Rosé Brut, ebenfalls im neuen „Seconde peau“-Design, ist um EUR 79 bei Capsule erhältlich, https://capsule-champagne.com