Man muss kein Wein-Freund sein, um das „Genussgut“ der Familie Krispel zu kennen. Was immer man aus dem lokalen Wollschwein machen kann, hat Vater Toni Krispel schon im Angebot, überregional wurde etwa der Austro-Lardo „Neusetzer“ bekannt. Der reifte im Basalt aus den lokalen Klöcher Steinbrüchen (wir sind nicht nur dem Namen nach im „Vulkanland“). Und so reift hier auch der Wein nicht nur in Fässern, sondern in einer Art Sarkophag aus Basalt. Doch darüber berichteten wir schon (hier nämlich), nur sind die Krispels eben keine Freunde des Stillstands.
Daher wurde die Erweiterung der Gäste-Zimmer rechtzeitig zu Saisonbeginn 2019 fertig, Stefan Krispel hat dem Genusszentrum rund um die Wollschweine seines Vaters auch eine Outdoor-Küche gegönnt. Als Weingut hat Krispel bereits die Ortsweine als neue DAC-Kategorie der Steiermark umgesetzt. Und wenn wer fragt, wie ein solcher vorzustellen wäre, ist der Weißburgunder „Straden“ 2017 ein guter Anhaltspunkt. Wertiger als die Einstiegsweine wie der duftige „Krispelino“ oder auch der von Papaya und Karamell geprägte Grauburgunder 2017.
Vor allem mit einer mineralischen Prägung, kommt der Ortswein daher – der „Straden 2017“ startet mit einem kräftigen Eindruck; das Holz der 2000-Liter-Fässer hinterläßt im Duft des Weines Kokos-Stangerl und Bananenmark, mit Luft wird auch Gelber Apfel und Mango spürbar. Diese Mixtur aus Saftigkeit und Holz zeigt sich auch am Gaumen: Hier schrammt der fruchtige Wein an Früchten wie Weichsel und Papaya vorbei, die knackige Säure bringt ein schönes Spiel zwischen Frucht, Holz und Frische mit, Mal denkt man an Rhabarber, so forsch tritt der Weißburgunder auf, dann wieder kommt das „Nusserl“ der Sorte durch. Das tut es vor allem im Finish, wenn sich auch Pink Grapefruit-Schalen dazu gesellen.
Wenn dieser Ortswein etwas leistet, dann unterfordert er Weinkenner nicht. Er bringt aber auch genug Trinkspaß mit, dass Angehörige der „lustig-leichten“ Steiermark nicht enttäuscht sind. Und genau für diesen Balanceakt gibt es guten Ortswein wie den „Straden“ – falls Sie mal wer fragen sollte.
Dass der Weißburgunder nicht der einzige in Stefan Krispels Sortiment ist, zeigt er mit dem Sauvignon Blanc „Straden“, ebenfalls einem 2017er. Hier trifft die Nase alles, was man an „SB“-Tönen kennt: Eine Wolke Cassis, Zitronenbaiser, Passionsfrucht und auch etwas Traubenzucker. Der Kostschluck zeigt aber eine weit präzisere Charakteristik, von Beginn weg schiebt sich die Maracuja nach Vorne, leicht säurig fällt auch die Johannesbeer-Note aus. Und dann schlägt diese Lebendigkeit einen Haken in Richtung herber Noten. Man darf sich das wie ein Bitter Lemon des Sauvignons vorstellen – auf die frische Frucht folgt eine zarte Bitterkeit. Diese animiert zum nächsten Schluck bei diesem gerade erst gefüllten Ortswein. Unterhaltung auf höchstem Niveau, könnte man das nennen.
Tropisches Vulkanland zum Lagern: die Riedenweine
Wer es noch seriöser mag, der sollte sich den Grauburgunder „Hochstrandl“ vormerken. Der 2017er verbringt 12 Monate im Barrique und wurde entsprechen opulent (14% Alkohol stehen zu Buche). Der rotfruchtig-säurige Zug ist aber bereits im Duft unverkennbar, hier sind Hagebutten und Papayawürfel gemixt. Die zarte Herbheit – man denke an Cranberry – findet sich auch im Mund, das cremige Mundgefühl verteilt diese Melange aus Toffee, getrockneten Feigen und roten Früchten und dosierter Kraft schön. Warten sollte man halt können.
Ebenfalls schon jetzt zu haben aus der Rieden-Serie ist der „Neusetzberg“, ein weiterer Sauvignon Blanc Krispels. Hier wurde nur ein Viertel der Ernte in Barriques gereift. Der im wörtlichen Sinne kleine Holzeinsatz rundet diesen Wein aber ab: Leder, Lagerapfel, Nektarine und Mango-Lassi sind keine typischen Sorten-Düfte. Nahezu prickelnd frisch in seiner nackten Jugend kommt der „Neusetzberg“ daher; die gelben Früchte sind eindrücklich, Mango notierten wir als erste. Wenn jemand mit dem Wort Fruchtpikanz etwas anfängt, dieser Begriff trifft es am besten. Ribisl-Säurigkeit und ein langes forderndes Finish zwischen Butterkeks, Kiwi und gekochter Paprika machen aus dem jungen Lagenwein eine Kaufempfehlung, die man frühestens in einem Jahr öffnen sollte. Innovationsgeist Krispel hat zu diesem Zeitpunkt vermutlich schon wieder was komplett Neues gefüllt.
Bezugsquelle:
Genussgut Krispel, Weißburgunder „Straden“ 2017 ist um EUR 15 zu haben, der Sauvignon Blanc „Straden“ 2017 um EUR 14,50 erhältlich, der Grauburgunder „Hochstrandl“ 2017 kostet EUR 27 und der Sauvignon Blanc „Neusetzberg“ 2017 EUR 19 – alle im Webshop bzw. ab Hof, ww.krispel.at