Barone Pizzini, das Weingut aus Teil 1 unserer Franciacorta-Notizen, war bei der Verkostung in der Italienischen Botschaft natürlich nicht alleine. Teil 2 unserer Kostnotate widmet sich zwei sehr unterschiedlichen Vertretern. Zwischen mehr als einer Million Flaschen sprudelnden Inhalts und einer Jahresproduktion von 30.000 Flaschen liegen auch zwei Welten. Die Gründergeneration, die den Ruf der Region begründete, und Quereinsteiger, die seit einigen Jahren immer trockenere Schaumweine erzeugen. Anders gesagt: Ca‘ del Bosco und Corte Fusia.
Ungefähr im Gründungsjahr von Ca‘ del Bosco (1969 startete Maurizio Zanella) begann auch der Aufstieg der lombardischen Schaumweinregion. Bis heute ist das Weingut, das bei der Verkostung in Wien Ilaria Pagnoni vertrat, eines der Aushängeschilder des Franciacorta. Neben dem erfolgreichen Brut „Cuvée Prestige“ schenkte sie auch einen Satèn aus dem Jahrgang 2014 ein. Dieser „Vintage Collection“ stellt einen Blanc des Blancs dar, die Sorten Chardonnay und Pinot Bianco ruhten im Holzfass. Eine Verwandtschaft zum Champagner darf vor allem bei diesem Franciacorta unterstellt werden.
Es ist ein Spiel der Fruchtaromen, die sich um einen kernigen Holzstab ranken, könnte man bildhaft sagen. Zu Ananas und weißfleischiger Birne gesellt sich nämlich ein unverkennbarer Eindruck am Gaumen: Kokosnuss! Der 2014er liefert nicht nur die Fruchtcreme eines geschmeidigen Jahrgangschampagners, er tut das ohne Hefe-Note. Dafür springt quasi das Kokosmark ein, dass in Summe eine Art karbonisierte Piña Colada ergibt. Große Schaumweinkunst!
Dass es innerhalb des Gebiets große Unterschiede gibt, zeigt dann der Besuch bei Corte Fusia. Südlich des Monte Orfano und damit ziemlich im Süden der Franciacorta gelegen, hat man hier seit 2010 einen etwas kühleren Stil kultiviert. Der erste Schaumwein – es handelt sich um einen Brut-Sekt ohne Jahrgang – erinnert mit seinem eleganten Duft an Rice Crispies, Grapefruit und kühle, weiße Trauben. Das schaumige Mundgefühl entpuppt sich als cremiger Mix aus Ananas, sehr kühl und ohne expressive Frucht, und Zitruszesten. Der Eindruck eines Zitronen-Sorbettos, das den Gaumen gleichzeitig reinigt und erfrischt, stellt sich bei diesem Wein ein.
Der Satèn Brut stammt zu 90% von Chardonnay-Trauben, den Rest ergänzt man aus Pinot Blanc-Beständen. Es duftet elegant nach Zitronenmelisse, Holunderblüten und Weißem Flieder. Doch die florale Art ist nur der Auftakt, der Corte Fusia ohne Jahrgang bringt Fruchtakzente von Orange, getrockneter Marille und vor allem ein ganzes Büschel frisch geernteter Kräuter mit. „Das ist der Ausdruck des Monte Orfano“, bestätigt Gigi Nembrini. Denn im etwas herbalen Finale kommen Salbei und ein Touch Lorbeer durch. Womit wir es hier mit einem weniger fruchtbetonten Franciacorta der Marke „zurück zu den Wurzeln“ zu tun haben. Schön, dass beides Platz hat in der Provinz Brescia!
Bezugsquelle:
Ca‘ del Bosco, Satèn „Vintage Collection“ 2014 ist um EUR 47,50 bei der Weinhandlung Noitz erwerbbar, www.wein-handlung.at
Corte Fusia, Franciacorta Brut kostet EUR 20, der Franciacorta Satén EUR 25, beide bei Getränke Del Fabro, www.delfabro.at