Beginnen wir diesmal mit einem lauschigen Abend in Berlin, um uns der Bourgogne zu nähern. Wie Willi Schöllmann, Gastronom in Offenburg (u.a. Haus Zauberflöte), trinken wir die Ortsweine der Burgund gerne. Und so startete das Fachsimpeln. Denn der Schwarzwald-Anrainer hat da einen großen Vorteil: Nach „la France“ ist es von seiner Stadt aus ein Hüpfer. Und so deckt er sich dort bei den „beiden Schwestern“ ein, wie für ihn das Weingut Louis Chenu Pére et Filles heißt. Juliette und Caroline Chenu sind die beiden Schwestern, die mit Bio-Bewirtschaftung in Savigny-lès-Beaune langsam, aber stetig aufzeigen. Und nachdem ein Paket mit weißen und rotem Wein eintraf, konnten wir uns von der Qualität überzeugen.
Vor allem der rare Weißwein, zu 90% natürlich Chardonnay in diesen Breiten, machte gleich einmal neugierig. Der 2023er „Les Saucours“ stammt von einem Nordhang, was dem Stil der Schwestern entgegenkommt, denn sie suchen in ihren Weinen Leichtigkeit, wo immer das geht – in diesem Fall ist die Frische markant. Auch nach 18 Monaten im Holzfass kommt die säurige Art gut durch. Doch zunächst liefern feinste Reduktionsnoten eine Achterbahn-Fahrt zwischen geröstetem Sesam, etwas Sellerieknolle, Kaktusfeige und hellem Tabak. Kurz: Es geht es ist viel da, aber es geht um Struktur, nicht ums Prunken mit der Frucht.
Dazu trägt auch der 10%-Anteil des Pinot Blanc noch bei. Sehr kompakt und mit einem herb-zitrischen Mix, der an Bergamotten und Kurkuma anklingt, entfaltet sich der Savigny-lès-Beaune sodann. Im Mund hebt dann auch eine fruchtige Komponente ihr Köpfchen – man schmeckt säurige Birnen und eine klare, zitrusfruchtige Note (Grapefruit!). Doch auch hier versagt sich der 2023er alle plakativ-primärfruchtigen Ausritte. Punkto Essen legen wir uns schnell und nicht französisch fest: Ein toller Begleiter zu Risotto Milanese!
Das rote Pendant stammt ebenfalls aus dem Jahrgang 2023 und zeigt Savigny-lès-Beaune als Rotwein-Gemeinde, allerdings mit einer heutzutage seltenen, weil leichten (12,5%) Art. Granatrot und gar nicht soooo hell für einen Pinot Noir stellt sich dieser Ortswein mit einer Mischung aus Rauch-Tee, Wildkirschen und Rotklee ein. Mit mehr Luft lassen sich auch Himbeere, Geranie (generell: ein sehr floraler Duft!) und getrocknete Hagebutte in der Nase erkennen. Aus einem Guss ist dieser Burgunder! Das ist der erste Eindruck von diesem schlanken, aber durchaus tiefgründigen, Pinot am Gaumen.
Nimmt man die Jugend dieses Weins der Chenus in die Ziehung, überrascht der bereits recht abgeschliffene Gerbstoff. Selbst im Nachhall hakt da genau gar nichts. Dafür erinnert das Finish an dunklere Milchschokolade, die mit einem köstlichen Film auf der Zunge schmilzt. Man darf das dem Holz-Einsatz zuschreiben und sich schon auf das nächste Jahr freuen, wenn die Frucht hier für Seiden-Knistern sorgt. Ja, Willi, so macht Burgunder trinken Spaß – merci bien!
Bezugsquelle:
Louis Chenu Père et Filles, «Les Saucours» 2023 ist um EUR 29,-; der «Vieilles Vignes» (Savigny Village AOP) wiederum um EUR 32,- bei Wine You Love erhältlich – vorläufig noch via Mail-Order an weinhandel@schoellmanns.de