Nach langem haben wir es also geschafft, auch vor Ort bei den Fischers in Tieschen zu kosten. Vorgestellt haben wir die eigenständigen Weine hier ja schon einmal. Und Bernhard Fischer erläutert im Rahmen unserer Vulkanland-Tour seine Weine gleich selbst. Die blauen Etiketten und der „Edelwein“ als Einstieg sind geblieben. Spannender wird es im Vergleich der bereits bekannten Weine vom „Stradnerberg“ bzw. der Lage Schemming, wo der Morillon wächst.
Für alle gilt eine druckreif geschilderte Alternativ-Mathematik der Trauben, die Fischer als Credo der Kellerarbeit dient: „Ich bekomme jedes Jahr 100% Potential aus dem Weingarten. Je mehr ich additiv mache, desto eher nehme ich mir davon was weg“. In der Chirurgie würde man das wohl eine „minimal-invasive Operationsmethode“ nennen. Doch die Namen sind nicht so wichtig, als nach den ersten Weinen – darunter der Sauvignon blanc der 2019 gepflanzten Junganlage – der besagte „Ried Schemming“ ins Glas kommt. Er bietet das Kunststück, Cremigkeit förmlich riechen zu können – wie flüssigen Bienenwachs lässt sich der 2019er Morillon in der Nase an. Dazu gesellen sich Mandelsplitter und Schokolade, dass man bisweilen an „Toblerone“ denkt bei diesem Wein.
Ebenfalls nahezu „fett“ – für Fischer-Weinverhältnisse! – fühlt sich der Burgunder dann im Mund an. Doch es wird feinstofflicher; vor allem die fast prickelnd-frische Säure und der Weiße Pfeffer im Finale hätte man nicht erwartet. Zumal sich auch eine salzige Note in diesen nachklang mengt. Womit die Idee für eine Speisenempfehlung zum „Schemming“ entsteht: Zu allem mit Paprika, insbesondere Szegediner Gulasch, passt dieser Januskopf aus Pichla/Tieschen.
Mit Blick auf die Lage am Stradenberg hat Bernhard Fischer (kl. Bild) auch erklärt, wie es zu der Mischung aus Welschriesling, Weißburgunder und Grauburgunder kam, die als „Alte Reben“ gefüllt wird. In der Tat konnte ein alter Weingarten eines entfernten Verwandten gepachtet werden, der diesen Mix an Rebstöcken mitbrachte. Als eine Art „gemischter Satz“ im Vulkanland gedacht, „soll hier der Ausdruck der Lage im Vordergrund stehen“. Die hat es mit ihrem Boden aus Basalt und vulkanischem Verwitterungsmaterial auch in sich. Einmal mehr ist das Erste, was einem zu diesem 2019er einfällt, etwas Prägendes für viele Vulkanland-Weine: dunkel!
So ist die Aromatik, was in einem attraktiven Gegensatz zum leichten Roségold-Ton im Glas stellt. Der Grauburgunder hat diese Spur seiner Schalenfärbung hinterlassen. Und allmählich duftet es nach Ringlotten und Grüner Banane, dabei grätscht aber immer wieder der Boden-Ton mit seinem sanften Rauch dazwischen. Saftig, zum Beißen dicht fast, und sehr cremig ist das Mundgefühl dieses Weins. Erst dann wird es würzig; Curry, Pfeffer und getrocknete Tropenfrüchte, nussig unterspickt wie im „Studentenfutter“ sind zu schmecken. Hier liegt viel Potential – denn merklich „arbeitet“ dieser Wein nach seiner Reife im 1.500 Liter-Fass noch. In zwei Jahren wird das ein Freudenbringer ersten Ranges. Read my lips!
Apropos Zukunft: Wir würden im Vulkanland ja noch mehr Riesling setzen. Der Wein, bei dem diese Aussage fällt, stammt ebenfalls vom Stradenberg und ist der 2020er Jahrgang. Mit Rauch und Honig geht es bereits spannungsreich los in der Nase. Dörrmarillen kristallisieren sich schneller, der noch typische Pfirsichduft langsamer heraus. Und auch am Gaumen lässt sich der Fischer-Lagenwein nicht festlegen. Süß-sauer ist sein Spiel aus Rotem Apfel und Papaya auf der einen und weißen Johannisbeeren und knackiger Passionsfrucht-Säure auf der anderen Seite. Dieser südoststeirische Riesling hat eine Präsenz im Mund, die man sonst vielleicht auch aus Mosel-Lagen kennt – nur ließ man hier jegliche Süße weg. Es ist aber kein karger, sondern durchaus ein fruchtiger Wein geworden. Aber einer, der viel Struktur und Komplexität mitbringt. „Durch’s Nicht-Eingreifen“, würde man am Weingut sagen. Denn auch hier spricht die Lage. Und zwar deutlich. Wir antworten ihr aber auch: Bitte so weitermachen beim Riesling!
Bezugsquelle:
Fischer Weine, Morrillon „Ried Schemming“ 2020 kostet EUR 29, der „Alte Reben“ 2019 ist um EUR 25 zu haben und der Riesling „Ried Stradenberg“ 2020 um EUR 19, alle im Webshop der Winzer, www.fischer-weine.at