Die Angebotspalette der südsteirischen Brüder Erich und Walter Polz, die im Keller längst von der vierten Generation, Christoph Polz, unterstützt werden, ist breit. Es heißt also regelmäßig zu kosten bei den Spielfeldern. Überraschungen bei den „kleinen“ Weinen sind immer möglich (etwa wenn mangels Menge auch „Lagenmaterial“ dazu kommt). Vor allem aber hat man eine vorbildliche Jahrgangstiefe in nennenswerten Mengen zu bieten – und die Weine belohnen die Geduld auch. Das zeigte sich bei der „Mini-Vertikale“, zu der sich Christoph Polz‘ Präsenz in der Alten Universität zu Graz entwickelte. Neben einem Muskateller-Vergleich (Jahrgang 2016 versus 2012) stand natürlich der „HGB“, wie Fans den von der Vereinigung STK als „Große Lage“ kategorisierten Hochgrassnitzberg nennen, am Prüfstand.
Den jüngsten davon, einen 2015er Sauvignon blanc, ließen wir wohlweislich aus, schließlich wollten die reiferen Semester des Weinguts gebührend gewürdigt werden. Der 2012er „HGB“ etwa, der gleich mit einer mächtigen Rauch-Schwade anhebt. „Er hat noch zehn Jahre Zeit“, versichert Christoph Polz (kl. Foto), während sich die Wermutkraut-Note und Tropenfrüchte in diesen Duft mischen. Die Charakteristik des Jahrgangs als „Jahr des Saftes“ (sie stammt von Südsteiermark-Kollegen Alois Gross) fällt einem unwillkürlich ein, als sich aus dem Mix aus Heidelbeer-Juice und Maracuja eine Note schält, die man sich erst nach einiger Zeit zu benennen traut. Ja, das schmeckt nach Paprika-Kraut! Süß, saftig und würzig zugleich, biegt der „HGB“ 2012 ins Finale. Kräuterwürze und wieder der unverkennbare Rauch-Ton der Muschelkalk-Lage beschließen diesen grandiosen Wein.
Ganz anders hingegen der in sich ruhende Sauvignon-Buddha des kühleren Jahres 2010, der als nächstes folgt. Er hat zwar fast noch mehr Rauchigkeit im Duft aufzuweisen, dafür springt einem aber auch eine intensive grüne Paprika-Note an. Heidelbeere und Hollerkoch bringen auch hier eine satte Frucht-Grundierung, gegen Ende aber ist auch die Kräuterwürze, in diesem Fall an Brennessel-Tee erinnernd, markanter. Doch momentan kann sich der 2010er noch nicht entscheiden, ob er alt werden will oder sich noch die „zweite Luft“ gönnt. In jedem Fall ist hier alles da. Wer aktuell einen balancierten Sauvignon Blanc mit perfekter Trinkreife sucht, Polz hätte ihn.
Auch beim Obegg „outstanding“: Jahrgang 2010
Überhaupt 2010: Von der „Großen STK-Lage“ Obegg standen drei Jahre zur Wahl, vom Winzer selbst als Chardonnay-Match „offen versus verschlossen“ angekündigt. 2015 ist tatsächlich in einem verkapselten Zustand, lediglich das Salz-Zitronen-Finish verrät das Potential dieses 14 Volumsprozent kräftigen Weins. Ganz anders der Sunny Boy-Chardonnay 2013, der ebenfalls im Barrique ausgebaut wurde. Erdig und süß zugleich ist der Duft zwischen Kokos, Eibischteig, schwarzen Nüssen und Erdbeere. Rote Früchte prägen auch den schmelzigen Eindruck am Gaumen, hier sind es Ribisln, Himbeeren und auch roter Apfel, die eine Zugänglichkeit signalisieren, die bei aller Kraft auch Struktur mitbringt. Sein Abgang zeigt, wohin sich der Zitrusfruchtgarten namens Obegg entwickeln wird: Limetten-Schale sorgt hier für den frischen Abgang.
Doch wie gesagt, auch beim Chardonnay zeigt der 2010er, was die Tugend des Wartenkönnens wert ist. Sesamkörner und Menthol vermengen sich mit dem Rauch-Ton, der sich auf die längere Strecke über die Holzwürze erhoben hat. Herb-süß zwischen Orangenzesten und Jasmin-Tee platziert, sind die Aromen hier in einem Equilibrium angekommen. Vor allem die Würze dieses Chardonnay „Obegg 2010“ begeistert. Kein Wunder, dass der Jahrgang bis auf wenige Großflaschen bereits ausverkauft ist.
Bezugsquelle:
Erich und Walter Polz, Sauvignon blanc „Hochgrassnitzberg“ (Große STK-Lage) 2012 ist um EUR 29,70 erhältlich, der „Hochgrassnitzberg“ 2010 um EUR 28,55, beim Chardonnay „Obegg“ (Große STK-Lage) kostet der Jahrgang 2015 EUR 40,60, der 2013er ist nur mehr als 1,5- und 3 Liter-Flasche, letztere zu EUR 146,80, vorrätig, wenige Doppel-Magnums gibt es auch vom „Obegg“ 2010 zu EUR 134,40, alle ab Weingut bzw. im Polz-Webshop, www.polz.co.at