Über die Schweizer Traditionsbrennerei Humbel haben wir ja schon ein paar Mal berichtet. Mal war deren Rum der Grund (siehe hier), mal der mit Karotten gebrannte Gin (steht hier). Und auch für den Winter haben die Destillateure in Stetten einen speziellen Gin im Repertoire. Er führt zurück an die Anfänge der Zusammenarbeit mit der 4 Tiere-Bar in Zürich. Diese Trinkstätte feiert heuer ihr vierjähriges Bestehen – und da trifft es sich gut, dass der „Cloudy Passion“-Gin wieder aufgelegt wird.
Denn es war ein Stammgast (Herr Christian, wen’s interessiert), der auf seine Heim-Bar-Experimente verwies. Passionsfrucht hatte er in Gin angesetzt und festgestellt, dass die Aromen sich prächtig ergänzen. Das ließen sich die Bartender der 4 Tiere nicht zwei Mal sagen. Und sie brachten auch Lorenz Humbel an Bord, der das schnapsige Know How für die größere Produktion mitbrachte.
Tatsächlich funktioniert die Kombination aus herbem Wacholder und der süß-sauren Tropenfrucht hervorragend. Die Bühne überlässt man im Prolog den fruchtigen Noten, die zwischen Süße und Säure changieren. Der Wacholder blitzt immer wieder durch, doch das sattgelbe Prachtkleid deckt die erdgrünen Bittertöne locker zu. Ähnlich beginnt es auch am Gaumen: Der erste Schluck bringt die tropische-intensive Exotik der Passionsfrucht zur Geltung. Wie das gelb „Nimm 2“-Zuckerl wird es schmelzig, zart zitrusfruchtig sauer, aber auch leicht süß.
Erst spät tritt der Wacholder hinzu und dafür gehört das Finale nun ihm. Sagen wir es klar: Der „Cloudy Passion“ hat einen überaus lebendigen Nachhall. Erdig wie Kurkuma, zart pfeffrig und herb, wie man es von gutem Gin kennt, wird es nun. Für 40% Alkohol und die Aromatisierung wird es erstaunlich kräftig – was immerhin ein gutes Zeichen für die „Mixability“ des Gins ist. Dabei soll nicht unerwähnt bleiben, dass er eine Spirituose ist, die auch als Shot gut funktioniert. Das Spiel von Passionsfrucht und Gin fasziniert eben auch als Shot. Doch was macht jetzt die Gin&Tonic-Fraktion mit der Limited Edition von Humbel?
Nun, wer eine versierte „Barfly“ ist, denkt bei Maracuja und Cocktails natürlich schnell an den „Porn Star Martini“. In diesem Fall kommt das Passionsfruchtaroma aus dem Gin – Vanille ergänzt man z. B. über einen Barlöffel Vanillesirup oder -likör. Persönlich hatten wir den Wermut „Sissi“ zur Hand. Der hat auch Vanille-Noten, ist aber trocken. Und ergibt einen feinen (Not so) Dry Martini.
Die einfache Variante ist aber natürlich ein Highball. Nur eben nicht mit Tonic Water. Da auch beim Filler Fruchtfleisch dabei ist, griffen wir zu „Orangina“ – und das passt aromatisch bestens. 1:3 gemixt – also z.B. 5 cl Gin mit 15 cl Limo – ergab ein Getränk, das zu gar nicht an die Schnee-Gipfel der Schweiz erinnerte. Aber so wie’s aussieht, wird heuer eh weniger Ski gefahren. Und dafür vielleicht von den Tropeninseln geträumt. Auch so könnte man die „getrübte Leidenschaft“ interpretieren. Schmecken jedenfalls tut sie!
Bezugsquelle:
Humbel, Gin „Cloudy Passion“ kostet ca. EUR 40 (0, 5 Liter-Flasche) im Webshop der Brennerei, https://shop.humbel.ch