Es ist kein Wettbewerb und als solcher wäre er auch unsinnig. Wichtig aber ist es, dass es in Österreichs Whisky-Szene Qualitäten gibt, die älter als 12 Jahre sind. Für Traditionalisten, die nur Scotch gelten lassen, beginnt dort der Whisky erst spannend zu werden. Und lange waren das auch die Einstiegsqualitäten, auch wenn sich das Wissen um das so genannte Fassmanagement hier ebenso wie ungeduldige Controller zu „game changern“ wurden. Dass man einen „5 years“ am Etikett ausflaggt, war lange undenkbar und doch tat eines der Kult-Häuser aus Islay (Ardbeg) mit dem „Wee Beastie“ genau das.
Doch irgendwie steht Österreich immer noch unter einem gewissen Rechtfertigungsdruck. Den nunmehr einer der beiden Austro-Pionierbetriebe, die 1995 mit dem Whiskybrennen begannen, deutlich lindert. Denn Hans Reisetbauer war in der glücklichen Lage, den Whisky nicht als wichtigstes Produkt seiner oberösterreichischen Destillerie anzusehen. Als einer der bekanntesten Obstbrenner des Landes und Vater des Gin-Erfolgs „Blue Gin“ widmet er dennoch dem „Lebenswasser“ großes Augenmerk. Immerhin steckt die eigene Sommergerste hinter den Getreide-Destillaten, die in Fässern seiner Winzerfreunde Albert Gesellmann, Heinz Velich und Gerhard Kracher reifen. Mit dem „15 years“ setzte er eine erste Wegmarke, über die wir hier schon berichtet haben.
Dazwischen holte sich den Titel des „Austro-Ältesten“ der Waldviertler Hermann Rogner mit seinem torfigen „Old John“, den Trinkprotokoll-Stammleser hier schon beschrieben fanden. Was Reisetbauer nun unter dem mit Sohn Hansi geführten Label vorlegt, ist aber noch einmal eine andere Nummer. „21 years“ steht mittlerweile auch international selten auf den Labels, zumal von Single Malts. Es ist definitiv eine historische Flasche, die wir hier vorstellen! Gereift wurde das Destillat in Krachers Trockenbeerenauslese-Weinfässern, ehe es heuer auf die Flasche kam. Ehrfürchtig drehen wir den Kork aus der Flasche….
Schon bei der natürlichen Farbe gelang eine Punktlandung, das ist Bernstein in schönst schimmernder Form. Eine ausgeprägt dunkle und intensive Holzwürze – wie nach mehr als zwei Jahrzehnten im Fass zu erwarten – steigt sodann in die Nase. Dahinter aber merkt man die Komplexität; der Aromabogen spannt sich von Steinpilzen bis Amarenakirschen. Dazwischen blitzt auch ein würziger Ton wie Gurken-Einlege-Sud auf. Viel Nougat und Nüsse (vor allem Cashews sind präsent) tragen zum vielschichtigen Profil bei.
Das Mundgefühl ist nahezu ölig und changiert zwischen den Orangen-Tönen, die ebenfalls in der Nase bereits immer wieder da waren, und den würzigen Akzenten. Im Trinkverlauf frischen die fruchtigen Töne auf, das Finale gehört aber wieder dem Eichenholz. Als würde Minute für Minute ein neuer Geschmacksakzent aus dem Holz gepresst, wirkt der lange Nachhall. Wieder sind hier die Trüffel- und Steinpilznoten, aber auch die Zitrusfrüchte. Ganz hinten erinnert ein grün-holziger Ton dann auch an Holunderstaude, aus der man früher mal sein Pfeiferl schnitzte. Doch zwingen wir uns nun, mit der Beschreibung aufzuhören, denn noch immer liefert dieser Ausnahme-Schluck Nuancen nach.
Das kann man auch noch steigern: Wagt man sich erst mit ein paar Tropfen Wasser an den 21-jährigen Reisetbauer, der immerhin 48% vol. aufweist, dann explodiert die Frucht förmlich. Und sie reißt einen in tropische Gefilde mit. Ananas und Guave sind da zu merken, auch eine feine Pikanz, die bisher übersehen wurde; sie verlängert den Whisky dann im Finale noch. Großes Kino!
Bezugsquelle:
Reisetbauer & Son, Single Malt Whisky „21 years“ ist um EUR 209,50 (0,7 Liter-Flasche) beim Webshop der Destillerie erhältlich, www.reisetbauer.at