Für die heimische Whisky-Szene stellt ein „18 years“ immer noch etwas Ultrarares dar. Die ersten Fässer der Whisky-Geschichte wurden schließlich nicht gehortet, sondern finanzierten so früh wie möglich das Hobby mit der damals noch unsicheren Zukunft. Gänzlich aus der Not geboren wurde der Brand, den Elisabeth und Hermann Rogner nunmehr als „Old John“ abgefüllt haben. Er ist eine Zeitkapsel mit flüssigem Roggen, der aus dem allen Niederösterreichern noch in Erinnerung gebliebenen Hochwasser-Jahrgang 2002 stammt. Die Donau fließt zwar weit von Rappottenstein entfernt. Doch auch das Getreide der Waldviertler war so feucht, dass es keiner Lagerung standgehalten hätte.
Und mit einem Fön geht so etwas halt auch nicht. Wohl aber mit der alten Darre, die Rogner kurzerhand wieder befeuerte, um im warmen Torf-Rauch das Malz zu trocknen. Es war der Beginn der Whisky-Karriere des langjährigen AWA-Mitglieds. Doch erst 18 Jahre später durfte der Rest dieses ungewöhnlichen Destillats aus dem Bourbon-Fass, in dem er gelagert wurde. An das Getreide, mit dem alles begann, erinnert sein Name „Old John“. Er spielt auf die Sorte an, die früher häufiger war, nicht zuletzt durch die Waldviertler Whisky-Szene aber wieder ein Revival erlebt – der Johannesroggen.
Dessen leichter Medizinal-Ton wird schon in der Nase merkbar. Es entspinnt sich eine Studie in Rauch-Aromen, die vom anfänglichen Weihrauch-Ton über kokelndes Lagerfeuer bis zu echtem Selchrauch reicht. Dazu kommt der leicht chemisch-medizinale Ton, den reine Roggenwhiskys gerne aufweisen. Was man noch erwähnen sollte, ist dass Hermann Rogner dieses historische Fass auch in der originalen Stärke belassen hat. Mit 60,5% vol. ist der „Alte Johannes“ ein intensiver Whisky, wobei aber die Geschmacksnoten nicht wenig dazu beitragen, dass es nachdrücklich wird am Gaumen. Selchig wie gepoppte Schweineschwarte oder das lang verblichene Speckies-Salzgebäck ist dieser Waldviertler Whisky. Auch etwas fruchtige Süße meldet sich kurz, wird aber schnell von den salzigen Nüssen (Macadamia, aber auch dunklere Pekans) abgelöst. Sie münden im erneut rauchigen und ewig langen Finish dieses Austro-Ältesten!
Man solle dem Whisky Zeit geben, ersucht Rogner angesichts der 18 Jahre, die diesem Genussmoment vorangehen mußten. Das leert man dann nicht in Minuiten. Da hat er recht und auch die Verwendung der Wasserpipette legt der Waldviertler Brenner nahe. Ein paar Tropfen nur verwandeln den „Old John“. Etwas Dörrmarille und mehr Süße, die redlich gegen den Rauch-Geschmack ankommen wollen, kitzelt das Verdünnen heraus. Die Nase bleibt davon wenig berührt, aber der cremig-fruchtige Mittelteil macht einen Dreiakter (Rauch, Frucht, Rauch) aus der intensiven Rarität „Old John“. Und dramaturgisch ein Festspiel.
Bezugsquelle:
Destillerie Rogner, „Old John (18 years) kostet in der Box – mit zwei Gläsern und Wasser-Pipette – EUR 121 ab Hof bzw. im Webshop der Rogners, www.destillerie-rogner.at