Die Pause währte recht lange. 1991 machte Fred Loimer seinen ersten Sekt. Dann beschäftigten andere Projekte den Winzer, der als überzeugter Biodynamiker heute 85 Hektar Rebfläche in seiner Heimat Langenlois und an den Osthängen des Wienerwaldes in Gumpoldskirchen bewirtschaftet. In der Thermenregion präsentierte der Winzer auch das jüngste Kind der Schaumwein-Liebe, die er 2013 wieder aufkommen ließ. Denn die Winzersekte waren eine Art Instant-Erfolg: 15 Prozent der Gesamtproduktion machen die „Bubbles“ heute aus. Und mit „Gumpoldskirchen Große Reserve“, einem Blanc de Noirs aus Pinot Noir-Trauben, erweitert ein Brut Nature aus dem Jahrgang 2016 die Palette. „Staubtrocken, anspruchsvoll und handwerklich auf höchstem Niveau“, kommentierte der Chefredakteur des deutschen Meininger Verlags den Stil. Sascha Speicher war es aber auch vorbehalten, einige internationale Schaumweine zum Vergleich in eine Blindprobe zu stellen. Das Level aller Sekte Loimers sollte so am besten überprüfbar sein.
Wie richtig die Aufnahme der Versektung vor fünf Jahren war, zeigt schon der Rosé. Er verbindet einen unüblichen Blend, der sich der „geteilten“ Loimer’schen Weinwelt verdankt. Aus Langenlois stammt der Zweigelt, während die Burgundersorten – St. Laurent und Pinot Noir – Gumpoldskirchen beisteuert. Dem Zweigelt als Sektgrundwein streute Moderator Sascha Speicher Rosen. Er sei vielleicht so wichtig für Rotweinsekte wie aktuell der Veltliner, lobt der Kenner aus Deutschland die Säurestruktur und Reife aus. Nun, im Falle von Loimers Rosé kommt der Charakter der Sorte gut durch. Und das prägt den Wein durchaus positiv.
„Hefe zuerst!“ heißt es beim Duft, der an „Dim Sum“-Teig erinnert. Erst dann kommt leichter Rauch, etwas Grapefruit-Abrieb, aber auch der kühle Charme roter Früchte – etwa von Wiesener Erdbeere. Der Gaumen meldet dann Preiselbeere und Zwetschkenröster, letzteres unschwer als Zweigelt-Signatur zu erkennen. Etwas Gewürznelke schmeckt man auch, vor allem aber präzisen Gerbstoff. Mit der feinen Säure trägt er den trockenen Rosé in sein Finale.
Der reinsortige Pinot Noir, etwas reifer am Hausberg und in der Ried Schwaben gelesen, zeigt dann, wie gut diese Sorte in der Thermenregion auch als Sekt funktioniert. Der 2016er „Blanc de Noirs“ bietet schon im Duft eine herrliche Spannung aus Ribisl, Birne und Ananas auf, zu der sich auch Weißer Pfeffer addiert. Die pikanten Noten sind damit nicht ausgereizt, ein Touch Kren schwebt über dem Zalto-Glas, dazu kommt „Granny Smith“-Apfel, wenn man ihm mehr Zeit gewährt. Der Vergleich des Sommeliers nebenan – Fruchtgummi „Saurer Apfel“ – trifft das auch ganz gut.
Im Mund fällt das feine Mousseux auf, das wie ein gelüpfter Poloshirt-Ärmel Tattoos, in diesem Fall aber Gerbstoff, aufblitzen läßt. Weiße Johannisbeere beschreibt den Geschmack gut, wenn es um Frucht geht. Der Brut Nature versagt sich alles was kitschiger oder süßer wäre. Dafür ist er überreich mit Kräuter-Noten versehen. Koriander-Samen und Minze, auch ein Touch vom Kren ist wieder zu spüren. Dieses würzige Finish ist wohl das größte Atout dieses jungen Gumpoldskirchner „Blanc de Noirs“ (BdN“).
Der zweite Sekt mit Jahrgang, den es zu entdecken galt, trägt als Große Reserve gemäß Sektpyramide (er war wie der „BdN“ 3,5 Jahre auf der Hefe) den Namen Langenlois am Etikett. Die Assemblage aus Chardonnay, Pinot Blanc und Pinot Gris begrüßt uns mit einem fast Kaffee-artigen Duft, der aber mit dem Rauchton ansatzlos in feine Grapefruit-Zesten umschlägt. Etwas Marille und eine herrliche Tropenfruchtigkeit (wie ACE-Fruchtsaft) nehmen dann minütlich an Intensität auf. Feine Mineralik kann zunächst noch den Gaumen beherrschen, ehe die gelben Früchte etwas präziser nach vor kommen. Die feine Hefe-Note erinnert an Laugengebäck, was auch darin liegt, dass dieser 2016er „Brut Nature“ immer trockener wird – bis zur finalen Salzigkeit, die länger nachhallt.
Den Höhepunkt, der locker in einem Champagner-Flight bestand, setzte aber ein Wein aus dem für Stillwein geschmähten, für Sekt großartigen, Jahrgang 2014. Hier erhöhte Fred Loimer den Pinot Gris-Anteil, was eine schmelzigere Art als beim 2016er (und dem ebenfalls verkosteten 2013er) ermöglicht hat. Sehr reif und eigenwillig duftet der Langenloiser Sekt zuerst nach bretonischem Salzkaramell. Nektarine und mostige Birne stehen für die Frucht-Eindrücke, begleitet von einem klaren Rauch-Ton, der trocken ausfällt und keineswegs selchig. Pfirsich und dezente Vanille-Einsprengsel krönen dieses nasale Feuerwerk. Der Kostschluck verbindet dann Steinobst mit zarten nussigen Anklängen. Vor allem Nektarine, in saftiger Ausprägung, war zu spüren. Auch etwas Honigmelone, final dann ein Agrumen-Potpourri von Pomelo über Pink Grapefruit bis zur Blutorange. Großes Trinkvergnügen und ein Plädoyer für reiferen Winzersekt!
Bezugsquelle:
Weingut Loimer, Brut Rosé Reserve kostet EUR 22, die Große Reserve Langenlois (Blanc de Noirs) 2016 ist um EUR 35 zu haben und die Große Reserven Gumpoldskirchen (Blanc de Noirs) 2016 bzw. 2014 kostet ebenfalls um EUR 25, alle im Webshop, www.loimer.at