Es braucht keine Riesenfläche und jahrhundertlange Tradition, um als Winzer Weltruhm zu erlangen. Joško Gravner reichte Beharrlichkeit und eine gute Idee, um vom kleinen Oslavia an der Grenze zwischen Italien und Slowenien aus die Weinwelt zu erobern. 14 Hektar sind es aktuell, sogar der Waldanteil der Landwirtschaft macht mehr aus, erzählt eine seiner Töchter, nämlich Mateja. Mit seinen mittlerweile 65 Jahren muss der Winzer nicht mehr auf allen Kirtagen tanzen. Aber das tat Joško Gravner ohnehin noch nie. Vielmehr wird immer mehr an der Konzentration auf das Wesentliche gearbeitet. Das heißt: mehr Natur, Unnötiges Weglassen. Selbst der Name, der ihn so bekannt gemacht hatte, ist heute von den Flaschen verschwunden. „Amfora“ stand früher auf den eleganten dunklen Flaschen.
Denn die Idee, die er 2001 aus Georgien mitgebracht hatte, bestand in der Reifung weißer Weine in Ton-Gebinden, die im Boden vergraben werden. Was mit 230 Litern in einer geschenkten Amphore begann, löste einen Trend aus, den die „Naturwinzer“ der letzten fünf Jahre verstärkt haben. Mittlerweile stehen in Gravners Keller-Reich 43 Amphoren, „wir nennen sie wie die Georgier Kvevri“, so Tochter Mateja. Keine fasst unter 1.300 Liter, die ersten zwölf Monate lagern die Weine in diesen Gebinden. Danach schließen sich sechs weitere Jahre in großen Holzfässern an.
„Wir glauben, dass unsere Weine nach sieben Jahren alt genug sind, um von selbst zu laufen“
Mateja Gravner
Chardonnay und Sauvignon Blanc sind die Hauptbestandteile des „Bianco Breg“, dazu kommt Pinot Grigio und – je nach Jahrgang – fünf bis acht Prozent Welschriesling. Der Blend ändert sich nämlich, wie Mateja Gravner erzählt. Die Cuvée mit der Farbe von Zwetschken-Fruchtfleisch riecht nach Papaya, Rosine, aber auch Schoko-Brownie und (vor allem mit mehr Luft) nach Hagebutte. Rund, saftig und von roten Früchten wie Apfel (samt Schale) geprägt, schmeckt der 2007er. Hibiskustee könnte man auch assoziieren, aber nur, bis der Gerbstoff einsetzt. Das Finish legt dann noch eine Note dazu, es erinnert mit seiner pikanten Art an Roten Paprika. Die beachtlichen 14,5% Alkohol sind hier sehr gut aromatisch „verpackt“.
Noch einmal schenkt Signora Gravner ein, diesmal einen „eleganten Typ“, wie sie es nennt. Auch der Ribolla Gialla ist aus dem Jahrgang 2007 und auf gleiche Weise sieben Jahre gereift worden in Oslavia. Die Friulaner Sorte bringt einen süß-sauren Duft mit, in dem sich fruchtig-würzige Noten („Apfelstrudel mit Schale und Zimt“, meint ein Kollege treffend) mit Bienenwachs mischen. Der Mix aus Früchten wie Melone, Himbeere und Apfel wird von einer Malven-Note begleitet. Zarte Pfefferwürze unterstreicht die Komplexität und sorgt für ein langes Finish. Ein in sich ruhender Buddha von einem Wein, könnte man poetisch werden. Etwas prosaischer ausgedrückt, liest sich das so: Ein kostspieliger, lohnender Einstieg in die Welt des Amphorenweins von einem echten Könner dieses Stils.
Bezugsquelle:
Joško Gravner, die Cuvée „Bianco Breg“ 2007 ist wie der Ribolla 2007 um EUR 69,- bei Wein&Co. erhältlich, www.weinco.at