Man muss nicht Craft Beer sagen, um die Brauerei Gusswerk zu kennen. Schräge Etiketten und ebensolche Namen (Horny Betty, Nikobar, Dies irae) haben das Salzburger Bier seit 2007 bekannt gemacht. Nun setzt Braumeister Reinhold Barta noch eines drauf. Cider ist es geworden, biozertifiziert wie alles, das die Produktionsstätte in Hof bei Salzburg verlässt. Der Herkunft erklärt vielleicht den Namen: „Papagena“ heißt das Getränk, das offenbar auch damit versucht, nur ja nicht in die Schwemme der industriellen, gern zum Vorglühen verwendeten Pub-Cider, gemengt zu werden.
Das Obst stammt von Streuobst-Wiesen im Mühlviertel, der „Arlet“ (ja, Botaniker erwähnen jetzt feuchten Auges seine Abstammung vom legendären Wagener-Apfel) spielt eine besondere Rolle unter den Äpfeln. Denn die Cuvée wird jedes Jahr anders schmecken, so Barta, aber es werden in jedem Fall alte Sorten dabei sein. Noch etwas für das Protokoll: „Papagena“-Cider ist schwefelfrei und vegan.
Zimt-Rinde und Mostspritzer
Das Ergebnis duftet wie guter Apfelmost, ein Hauch von Zimt und Gewürznelke schwebt über dem Kostglas. Wer dabei an Omas Apfelkompott denkt, hatte jedenfalls ein brave Großmutter. Aber wir schweifen ab. Ansonsten ist das Apfel pur im Geruch. Die Kohlensäure gibt dem Salzburger Cider ordentlich Drive, geschmacklich bleibt man sehr mild und immer mit feiner Apfelsäure unterlegt. Das Schöne: Nie drängt sich Süße auf (Barta setzt keinen Zucker zum fruchteigenen dazu), auch die 4,5% Alkohol sind eine unmerkliche Größe. Eine herrlich erfrischende Art hat diese „Papagena“, auch am Gaumen ist sie mit etwas „hard spice“ unterlegt – und im Abgang kann man das Schalenbitterl fast greifen.
Das ist definitiv nichts für Freunde des skandinavisch-britischen Industrie-Ciders und seiner verrückten Sorten (Waldbeeren! Limette!), die „Papagena“ erinnert eher an einen apfel-satten Most-Spritzer, wie man ihn vom Blockhaus-Heurigen in Wartmannstetten bis in die Amstettner Gegend gerne trinkt. Nicht das Schlechteste also. Lediglich die Speisenbegleitung, die Barta vorschlägt – Curry oder Huhn süß-sauer – kann man sich definitiv besser vorstellen dazu als Zwiebelschmalzbrot und Surbraten.
Da bleiben also keine Wünsche offen, oder? Naja, am Namen und dem Packaging darf man schon noch feilen, allein der Kronkorken und das Gusswerk-Logo darauf sehen zwei Klassen stimmiger aus als Papagenas (Feder-)Kleid.
Bezugsquelle:
Gusswerk, Cider „Papagena“ ist um EUR 1,99 (0,33 Liter-Flasche) „ab Brauerei“ im Gusswerk (www.brauhaus-gusswerk.at) bzw. bei Kolarik&Leeb erhältlich, www.kolarik-leeb.at