Der Rosenmuskateller eröffnet den Reigen. Die Trockenbeerenauslese (TBA) der Sorte gibt es auch 2016. Denn ansonsten war bereits im April dieses Jahrgangs klar, „85 % der Ernte sind verloren“. Gerhard Kracher sagt das bei der Vorstellung der soeben auf den Markt gekommenen Prädikatsweine mit besonderem Bedauern, „denn es wäre einer der besten Jahrgänge geworden“. Kein Freund von Konjunktiven, leitet der Illmitzer dann auf das Positive über – jene drei TBA, die es gibt vom Frost-Jahrgang 2016.
Am Weinlaubenhof – kommendes Jahr feiert er 60-jähriges Bestehen – besteht die Kollektion 2016 aus besagtem Rosenmuskateller, Zweigelt und dem Blend aus Welschriesling und Chardonnay, bekannt als Grand Cuvée. „Bei den Flaschenmengen sprechen wir von Hundertern“, sind auch diese Mengen sehr begrenzt. Mit 186 Gramm Restzucker erhielt der mittlerweile auch als Qualitätsrebsorte zugelassene Rosenmuskateller – zum letzten Mal nur als Rosen-Piktogramm am Etikett zu sehen – die No. 1 in der wie immer nach Süße aufsteigenden Reihung der TBA. Der Wein beginnt mit Zeitverzögerung, doch dann strömen die Duft-Eindrücke reichlich: Orangenblüten, Butterkeks, Bergamotte und eine Zeste der Pink Grapefruit. Viskos kleidet der 2016er den Gaumen aus, man denkt an Cocktailkirschen bei seiner Frucht, aber auch an kandierte Orangen. Denn Säure bringt der Rosenmuskateller genug mit. Sie verleiht den „roten“ Geschmackseindrücken, zu denen auch Hibiskus zählt, einen schönen Zug. Ein leichter Gerbstoff im Finish tut dazu sein Übriges.
Der gelungene Auftakt – flankiert von zwei älteren Jahrgängen (2007 – am kl. Foto rechts – und 2012) der TBA – wurde von einem generell nicht so geliebten Thema gefolgt, dem roten Süßwein. Gerhard Kracher selbst mag den Zweigelt als TBA, konkret trinkt er ihn als Zwetschkenröster-Ersatz zum Kaiserschmarren. Uns erinnerte der Geruch der „TBA No. 2 Zweigelt 2016“ eher an Papaya als Dörrpflaume, dazu kamen auch die duftigen Eindrücke von „Marmorkuchen“, in die zarte Vanille mischte sich aber auch etwas Salz. Das findet sich auch am Gaumen, gleichsam als Erbteil der Seewinkler „Lacken“, an denen die Trauben reiften. Dem saftigen Auftakt nach Pflaumenmus folgt eine leichte Tee-Note, dann der süß-salzige Mix, den man von Soletti, besser aber noch von Breznknödel kennt. Das Ganze wird von einem Touch Nuss-Schokolade abgelöst, ehe im Finish wieder salzige Töne für die Lust auf den nächsten Schluck sorgen. Vor allem der Zweigelt zeigt, wie fein der Jahrgang 2016 geworden wäre, hätten mehr Sorten den Frost überlebt.
Fehler-Suchbild, mit Sesam bestreut
Gänzlich überzeugt von dieser Einschätzung ist man dann beim Flaggschiff des Hauses. 50 % Welschriesling bedeckt die Weingärten Krachers, 20% macht der Chardonnay aus. Die „TBA No. 3 Grand Cuvée 2016“ bringt die beiden Hauptsorten in einer Kombination zusammen, die 210 Gramm Restzucker aufweist. Die Frucht kann man hier als strahlend bezeichnen, vor allem aber ist sie unglaublich vielschichtig. Mohnblume etwa notiert man generell eher selten als Kosteindruck, doch dieser Duft mischt sich mit Quittenkäse und Ananas unter die intensive Marillen-Note. Eine Prise Sesam hat der 10% Alkohol leichte Wein ebenfalls zu bieten.
Trotz des vergleichsweise niedrigen Zuckers (im Jahrgang 2015 waren es z. B. knapp 240 Gramm) ist der gefühlte Gaumeneindruck der einer Essenz. Ein intensiver Weingarten-Pfirsich hat es sich wie in einem Fehler-Suchbild zwischen Tropenfrüchten gemütlich gemacht. Wieder ist auch der geröstete Sesam zu spüren, der für Raffinesse sorgt, vom Glanz dieser Mango-Ananas-Mischung am Gaumen aber überstrahlt wird.
Das Gerüst bildet der „Welsch“, aber zum Funkeln bringt die Früchte der Chardonnay. Fazit: Ein großer Wein und – auch aufgrund der Menge – eine Empfehlung zum Bevorraten. Denn wie schön diese TBA reifen kann, zeigten die Jahrgänge 2001 (Mango trifft Marille und Salzkaramell) und 2005 (karamellisierte Ananas, Papaya).
Bezugsquelle:
Weinlaubenhof Kracher, TBA No. 1 Rosenmuskateller 2016 ist um EUR 38 (0,375 Liter) erhältlich, die TBA No. 2 Zweigelt 2016 um EUR 39 und die TBA No. 3 Grand Cuvée 2016 um EUR 40, alle im Web-Shop, www.kracher.at