Ein Zungenbrecher ist dieser Fetească Neagră, und uns doch näher als viele Weine der Neuen Welt. Das Weinland Rumänien hat zwar mittlerweile längst die Top Ten der Anbauflächen im globalen Ranking erreicht, ausgeschenkt wird hierzulande aber kaum etwas von den Weinen. Dass es nicht am Angebot scheitert, wollen Frank G. Schmidt (kl. Foto) und sein Partner mit ihrem handverlesenen Sortiment aus der Region Dobrogea zeigen. Sieben Weingüter hat man im Portfolio, die sich einerseits internationalen Sorten – in Weiß meistens Chardonnay – widmen, zum anderen aber auch die Rebvielfalt der Region zwischen Donau und Schwarzem Meer kultivieren, allen voran eben Fetească Neagră. Hierzulande ist die Gegend als Dobrudscha bekannt, die Grenzregion zu Bulgarien wird vor Ort auch als Transdanubien bezeichnet – da lacht jetzt der Wiener.
Unser Kosterherz lacht angesichts derartig „exotischer“ Herkünfte und der Fetească Neagră riecht, wie das viele Zweigelts gerne würden (nur um eine bekannte Analogie herzustellen für den Weinfreund). Es ist ein 2014er vom Weingut Crama Darie: Eine kühle Zwetschken-Frucht mit etwas Vanille-Tönen aus dem Holzfass stimmt auf die rote Hauptsorte der Dobrogea ein. Der saftige Kostschluck dreht dann etwas ins Säuerliche, hier schmeckt man mehr Cranberry als Zwetschke, die Sekundäraromen – neben der Vanilleschote auch Nougat – sind wieder da, allerdings im Hintergrund. Mit immer noch jugendlicher Säure klingt der unkomplizierte Tisch-Wein im besten Wortsinne aus.
Wuchtiger in der Aufmachung als die Weine der Crama Darie zeigen sich die des Weinguts Alira. Vor allem der Grand Vin interessiert uns, er stellt als Jahrgang 2011 schon einen etwas gereifteren Vertreter des rumänischen Rotweins dar. Die Cuvée selbst besteht aus einem Blend von internationalen Sorten (Merlot, Cabernet Sauvignon) mit der allgegenwärtigen Fetească Neagră.
Hier wechseln sich satte Vanille-Noten mit dem Duft von frischen Weichseln ab. Die Sauerkirsche bleibt aber nur ein flüchtiger Eindruck; im Mund übernehmen sattere und fruchtsüße Aromen das Zepter. Da wäre eine Brombeer-Note, aber auch reife Kirsche, die sich mit Vanille und Nougat satt auf den Gaumen legen. „Stoffig“ kann man diese Cuvée nennen, die momentan schon Spaß macht und an frucht-satte Italiener erinnert (allerdings bei der Hälfte des Preises liegt). Etwas Luft sollte man dem Dobrogea-Flaggschiff schon gönnen. Dann stellt sie in jedem Fall einen schönen Beitrag zum Wein-Vorurteilsabbau dar. Und wir versprechen: Es kommt demnächst noch mehr aus der Dobrogea!
Bezugsquelle:
Crama Darie, „Străbun“ 2014 ist um EUR 10,20 erhältlich,
Alira, Cuvée „Grand Vin“ 2011 um EUR 19,30, beide bei Dobrogea Weine,