Das Motto: Nichts muss, alles kann. Zumindest, wenn es dem Winzer gefällt. Denn das Wein-Verständnis Kurt Steiners (Photo) folgt seinen persönlichen Maßstäben und keiner Verkaufslogik. Sonst würde das Klöcher Familien-Weingut minimer Ausdehnung nicht Vinea Volcania Ludovici heißen. Doch die Hommage an den steirischen Großvater seiner Frau Daniela (der eben Ludwig hieß und im Vulkanland wirkte) war wichtiger. Und auch wenn die Abkürzung VVL klingt wie eine Versicherung, wäre das die falsche Idee: Steiner arbeitet ohne jede Absicherung, dafür trägt er gern viel Risiko.
Das zeigt auch die neue Abfüllung des Klöcher Betriebs, ein Sekt aus den Riesling-Trauben des Hauses, das wir schon einmal ausführlich mit den Stillweinen vorstellten. Denn für die Versektung kam nur bestes Traubenmaterial zum Einsatz, auch wenn saure Trauben für die Schaumweinbereitung nicht schaden (das Gegenteil ist der Fall). Doch der Winzer wollte wissen, was seine gleichmäßig gereiften Trauben – der Riesling steht in der Mitte des Weinbergs, zwischen Traminer und Welschriesling – als Sekt-Grundwein leisten können.
„Soie Dorée“ ist zudem wieder ein typisch poetischer Steiner-Wein-Name. Die „goldene Seide“ soll also ins Glas kommen, wenn der Korken aus der Flasche geknallt kam. Etwas technischer betrachtet, haben wir es mit einem „extra trockenen“ Schaumwein zu tun, der neben den über 12 Gramm Restzucker auch 12,5% Alkohol mitbringt. Gemäß der heimischen Sekt-Nomenklatur trägt Steiners „Gold-Seide“ das Prädikat „Klassik“, verbrachte also zumindest neun Monate auf der Hefe. Degorgiert wurde am 8. November 2019.
Die Flaschenreife war also da, um den südoststeirischen Sekt zu verkosten. Helle Blüten, vor allem des Kirschbaums, sind die ersten Assoziationen, dazu kommt ein zartes „Pfefferl“, das in diesem Fall auf die Mineralik hinweist, die der Klöchberg aus seinen basaltenen Tiefen entlässt. Im Glas wird der Sekt immer duftiger, wenn man ihn „atmen“ lässt. Dann kommt auch etwas Holunderblüte und Steinobst durch. Letzteres bringt auch der Kost-Schluck zum Vorschein – unter der druckvollen Perlage braucht man allerdings ein wenig, um diesen saftigen Kern zu entdecken.
Denn vorgelegt wird vom Riesling-Sekt mit einem schönen „Biss“, der Grapefruit-Zesten mitbringt. Ab dem mittleren Gaumen schimmert die Saftigkeit durch (Nektarine); die gegen den Trend zu „zéro dosage“ mitgegebene Restzucker-Dosis steht diesem Schaumwein bestens: Statt zu einem reinen Gaumenprickler zu werden, darf er komplex ausfallen. Das fällt neben der aromatischen Steinobst-Entwicklung auch bei der Würze auf. Sie legt im Trinkverlauf ebenfalls zu, am Ende wird daraus eine deutlich rauchige Komponente. Also genau das, was die Vulkanland-Winzer ihren Weinen immer zuschreiben.
Es ist also ein Terroir-Sekt, was sich hier in „goldene Seide“ gehüllt hat. Ob man diese Charakteristik schätzt, ist unwesentlich, wenn man nur den richtigen Schluss daraus zieht: Lassen Sie ihm Zeit! Auch wenn es schwer fällt…
Bezugsquellen:
Vinea Volcania Ludovici, „Soie Dorée“ ist um EUR 24 über die Webseite des Weinguts erhältlich, https://www.vvlweine-steiner.at
Tipp: In Wien führt den „Soie Dorée“ auch der „Der Schweizer“ in der Wollzeile, der ihn um EUR 28 anbietet, www.derschweizer.eu