Nicht nur Getränke können reifen, auch die Ideen zu neuen Durstlöschern. Wobei es im konkreten Fall von 2009 bis ins Vorjahr dauerte, als die ersten Südtiroler „Hoila“-Flascherln in der Szenegastro in Österreich auftauchten. Dass die Südtiroler Äpfel einen großen Teil der europäischen Produktion abdecken ist ja bekannt. Die zwei-sprachigen Alpenbewohner an Etsch und Eisack halten sie zweifelsohne sogar für die besten der Welt. Unter der beratenden Koryphäe Georg Maffei kam es dann tatsächlich zu jenem Produkt, von dem drei in London von Cider begeisterte Südtiroler immer träumten: Apfel-Cider.
Stefan und Philipp Zingerle haben die Südtiroler Kernkompetenz dann mit Maximilian Alber in aus Kurtinig an der Weinstraße in eine moderne Form gebracht. Sie waren die drei Jungs, die aber erst nach akribischen Vorarbeiten ihren „Hoila“ genannten Drink auf die Flasche brachten. Denn von der Sortenwahl bis zur Gärungsführung überließ man nichts dem Zufall. Mit von der Partie beim „Cider-Projekt“ waren daher also auch die Wissenschaftler des International Centre for Brewing and Distilling (ICBD) der Heriot Watt-University in Edinburgh, die etliche Rezepte des Trio testeten. Schließlich sollte „Hoila“ ein konsistentes Produkt werden. Womit wir beim Geschmack des Ciders wären, der vor allem mit seiner Balance punktet. Denn, ehrlich gesagt, gibt es drei Dinge, an denen das Getränk, denen alle eine große Zukunft analog der Verbreitung in England und Skandinavien voraussagen, kranken kann. Die künstliche Süße plagt dabei vor allem die Industrie, die auf der anderen Seite aber auch kein Problem mit einem Waldbeer-Cider hat. Gerade im handwerklichen Bereich ist es dann entweder eine Mostigkeit, also zuviel Gärungsaromatik, die mit in die Flasche kam oder das polarisierende Naturverständnis, zu dem auch die Bitterkeit aus der Schale zum Geschmack gehört. Wie „hantig“ also ist jetzt der „Hoila“ ausgefallen?
Der Duft nach mostigem Apfel wird von einer unerwarteten frischen Note begleitet. Sie erinnert an Zitronenschale, an der das herbe „Weisse“ der Zitrusfrucht noch haftet. Die leichte Bitterkeit im „Hoila“-Geruch wird andere aber auch vielleicht an Hopfen erinnern. Der Antrunk jedenfalls ist frisch und weniger breit, wie man das mitunter bei „Farmhouse Cider“ findet. Zum deutlichen Apfel-Ton des Südtirolers kommen auch noch diese leichten Zesten, die er schon im Duft zeigte. Sie sorgen ebenso wie die Kohlensäure für Druck und Frische am Gaumen – der herbe Ausklang wiederum führt in Richtung klassischer Cider britischen Vorbilds.
Sehr positiv: Auf hantigen Gerbstoff hat man ebenso verzichtet wie auf übermäßige Süße. Da bringt der Apfel genug an Aroma mit, dass man nicht überschminken wollte. Am ehesten erinnert er an einen „Most-Spritzer“, wie wir ihn hier im Alpenvorland gerne bibberln – und das ist gerade im Sommer eine Art Höchstlob.
Bezugsquelle:
Hoila, Cider ist um EUR 2,79 (0,275 Liter-Flasche) im Biertempel-Versand erhältlich, www.biertempel.at