Von Erfolgerlebnissen berichtet man immer gerne. Zuletzt hatte ich einen geradezu unglaublichen Lauf beim Erkennen der Sorten einer ganzen Reihe von Blindproben. Jetzt könnte man das Loblied auf die Verkosterfahrung abstimmen oder schlicht auf die in Gols kredenzten Weine zu sprechen kommen. Denn nicht nur der Bilderbuch-Charakter der Sorten verblüffte, sondern auch das Alter. Konkret hatte Winzer Hans Achs einen Zweigelt eingeschenkt, der in seiner Jugendlichkeit wohl Jahrgang 2012 sein musste. Statt „Zweigelt, Carnuntum, 2012“ lautete die Antwort aber „Zweigelt Kethely 2009“. Eine erstaunliche Reise in den ungarischen Wein nahm hier ihren Ausgang.
2003 hat Dr. Thomas Achs mit dem Auspflanzen der Reben in der Nähe des Balaton begonnen. Vom ungarischen Weingut, das unter „Dr. Ax“ abfüllt, erwartet man entsprechend viel. 58 Hektar auf den Hängen rund um Kethely sind nunmehr bestockt, drei Autostunden vom Stammhaus in Gols entfernt entstand auch die Winery, die 2013 eröffnete und – mit Hotel und Kino – alle Stückerl spielt.
Im Stil unterscheiden sich die fruchtbetonten Weine trotz ihrer Kraft, die stets zwischen 14 und 15% Alkohol liegt, deutlich von der Linie, die ungarische Weine gegenwärtig oft aufweisen. Dort feiert ähnlich wie vor 15 Jahren in Österreich der Barrique-Einsatz seine Hochblüte. Fässer mit dem stärksten, dem heavy toasting und möglichst neues Holz überlagern Weine, die das nicht immer auch vertragen. Überholzt nennt man dieses Zuviel-Wollen, das man hierzulande kaum mehr findet.
Die 2009er-Serie der Lagenweine bildet hierzu ein Gegengewicht, das man schwer beschreiben kann, weil es unserer Trinkgewohnheiten zuwiderläuft. Drei Jahre alte Weine, die kräftig, holzunterstützt sind, aber eine Frische an den Tag legen, die man selten findet oder kaum kennt: Etwa von der schwierigen und kaum reinsortig gekelterten Cabernet franc-Traube: Kein Kratzen im Abgang, sondern pure Frucht, unterlegt von Estragon und anderen kräuterwürzigen Noten. Kein grüner, dafür satter Gewürz-Paprika beim Cabernet Sauvignon und auch der Blaufränkisch strahlt in einer sofort kenntlichen Bilderbuch-Form.
Wohin die Reise geht, zeigte Achs senior dann mit der Jungfernlese, dem Zweigelt Barrique. Unter dem klingenden Namen K04 (Kehtely 04) findet man einen Wein am Höhepunkt, wozu auch der kleine Cabernet-Anteil beträgt. Ein schmaler brauner Altersrand ist im Glas sichtbar, doch der Geschmack straft diesen Eindruck Lügen, momentan zeigt auch der erste „ungarische Achs“ noch Frische. Kurz: Eine Empfehlung zum Einstieg in die ungarischen Rotweine, der auch mit Preis-Leistung überrascht.
Bezugsquelle: Thomas Achs/Dr. Ax, „K 4“ 2004, EUR 10,90 bzw. Cabernet Franc Premium 2008, EUR 23,90 ab Hof – http://www.terragalos.at