Tee und Schaumwein sind zwei Leidenschaften, denen man sich ausgiebig widmen kann. Doch gemeinhin werden sie getrennt verfolgt. Das eine gehört der morgendlichen Sphäre an, der Schärfung der Sinne. Das andere der Belohnung für das Tagwerk, dem beginnenden Exzess. Doch so einfach ist das längst nicht mehr. Vor gut drei Jahren schon standen die ersten „sparkling teas“ beim britischen Teehaus (und „purveyor“ von vielen anderen Köstlichkeiten) Fortnum&Mason. Wer genau lesen konnte, sah aber, dass der Hersteller nicht im Vereinigten Königreich, sondern in Kopenhagen saß.
2017 startete der Sommelier Jacob Kocemba, bei dem man gerne das einst weltbeste Restaurant NOMA als Wirkungsstätte anführt. Seine Suche nach einer Dessert-Begleitung ließ ihn der Legende nach mit Tee-Blends experimentieren. Das Rezept fand Kocemba irgendwann, doch für die Vermarktung braucht es einen Partner mit kommerzieller Erfahrung. Auftritt: Bo Sten Hansen. Gemeinsam lancierte man die Copenhagen Sparkling Tea Company. Bis zu 13 verschiedene Bio-Tees werden mit Traubenmost verbunden und natürlich aromatisiert, etwa mit Zitrussaft. Als Alternative zu Alkohol sieht man sich nicht; die Dänen wollen als komplett neue Kategorie in der Getränkewelt wahrgenommen werden. Und? Was können die drei „Sparklings“?
Rein optisch ist natürlich der Rosé unter den Tees, nach der Farbe „Lyserød“ benannt, der erste, zu dem man greift. Barbie sells! Und er überrascht dann mit seinem nahezu perfekten Aperol-Orange im Glas. Der Mix aus Erdbeere und Cranberry ist ungewöhnlich intensiv und hat eine dezente Ahnung von Fruchtkaugummis („Bazooka Joe“ hießen die mal). Ein wenig kommt auch der säurig-malzige Mix eines Radlers durch. Kennt man so jedenfalls nicht – und will man kosten!
Der erste Schluck erinnert mit dem zart herben Tee-Geschmack an Rooibos, zumal auch die Beeren-Noten wieder da sind und für Fruchtigkeit sorgen. Allerdings ist der Eindruck ein trockener; der wenige Traubenzucker wird von der Perlage und dem Tee-Blend deutlich in Schach gehalten. Ein bisschen erinnert das an das gute, alte Traubisoda: mit mehr Gerbstoff und weniger Süße allerdings. Sehr erfrischend und belebend wirkt dieser Hybrid aus Tee und Sprudel, soviel kann man sagen.
Sauerbier ruft Uhudler: Sparkling Tea „Blå“
Der gelernte Österreicher hingegen wird vor allem mit dem „Blå“ seinen Spaß haben. Nicht, dass er blau macht (0% Alk.), aber blau machen läßt sich mit dem Zweiten aus der Tee-Riege allemal. Denn der Geruch ist bestens vertraut, auch wenn man lange braucht, ihn zu benennen, wenn es einem die synästhetische Krücke der Farbe wegzieht. Der „Blau“ benannte, aber hellgelbe Kopenhagener riecht nämlich wie ein Uhudler-Frizzante. Der leichte Fox-Ton ist nicht ganz so expressiv wie hierzulande, weil zur Walderdbeere auch ein Quäntchen Heidelbeere kommt. Und entfernt hat man auch eine belgische Verwandtschaft – wer das Sauerbier Geuze kennt, findet die salzig-säurige Mischung auch im Duft.
Die nasal etwas gebremste Erdbeere darf sich dann am Gaumen austoben. Recht kühl und mit feiner Perlage treibt sie ihr prickelndes Spiel, das zwar nicht mit der Cremigkeit, aber mit der leichten Aromatik an Weiße Schokolade mit Rosenblüten erinnert. Überhaupt ist da ein floraler Zug auszumachen, der an Jasmin-Tee erinnert, bisweilen aber auch fast intensive Vanille mitschwingen lässt. Die Fruchtigkeit wird sanfter im Verlauf, die Beere weicht einer saftigen Orangenspalte. Und auch wenn das Finish hier nicht allzu lange bleibt, ist es ein ziemlich vielschichtiger Eindruck, den der „Blaue“ da hinterlässt.
Die ein wenig schwierige (wenngleich erwartbare) Erkenntnis: Der komplexeste des Trios ist jener „Sparkling Tea“ mit Alkohol. Er stellt eine Ausnahme in der Range dar. Und hat auch den schönsten Namen, weil beim „Grøn“ ja auch das schöne Skandinavien-„ø“ dabei ist. Nun, der „Grüne“ ist in der Nase schon vielschichtig mit Aromen wie Limette und Granny Smith, die auch bestens zu diesem Namen passen. Ein wenig Wermutkraut sorgt zudem für herbe Töne, und auch an Kamille mag man denken.
Auch dieser Copenhagen-Aperitif ist gut karbonisiert, das sattgelbe Glas bringt neben der Matcha-Note und einer ebenso herben wie fruchtigen Bergamotte auch noch Stachelbeer-Frische und Kiwi mit. Im Geschmacksreigen auffällig ist auch die blumige Tendenz, die mit ihrem Jasmin-Akzent schon fast an Lychee anklingt – extra sei es gesagt: nicht in der Süße! Denn auch der „Grøn“ ist trocken und schön balanciert. Und schafft es jederzeit wieder in unser Glas. Hier bewegt man sich wirklich abseits der Kategorien wie Kräuterlimo oder Cider! Mal sehen, ob sich der Höhenflug für die Sprudeltees des Ex-Sommeliers auch in den heimischen Restaurants einstellt….
Bezugsquelle:
Copenhagen Sparkling Tea Company, „Lyserød“ kostet EUR 19,90 (0,75 Liter-Flasche), auch der „Blå“ und der „Grøn“ sind um diesen Preis bei Döllerer zu erwerben, https://weinhandelshaus.at