„Wir sind das heimliche Mostviertel“, tönte es anläßlich der Präsentation der drei neuen Marken-Moste der Buckligen Welt beim Posch-Wirt in Hollenthon. Mit 100% Apfelanteil am gewerblichen Obstbau – nur der Bezirk Liezen weist laut Statistik Austria hat eine ähnliche Dominanz einer Frucht auf – und der höchsten Mostbauerndichte (knapp 40 Betriebe) kann sich das Gebiet tatsächlich eines Schatzes brüsten. Nur trank man den bislang meist zuhause, für Gäste war das „Daheim“ halt der Besuch beim Mostbauern.
Mit einer Dreier-Kollektion, quasi dem „Best of“ des Hügellandes, soll sich das ändern. Dafür einigten sich die 15 teilnehmenden Betrieb auf ein Erzeugerprotokoll, das neben zehn Ehrenkodex-Geboten auch die Sorten des ersten Jahrgangs definierte. Alter Berlepsch, halbtrocken zum Obstwein vergoren, und Braeburn sind die reinsortigen Moste. Dazu kommt eine Cuvée aus Alten Sorten.
Wir haben den Most geheim bei einer Weinkost eingereicht – 16 von 17 Juroren gaben ihm das Gütesiegel des Ortsweinbau-Verbands.
Karl Posch
In diesem Rahmen, ergänzt um die maximal 8% Alkohol, darf jeder seine drei Interpretationen abfüllen. Vermarktet wird unter der einheitlichen Marke „Bucklige Welt Apfelmost“. Die gewinnt keinen Designpreis, erhöht aber unter anderem das Produkt-Wissen: 20 Äpfel braucht es für den Liter Most, viel Natur kommt also in das Glas.
Wir verkosteten bei der Premiere in Hollenthon die Sorten-Moste vom Blockhaus-Heurigen Posch in Wartmannstetten. Der Braeburn, die in den letzten Jahren wieder verstärkt und reinsortig verwendete Sorte aus dem Steirischen, ergibt ein überaus duftiges Getränk. Grüner Apfel, dazu Kaffir-Blätter und ein süßlich-üppiger Geruch, der sich am besten als Marshmallow beschreiben lässt. Am Gaumen erweist sich der erste als der knackigste Most; Zitrusfrische wie von Limetten und grüner Apfel geben das aromatische Rückgrat, die straffe Säure trägt ihn süffig ins Finale. Zart herb und mit einem Hauch weißem Pfeffer klingt dieser Most aus, der den klassischen Durstlöscher-Typus in einer modernen Interpretation darstellt.
Wie beim Wein: Most mit Prüfnummer
Zarte Kreidenoten und ein expressiver Duft, irgendwo zwischen gelben Äpfeln und Banane zu verorten, machen auf die Alte Sorten-Cuvée neugierig, die Herbert Böhm kredenzte. Saftig, mit leicht mehligem Beginn, entwickelt sich der Katzelsdorfer Most immer mehr in die tropische Richtung: Ananas und Maracuja sind da, bei aller Kraft hält die Säure noch dagegen, sie stemmt sich geradezu gegen die üppige Frucht. Wenn man so will, ein Most mit Reserve-Charakter!
Die Wein-Vergleiche sind den Mostbauern durchaus recht, dank einer Novelle gibt es nun auch für den Most eine staatliche Prüfnummer – ein Qualitätsausweis, auf den man stolz ist. Nicht allzu lange liegen die Zeiten zurück, in denen man den Apfelmost – vor allem abseits seines Erzeugungsgebiets – gerne als volkstümliches Abführmittel hinstellte.
Der Berlepsch-Most von Karl Posch geht beim ersten Riechen als „Sauvignon blanc“-Typ durch: Stachelbeere, Kiwi, aber auch gelbe Paprika sind zu merken. Auch am Gaumen ist die gelbfruchtige Art dominant, der höhere Zucker ruft nach „mehr Säure“, insgesamt fehlt hier ein wenig die Spannung. Gut gekühlt und rasch konsumiert (zelebrieren braucht man Most bei aller Wein-Analogie eh nicht), schmeckt er – etwa zum Luftgetrockneten, das man in Hollenthon dazu reichte. Ja, auch Food pairing mit Most gehört zum neuen Auftritt – und wir reden nicht vom Grammelschmalzbrot. Sagen wir es offen: Die Moderne steht dem Getränk nicht übel.
Bezugsquelle:
Bucklige Welt Apfelmost, Braburn, Roter Berlepsch und Cuvée „Alte Sorten“ sind um EUR 4,90 bei den 15 Herstellern der Bezirke Neunkirchen und Wr. Neustadt erhältlich (die Liste findet sich hier) bzw. im „Pool 7“ am Wiener Rudolfsplatz, www.blockhausheuriger.at bzw. www.heuriger-boehm.at