Mit 700.000 Flaschen stellt Ayala unter den großen Champagner-Marken eine der kleinsten dar. Wenn man auf die Produktionsmenge schaut. Denn Tradition – Gründungsjahr: 1860 – und der trockene Hausstil, den man heute wieder pflegt, sind zwei Trümpfe der Maison Ayala. Zwar trägt man immer noch den Namen seines Gründers, Edmond de Ayala, seit 2005 gehört der ehemalige britische Hoflieferant der Familie Bollinger. Mit den neuen Eigentümern kam 2011 auch eine neue Kellermeisterin, die das Haus kannte: Caroline Latrive kümmert sich seither um den Keller in Aÿ. Die Produktion sitzt also im Ort mit den berühmten Pinot Noir-Lagen, die meisten Abfüllungen von Ayala prägt aber der Chardonnay, für den man sich als Spezialist betrachtet. Denn er fungiert weniger als muskulöser Partner in der Assemblage wie anderswo in der Champagne. Insofern wird der Stil auch deutlich vom Mutterhaus Bollinger unterschieden, dessen Range wir ja erst kürzlich hier präsentierten.
Die Ayala-Range stellte Österreich-Importeurin Katharina Wolf gemeinsam mit Thibault Renard, seines Zeichens Export-Manager der Maison de Champagne, vor. Im Salzburger Carpe Diem standen vor allem die Rosés im Mittelpunkt. Als Jahrgangschampagner 2008 hat man neben dem Blanc de Blancs nämlich auch eine auf 14.700 Flaschen begrenzte „Limited Edition“ namens No.8 Brut aufgelegt. Der nach acht Jahren in den Handel kommende lachsrosa Champagner aus 49% Pinot Noir und 51% Chardonnay duftet nach roten Früchten wie junger Kirsche, aber auch nach Zitruszeste; je mehr Luft er bekommt, desto klarer wird dieser Duft zu Blutorange. Am Gaumen ist er trotz seiner 8 Gramm Dosage recht trocken, die an Aranzini erinnernde Aromatik stellt sich auch hier wieder ein. Trocken und auch etwas trocknend ist sein Finish, das noch vom Gerbstoff des Pinots dominiert wird. Hier wird die Lagerung noch etwas mehr Harmonie bringen – ein Hingucker ist No.8 in seinem rosa Diskus-Design jedenfalls auch außerhalb des Glases.
Der Feind des Guten: Herausragender 2008er
Wie aussergewöhnlich der Jahrgang 2008 (der somit mit dem 2002er zu den „geraden“ Top-Jahren des Jahrzehnts zählt) ausfiel, zeigte der direkte Vergleich zwischen dem Blanc de Blancs 2008 und seinem Vorgänger aus dem Jahr 2007. Der kühl nach Birne und etwas Vanille-Creme duftende Jahrgangschampagner 2007 hat eigentlich alles, was es braucht: Der Brioche-Touch im Duft ist da, auch etwas verbrannter Toast kitzelt die Nase. Saftig nach Birne und Apfel kommt er auf den Gaumen, die feinperlige Art macht Freude, erst ganz im Abgang stellen sich wieder die „burnt toast“-Aromen ein. Gut gemachter Champagner, zweifellos.
Doch dann streift die Nase über das Glas des nach sechs Jahren endlich degorgierten Blanc de Blancs 2008 – fast schmerzhaft intensiv ist diese Erstbegegnung: Klirrrend in seiner Mineralik, schneidend klar in den Zitrusnoten und von einer reifen Chardonnay-Nase geprägt, schillert er zwischen Karamell und etwas Tropenfrucht. Je länger er atmen kann, desto eher wird es zu einer deutlichen Maracuja-Note. Das hat man alles schon erlebt, doch dann folgten Enttäuschungen beim Trinken – diesmal wird es sogar noch besser.
Cremiges Mousseux läßt allmählich erst die Fruchtnoten durch. Die noch merklichen Autolyse-Töne vergehen mit etwas Lagerzeit noch, sie sind das einzige, was das strahlende Bild ein wneig stört. Dafür geizt er mit keiner Nuance: Grapefruit-Zesten und immer deutlicher auch Bergamotte bedienen die Sauerfrucht-Ecke, natürlich auch mit etwas herben Tönen, dazu kommt eine vom Riesling bekannte zarte Pfirsichfrucht, die sich gegen Ende auch noch in immer feinere florale Töne auffächert, etwa Kamille. Fast verhaucht dieser Millésimé 2008, der gerade einmal eine erste Probe gibt, was in ihm steckt.
Oder doch die Prestige-Cuvée aus 2005?
Als eindeutiger Favorit des Hauses teilt er sich das Treppchen mit dem 2005er Perle d’Ayala, der Prestige-Cuvée (80% Chardonnay, 20% Pinot Noir) aus Aÿ. Sämtliche Trauben stammen aus Grand Cru-Lagen, die Reifung auf der Hefe erfolgt mindestens sechs Jahre und das – ungewöhnlich in der Champagne – unter mit Korken in der Flasche. Der Duft zeigt tatsächlich ein ungewöhnliches Potpourri, vor allem die aberwitzig intensive Haselnuss-Note macht neugierig. Zumal sich mit Gewürznelke, Zimt und Marzipan-Schokolade auch weitere würzige Partner dazu gesellen.
Auch am Gaumen beginnt die Perle nussig, zarte Blutorange-Töne und etwas Dörrmarille mischen sich darunter, auch die cremige Perlage wirkt zart mit röstigen Nussaromen gesättigt, eindeutig allerdings ist das salzige Finale. Die Bandbreite des Chardonnay wird also voll abgebildet, von reiferen
Fruchtnuancen bis zum mineralischen Abgang – ein vielschichtiges Vergnügen und bereits ziemlich am Punkt.
Der Vollständigkeit sei auch ein Champagner erwähnt, der dem aktuell so trendigen Thema „Zéro Dosage“, also Schaumwein ohne Zuckerzusatz/Versand-Dosage, entspricht. Vier Jahre reifte der Brut Nature, eine Assemblage aus je 40% Chardonnay und Pinot Noir sowie 20% Pinot Meunier. Zart rauchige Noten, dazu Himbeer-Creme und Zitrustöne, die an Salzzitrone erinnern, prägen den Duft. Der erste Schluck des knochentrockenen Schaumweins ist kraftvoll und zeigt noch etwas hefige Noten, wieder sind da die roten Beeren und ein Korb voller Zitrusfrücht, im Finish wird das Ganze recht trocken danke eines deutlichen Gerbstoffs und einer leicht salzigen Note. Das wäre eindeutig etwas zu gegrillten Scampi. Oder wie meinte Monsieur Renard so schön zum Zéro Dosage? Wie eine schöne Frau ohne Make-up. Kann man so sagen!
Bezugsquelle:
Ayala, Rosé Brut „No.8“ kosten EUR 69, der „Blanc de Blancs“ 2007 bzw. 2008 sind um je EUR 61 erhältlich, die Prestigecuvée „Perle d’Ayala“ 2005 kostet EUR 101 und der „Brut Nature“ ist um EUR 45,50 erhältlich, alle im Webshop von Weinart Wolf, www.weinart.at