Nordirland-Urlauber kennen den aus unzähligen Basalt-Säulen geformten „Giant’s Causeway“ natürlich. Dieser „Dammbau“ wird dem mythischen Finn Mc Cool zugeschrieben und natürlich lässt man sich als Destillerie eine so nahe gelegene Sehenswürdigkeit nicht entgehen. Immerhin fand er sich eine Zeitlang auch auf der Liste der modernen Weltwunder, als da wieder mal abgestimmt werden sollte. Doch die „Causeway Collection“ von Bushmills ist kein Artikel für Touristen. Denn man zitiert zwar die sechseckige Säule am Etikett, doch man folgt eher dem „Riesen“ als Leitmotiv. Das bedeutet neben ungewöhnlichen Lagergebinden auch ausschließlich Fass-Stärke. Neben einem bereits ausverkauften Methusalem für irische Verhältnisse (ein „30 years“) kommt mit dem „10 years Cuvée Cask“ sogar exklusiv für den deutschsprachigen Markt eine zweite Abfüllung aus der „Causeway Collection“.
Dafür wurde eine rare Eichenfass-Quelle angezapft, was auch zum namentlichen Verwirrspiel beiträgt. Denn es geht hier nicht um eine Rotwein-Cuvée, sondern um eine aus weißen und roten Sorten. Und das führt natürlich direkt in die Champagne. Ähnlich wie bei den schottischen Cousins von Glenfiddich – sie schrieben „Grand cru“ drauf (hier nachzulesen) – darf derlei aber nicht den Namen der Region tragen. Denn sonst könnte ja wer glauben, hier ist Champagner im Spiel.
Wichtiger ist aber der Hinweis, dass es ohnehin nur mehr wenige Häuser sind, die ihren Wein in Eichenholz-Fässern vergären. Die „maisons de Champagne“ Bollinger und Krug gehören etwa zu diesem exklusiven Club, der keine zehn bekannten Marken mehr umfasst. Doch lassen wir das Rätselraten. Viel wichtiger ist der Geschmack dieser Novität, die auch eine Premiere im irischen Whiskey-Sektor darstellt. Und im Rennen um immer schrägere Gebinde mag es eine Genugtuung für die älteste Brennerei der Welt sein, dass ihr dieser Coup gelang. Zumal Bushmills kein kurzes „Finish“ wählte, sondern der Whiskey seine letzten beiden Jahre in den Ex-Champagner-Fässern verbracht hat. Eine weinig-säurige Note ist in der Tat neben den Malz-würzigen Akkorden des Nordiren erkennbar.
Allerdings hat sie es mit den satten 54,8% vol. zu tun; schließlich sind wir in der „Causeway Collection“! Der Duft erinnert an tief-dunkles Salzkaramell – im „Bretzel-Stil“ – und läßt dazwischen Beeren-Töne aufblitzen. Das malzige Element überwiegt aber und klingt an Kakaocreme an, wenn der „10 years“ etwas atmen durfte. Spannend ist hier aber auch, was man nicht riecht: Denn die 54,8% vol. sind in der Nase praktisch absent. Womit man sich unbeeinflusst von Schärfe dem Duftspiel widmen kann.
Diese fein gesponnene Art setzt sich am Gaumen fort. Erst allmählich baut sich die alkoholische Kraft des Fass-Stärken-Bushmills auf. Dezente Pumpernickel-Erinnerungen bringt der erste Schluck mit. Rotwein-ige und fruchtige Anklänge an Sauerkirsche und auch Vanille schließen sich an. Und das ist noch nicht alles beim „Cuvée Cask“: Ein prickelnd-hüpfender Pfeffer-Ton sorgt für Frische im Mittelteil und erinnert suggestive Naturen vielleicht wirklich daran, dass einmal Champagner im Fass war. Traditionell schließen wir Fass-Stärken auch immer mit ein wenig Wasser auf. Hier erinnert der Duft dann auch an „Choco Pops“ und wird im Mund wunderbar „smooth“ – ein echtes Whiskyfest nimmt seinen Lauf!
Bezugsquelle:
Bushmills, Causeway Collection „Cuvee Cask“ 10 years old ist um EUR 74,90 (0,7 Liter-Flasche) beim Onlinehändler Whisky.de zu haben, https://at.whisky.de/