Piloten ist nichts verboten. Sang Hans Albers mal. Selbst Bier könnten sie machen (auch, wenn es ihm Lied nicht vorkam). Das beweist aber das Airline-Duo Richard Schalt und Wolfgang Gärtner mit der selbsterklärenden Marke Sky Hops. Der Hopfen fällt ebenso wenig vom Himmel wie gutes Bier, doch das Händchen der beiden hat das Hobby schnell dem Kleinsud-Dasein entwachsen lassen. Nun wird also im burgenländischen Pöttsching gebraut, worauf uns lustiger Weise eine Winzerin aufmerksam machte. Denn Victoria Kugler, vom „Vinum Saxum“-bekannten St. Margarethener Weingut Kugler, lud im neuen Domizil nicht nur zu Roesler und Chardonnay. Sondern zeigte jenen, die es interessierte, wie sehr die beiden den Aromahopfen durchkommen lassen in ihren Kreationen.
Das geht sich aromatisch im Spiel mit der Mälzung fast immer aus und hat offenbar auch schnell seine Freunde gefunden. So ist etwa das mit der erfolgreichen deutschen Neuzüchtung Mandarina Bavaria versehene „Malty Kiss“ aktuell ausverkauft. Kein schlechtes Omen für eine erst 2020 gestartete Brau-Unternehmung! Und es gibt ja auch mehr zu kosten von Sky Hops. Die Aromahopfen Simcoe und Cascade etwa sind längst kein Geheimtipp mehr und auch ihre Harmonie kennt die Brauwelt an sich längst. Spannend allerdings hat man sie im India Pale Ale (IPA) der Piloten eingesetzt. Das „Hops Harmony“ bietet jene Duftnoten, die das „Hopfenstopfen“ so beliebt unter Brauern gemacht hat, in extremer Form: Maracuja ist sofort da, dazu eine grüne Fruchtaromatik, die zwischen Banane und Grüner Mango pendelt. Die grasigen Gerüche hingegen, die manches IPA im Duft bereits (zu) herb machen, bleiben hier außen vor.
Dafür ist das IPA aus Pöttsching von Beginn an eine Hopfenbombe am Gaumen. Die Bittere setzt unmittelbar ein, was aber erstens die 6,6% vol. gut kaschiert, zum anderen dafür sorgt, dass es keine nachklingenden herben Geschmacksnoten gibt. Im Gegenteil, hat man sich „eingetrunken“, wird die Bittere im Trinkverlauf immer feiner und eleganter. Grüne Nüsse assoziierten wir, im Finish dann auch Artischocke. Der Nachtrunk erinnert an Kiwi, auch hier kratzt keine harsche Hopfennote, wie sie manches IPA dem Craft Beer-Einsteiger oft vergällt.
Ebenfalls erstaunlich sicher ist der Umgang mit dem Flavour-Hopfen bei einem per se schon expressiven Stil, dem obergärigen Weizenbier. Die „Weisse“ des fliegenden Duos bekommt aber zu den estrigen Noten der Vergärung (Banane, Nelke) noch extra tropenfruchtige Hopfung. Nicht umsonst heißt dieses Bananen-Weizen verführerisch „Tropical Paradise“. Doch vor der Banane kommen erst einmal die Getreide-Düfte, die klar an Frühstückscerealien anklingen. Erst in zweiter Lesung gibt es die gelbe Frucht, dazu aber auch feine Schokolade und hauchzarte Vanille.
Im Mund kommen die 5,9% Alkohol wie bei einem Weizenbock kräftig zum Aufschlag, „a Nochspeis‘“, nennt es der Co-Verkoster treffend. Doch das wäre noch nicht weiter bemerkenswert, denn dieses Bier ist ebenso cremig am Gaumen, wie es auch eine rezente Kohlensäure zeigt. Diese trägt die dezenten Bananen-Noten fast leichtfüßig ins Ziel; vor allem im Finale wirkt das „Tropical Paradise“ somit recht trinkanimierend. Und im Nachtrunk kommen auch noch weitere gelbe Fruchtnoten wie Melone durch. Dann erst setzt das Piloten-Bier zur Landung an und zwar mustergültig!
Bezugsquelle:
Sky Hops, „Hops Harmony“ kostet EUR 2,50 (0,33 Liter-Flasche), das Weizenbier „Tropical Paradise“ ist um EUR 3,- zu haben, beide über den Shop des Weinguts Kugler, www.kuglerwein.at