Was kommt heuer aus dem Wald? Die Spannung rund um das Waldbier halten Braumeister Axel Kiesbye und die Österreichischen Bundesforste nun schon zehn Jahre aufrecht. Denn traditionell wird im September die neue Edition dieses ungewöhnlichen Naturbier-Serie verkostet. Und nach den diversen Sträuchern, die ihrerseits die wichtigsten Nadelbäume des heimischen Tanns ablösten, wurde es heuer wieder ein Baum als Zutat. Vielleicht sogar der Baum schlechthin. Denn das Jubiläumsbier kam in ein Eichen-Fass.
Das Holz, aus dem Nicolas und Markus Eder ein 250 Liter-Fass zimmerten, wurde 2015 im Wienerwald (Revier Kierling) geschlagen und stammt von einer 200-jährigen Traubeneiche. Schulmäßig getrocknet und über Jahre vom harten Gerbstoff befreit, tat dann der deutsche Spezialist sein Fass-Werk. Und sodann reifte das Waldbier „Edition 2020 – Eiche“ seit Juni im frischen Holzgebinde. Eingebraut wurde das zehnte Waldbier wie alle anderen in der Trumer Brauerei in Obertrum.
Und die drei Monate Lagerzeit reichten durchaus, schließlich ist es eine Erstbelegung und der Holzeintrag entsprechend stark. Das kann man auch durchaus nach-schmecken wahlweise in der Gourmet-Flasche zu 0,75 Liter oder im klassischen 0,33-Gebinde.
Wie viele fass-gereiften Brauerzeugnisse braucht auch das jugendliche Waldbier viel Luft und ein entsprechendes Glas zur Aromen-Entfaltung. Dann kommen aber die zunächst an Rumtopf und „Bailoni“-Marillenlikör erinnernden Töne immer dunkler aus dem Glas. Weinbrand-Praline, aber auch Kakaopulver und Erdnuss-Schale, ist zu riechen.
Der Malzkörper wird von der Fass-Reifung zu einem äußerst präsenten Kraftpaket mit schokoladig-nussiger Ausstrahlung geschliffen. Der Hopfen setzt dagegen spritzige Noten (Limetten-Zeste wie ein „Bitter Lemon“, etwas Ringlotte). Bei aller Kraft von 6,2% Alkohol stellt sich somit eine gewisse Süffigkeit ein. Die kurze Passage im Fass hat das Bier vor allem nicht zu schwer gemacht, der Einfluss der Eiche ist da, übernimmt aber nicht die Gesamtregie. Dunkler Honig leitet den langen und im Nachklang leicht schokoladigem Hall ein. Einmal mehr ist damit in Obertrum ein feiner Speisenbegleiter gelungen – vor allem in der Großflasche steht das Waldbier „Eiche“ zu Fisch oder Krautfleckerl seinen Mann.
Und weil’s so schön ist, hier alle zehn Jahrgänge und ihre waldigen Zutaten noch einmal im Überblick (mit Jahrgang-Verlinkung zu den Kostnotizen):
- Jahrgang 2020 „Eiche“
- Jahrgang 2019 „Elsbeere“
- Jahrgang 2018 „Holzbirne“
- Jahrgang 2017 „Wilde Kirsche“
- Jahrgang 2016 „Wacholder“
- Jahrgang 2015 „Fichtenharz“
- Jahrgang 2014 „Schwarzkiefer“
- Jahrgang 2013 „Lärche“
- Jahrgang 2012 „Zirbe“
- Jahrgang 2011 „Tanne“
Eine Novität gibt es zum Jubiläumsjahr übrigens auch zu vermelden: Pro verkaufter Flasche Waldbier geht ein Euro an ein Wiederaufforstungsprojekt im Waldviertel, dessen Wälder von den Folgen des Klimawandels besonders betroffen sind. Auf einer von Borkenkäfern gänzlich zerfressenen Fläche wird ein neuer Eichenwald für die nächsten Generationen gepflanzt. „Eichen haben im Klimawandel großes Potenzial“, meint dazu ÖBf-Vorstand Rudolf Freidhager, „sie kommen mit Hitze und Trockenheit besser zurecht“. Und sie eigenen sich auch prima, um Bier zu reifen!
Bezugsquelle:
Waldbier, Edition 2020 Eiche ist um EUR 2,90 (0,33-Liter) bzw. EUR 13,90 (0,75-Liter-Flasche) im Webshop des Bierkulturhauses Obertrum erhältlich, https://kiesbye.at