Es war ein glücklicher Moment im übervollen Rust am Neusiedler See. Denn gleich drei Störche sorgten für ein Konzert im Hof des Weinguts Feiler-Artinger. An sich sollten die Jungtiere dieser Tage schon ihren Zug gegen Süden starten. Denn, so lernt man in Rust auch, „sie fliegen immer eine Woche vor den Alt-Tieren“. Den Schauplatz dieser kleinen Zugvogel-Kunde kennen auch etliche Nicht-Winzerfreunde, denn der idyllische und – dieser Tage nicht zu verachten – kühle Innenhof war Drehort der ORF-Serie „Der Winzerkönig“. Doch in Wahrheit entstehen hier nicht die Weine des TV-Weinguts Schnell, sondern eben die der Feilers. Und dieses Mal überrascht Kurt Feiler mit einem Schaumwein, der unseren spontanen Plausch mit leise platzenden Bläschen untermalt. Während die Störche weitaus lauter die ersten Signale zum Aufbruch gegen Afrika geben.
Als Fans des Rosé-Champagners war für Katrin und Kurt Feiler klar, dass es auch ein „rosa“ Schaumwein sein würde, wenn es einmal in Rust so weit sein würde. Ein glücklicher Zufall – es „mußte“ zur Unzeit eine Schau-Lese für die Weinakademiker veranstaltet werden – brachte das erste Lesegut. Und die Sortenwahl stand mit dem Blaufränkischen damit auch fest. Der Partner, der im Frühjahr nach der Lese für die Flaschengärung übernimmt, ist ein Fachmann, der etlichen (nicht nur burgenländischen) Betrieben die Versektung abnimmt. Peter Szigeti in Gols macht den „Brut Rosé“, der dann bewusst nicht gleich nach der Degorgierung, dem Wiederverschließen der Flaschen für den Konsum, ausgeliefert wird. Flaschenreife, so der Rat des Sekt-Profis, bekommt dem Schaumwein.
Aktuell wird der 2015er in Rust entkorkt und entpuppt sich recht schnell als ein Sekt, auf den sich alle einigen können. Österreich, das ergab letztens ein Gespräch mit dem Champagner-Verband („Comité interprofessionnel du vin de Champagne“), liebt wie kein anderes Land Rosé-Schaumweine – jede sechste Flasche schäumt in Rosa (der EU-Schnitt, inkl. Frankreich, liegt bei der Hälfte). Doch das sagt noch nichts über die Stile, die bevorzugt werden und allzu oft eher ins Süße abgleiten. Insofern schafft Kurt Feilers Sekt eine aromatische Klammer, denn er bietet von allem etwas, ohne beliebig zu werden.
So beginnt es mit einem Mix aus Erdbeeren und Himbeeren fruchtig, aber doch kühl und leicht säurig. Ergänzt wird die Nase von einem leichten Rauch-Ton (wie ein eben ausgeblasenes Zündholz), die Fruchtseite wertet eine Orangenzeste auf, während sich die Würze in Form von Kirschpaprika manifestiert. Druckvoll geht der Blaufränkisch-Sekt am Gaumen zu Werke; er ist kein „Schaumhäferl“, sorgt aber für eine ordentlich schaumige Perlage. Bei manchem Brut Rosé wäre es das schon gewesen. Doch hier beginnt der Spaß erst! Immer engmaschiger wird Feilers Aperitif-Schluck. Die Sauerkirsch-Töne verwandeln sich wieder in eine pikante Strömung, die vom zarten Salz, das gegen Ende auffrischt, noch unterstrichen wird.
Es mag Einbildung sein, aber dass ein Teil des Grundweins als so genannter „Saftabzug“ von jenen Blaufränkisch-Trauben stammt, die auch als Basis des berühmten „Solitaire“ dienen, mag diese Würze erklären. Unabhängig dieser Spekulationen aber sorgt der „Brut Rosé 2015“ mit seinem leichten Süße-Spitz und den Beeren-Tönen zu Beginn für Freude bei allen, die Fruchtigkeit in ihrem Sekt schätzen. Allerdings ist der mit sieben Gramm Restzucker gefüllte Sprudel trocken und mit 12% Alk. auch leicht genug. Das er Säure und damit Trinkfluss, Pikanz und damit einen komplexeren Bauplan aufweist, beschert ihm wohl weitere ans. Abgesehen davon, dass man in der Freistadt mit den Störchen auch den Preis fern von den „magischen“ 20 Euro hält, die einige dann nicht mehr zum Winzersekt greifen lassen. In diesem Fall wäre das sowieso ein Fehler.
Bezugsquelle:
Weingut Feiler-Artinger, Blaufränkisch Brut-Rosé 2015 kostet EUR 16,50 ab Hof bzw. im Webshop der Ruster Familie, www.feiler-artinger.at