Südlich der Gänseleber-Stadt Brive liegt das Château Lagrézette. Hier schlägt das Herz des ländlichen Frankreichs, der France profonde. Um die Ecke liegt das Limousin mit seinen Rindern und Fass-Eichen, der Käse Rocamadour hat hier seine Heimat und die edlen Feiteln aus Laguiole. Adhémar de Massaut gefiel es hier auch, er baute im 15. Jahrhundert auf einem Hügelchen (franz.: grèzette) und schon vorhandenen Fundamenten älteren Datums sein Schloss oberhalb des Flusses Lot. 1503 kam dann auf Château Lagrézette der Weinbau zur Blüte, spätestens seit dann gibt es Malbec vom Gut im Cahors.
Und auf alle diese Traditionen baute Alain Dominique Perrin auf, als er die Domaine 1980 wieder in Stand setzte. 25 Jahre werkte der ehemalige Antiquitäten-Händler, der auch für Cartier tätig war (auf ihn geht die Luxus-Serie „Les must de Cartier“ und das Museum Fondation Cartier zurück), um seinen Traum umzusetzen. Und dazu gehörte auch Weinbau, für den der weltbekannte Önologe Michel Rolland an Bord kam.
Für den Premier Cru aus Caillac entschied sich das vollbärtige Duo für einen Blend aus 87% Malbec, 12% Merlot und – je nach Jahrgang – auch einem Prozent Tannat.
Aktuell widmen wir uns dem 2011er, einem niederschlagsarmen Jahr, das den Reben einigermaßen zusetzte. Die lange Zeit im Barrique hat er gut weggesteckt; nach 18 Monaten im neuen Holz zeigt er die typisch französische Handschrift gut eingebundener Sekundärnoten, die sich nie vor die Frucht schieben.
Im Duft bringt der Malbec herbe rote Früchte mit – reife Weichsel und Preiselbeere. Dazu ein kommt ein „waldiger“ Ton: Nicht der moosige Waldboden, gerne als „sous bois“ beschrieben, sondern ein leichter Steinpilzduft, der auch an geröstete Maroni-Schale anklingt. Im Geschmack des 2011er Lagrézette wiederum stehen dunkle Beeren im Vordergrund. Brombeere und etwas schwarze Johannesbeere werden von einer erdigen Schwere begleitet, die wieder an Trüffel und Steinpilz erinnert. Auch etwas Kakao lässt sich mit dem herb-trockenen Rückaroma assoziieren. Noch deutliches Tannin, vor allem gegen Ende, unterstreicht diese Komponente. Allerdings erhält der Malbec-dominierte Wein dadurch auch eine schöne Länge.
Wenn das noch smoother wird – wir schätzen mal, dass es 2020 so weit ist – haben wir hier einen vollmundigen Roten, der zu Geschmortem oder Wildbret paßt. Will man ihn jetzt schon trinken, wäre zwei Stunden in der Karaffe das Minimum. Dann wird der ruppige Malbec sanfter und unterhält auch jetzt schon einen ganzen Abend lang.
Bezugsquelle:
Château Lagrézette, Malbec 2011, ist um EUR 35 im Webshop der Domaine erhältlich, www.chateau-lagrezette.com