Erwartungen sind was Feines – vor allem, wenn sie enttäuscht werden. Denn dann sieht man, wie brüchig das Fundament der Voreingenommenheit ist, auf dem unsere Ansichten ruhen. Und auch die Trinkwelt funktioniert nach diesem Prinzip. Wenn etwas den altmodischen Namen Zita trägt, bei dem Monarchisten natürlich an die langlebige letzte Kaiserin Österreichs denken, passt schließlich nicht zu einem Lifestyle-Etikett. Doch die weißen Figuren auf der Flasche namens „Zita“ scheinen durchaus einer Party nicht abgeneigt.
In der Tat steht hinter dieser flüssigen „Zita“ auch eine Kooperation von vier Genussmenschen – Elisabeth Zander-Wolfsgruber und Armin Wolfsgruber von der Agentur Event-Ants und Monika Tinnauer sowie Gero Jammernegg. Letztere bringen das Know How der Fruchtbrennerei Tinnauer in Gamlitz ein. Doch während Franz Tinnauer ein Meister der Fruchtedelbrände ist (Rote Williams und Quitte, um nur zwei Favoriten zu nennen), setzt seine Tochter auf herbe Kräuterkraft. Denn „Zita“ ist ein Edelbitter, was wiederum eine andere Erwartung zerstört. Dass sich in der schönen Flasche nämlich einmal mehr ein Aperitivlikör oder Wermut befindet, wie sie derzeit angesagt sind. Nein, man hat sich dem guten, alten Kräuterbitter verschrieben und das in der ungesüßten Version, die mit 37% vol. aber auch angenehm leicht ausfällt.
Die Basis ist „ein altes Rezept von einer Bäuerin, mit dem ich gearbeitet habe“, erklärt Monika Tinnauer mit der Machart auch gleich den Namen des neuen steirischen Bitters. Denn die Freundin der Familie hieß eben Zita. Und die medizinale Duftwelt, in die man mit einem Gläschen davon eintaucht, erinnert anfangs an Kalmuswurzel, später an Enzian. Überaus vielfältig ist der bittere Geruch, der auch noch dunkel geröstete Haselnüsse und ein wenig Pinien-Nadeln als „harzig-waldige“ Komponente aufweist. Die einzige „süßere“ Ergänzung steuert eine leichte Zimtnote bei. Doch auch bei ihr schwingt Schärfe mit und keine „bald-ist-Weihnachten“-Lebkuchen-Süße.
Auch am Gaumen wird es nicht gefälliger! Denn der erste Geschmack erinnert an Eibischteig und Kräuterbonbons („Ricola“), erdige Noten bringen erneut die Enzian-Assoziation mit. Wurzelige Grundierung und kräutrige Glanzlichter (z. B. Eberraute) beschreiben den Eindruck des engmaschigen Edelbitters am Gaumen wohl am besten. Und so wundert auch die Empfehlung von Monika Tinnauer zur „Zita“ nicht: „Am besten pur trinken“. Recht hat sie!
Bezugsquelle:
Zita, „Edelbitter“ ist um EUR 34 (0,5 Liter-Flasche) im Webshop der Brennerei Tinnauer erhältlich, www.tinnauer.at/de/produkt