Wieder überrascht ein neues Bier von Martin Wohlkönig. Zumindest uns, die wir’s in er Post finden. Denn seine Follower entscheiden beim „Braukollektiv“, wie er seine Art nennt, die Zaungast-Biere zu kreieren, immer mit. Schließlich stimmen sie ab, was in die Dose (immer noch das unkonventionell 440 ml-Format!) kommt. International ist das durchaus nicht unüblich, berühmt ist etwa das Brussels Beer Project. 4.000 Bierenthusiasten reden hier mit, welches Bier in die permanente Range wandern soll. Und auch in Österreich herrscht Wahlfreiheit. Bei den Zaungästen von Zaungast.
Diesmal wurde es in der einmal jährlich gebrauten „Limited Series“ ein sommerliches Bier im India Pale Ale-Stil. Wichtiger Zusatz: Session. Damit bezeichnet man eine etwas leichtere Spielart des Stils davor. Keine Hopfenbombe ist das Ziel, sondern Süffigkeit, unter Bier-Wissenden auch als „drinkability“ hoch verehrt. Die Version aus Wien heißt noch dazu „Summer Sessions“ und diese Dose ist – wir müssen es sagen – die bislang schönste der Bier-Produktion, die wir seit dem Anfang (hier mehr dazu) verkosten konnten. Der Dank für’s Design gebührt dem „Schwarm“, der geballten Meinungsstärke des Braukollektivs, das sich für die schwarz-pinke Optik entschied.
Doch wer stellt Bier auf ein Podest zum Anschauen? Wenn es doch erstens in den Kühlschrank gehört und dann vor allem getrunken. Eben! Und daher kommt die Lasche weg und das „Summer Sessions“ zur Probe ins Teku-Glas. Die Optik passt schon mal: Elfenbeinfarben und recht stabil bleibt der Schaum, der sich über dem Bernstein-hellen Sommerbier formt. Wow! Pure Tropenfrucht steigt dabei gleichzeitig auf – erste Mango, dann Maracuja. Die Frucht-Noten kitzeln die Nase nicht, sie verpassen ihr einen liebevollen, exotischen Stüber. Kräuter gäbe es in zweiter Lesung auch, Eberraute etwa, doch das sind Kinkerlitzchen gegen diesen Hopfenwall aus den Tropen.
Molliges und fein getreidiges Mundgefühl setzt uns auf die Spur. Und richtig, der Dosentext des 4,1% leichten Zaungast verrät, dass hier auch Weizenmalz im Spiel war. Eine clevere Entscheidung, denn so ergibt sich ein fast zitronig-frisches Geschmacksbild aus hellem Korn und der Fruchtigkeit der Aromahopfen: Herbe Mango ist diesmal zu schmecken, ein wenig wie die Chips der Frucht, also kein Exzess wie vielleicht nach dem ersten „Naserl“ erwartet.
Und auch im Finish bleibt der Schock über nachhängende Hopfen-Bittere aus. Dieser nicht seltene Eindruck, der einem auf der „letzten Meile“ die Bierfreude trübt, ist hier einem animierenden Bitterl gewichen. Man kann sich das „Summer Sessions“ vielleicht in seiner Wirkung – wenn auch nicht im Geschmack! – wie ein Pils mit viiiiel Frucht vorstellen: Man will hier einfach weitertrinken.
Bezugsquelle:
Braukollektiv Zaungast, „Summer Sessions“ kostet EUR 15,90 im Dosen-Vierer-Pack (à 440-Milliliter), direkt zu beziehen über den Webshop, https://zaungast.beer