Wenn der Wetterbericht wie der Stark-Clan aus der Serie „Game of Thrones“ klingt, greifen wir zur Geheimwaffe. Nein, ihr GoT-Binge-Watcher, das Drachenglas bleibt im Berg! Aber „Binge“ ist ein gutes Stichwort, denn es geht um Winter-Tees, die man auch Liter-weise trinken kann. Alk-freies „binge drinking“ ist aber gar nicht so einfach. So sehr wir Earl Grey und Schwarztee generell lieben: der Gerbstoff in der 1,2 Liter-Kanne fordert doch auf Dauer. Und die leichten Grüntees leben davon, dass ihre Subtilität in kleinen Mengen und – für Traditionalisten – immer neuen Aufgüssen erschmeckt wird. Was aber wäre das Pendant zu den Eimern an Eis-Tee, die sommers bereit stehen?
Diese Frage ist mit einem Haufen „O“s zu beantworten: Oolong nämlich. Die nur halb und nicht gänzlich (wie Schwarztee) fermentierten Blätter ermöglichen einen Aufguss, der auch in großen Mengen nicht langweilt. Einige der Tees aus dieser Gruppe lassen sich sogar unter dem eigenen (und selbst erklärenden) Begriff der Kenner zusammenfassen, sie sind „selfdrinker“. Den geeigneten Oolong zu finden, läßt sich im Selbstversuch schnell bewerkstelligen. Zumal Eva Haas in ihrem Wiener Teegeschäft mehrere Varianten, auch abseits des bekannten „Milky Oolong“, bereit hält.
Der große Vorteil für gestresste Tee-Trinker (ein Widerspruch in sich!), die neben dem Aufbrühen auch noch Mails checken und die Freundin trösten müssen: „Gute Oolongs bittern nicht nach“. So mein Gewährsmann Rainer Schmidt. Zwei Minuten längere Zieh-Zeit verzeihen diese Qualitäten, während acht Minuten gezogener Schwarztee nur mehr für den Ausguss taugt. Schmidts Großes Teebuch, soeben im Braumüller Verlag erschienen, weiß so etwas. Es stellt mit der klaren Sprache und der jahrzehntelangen Erfahrung des hanseatischen Teehändlers eine ideales Kompendium für den Tee-Genussdar. Allein die Hinweise zur Wasserhärte für die Tee-Zubereitung sind eine Anschaffung wert. Doch wir schweifen ab, schließlich soll es ja um die Oolongs aus Wien gehen.
Der Vergleich erfolgte zwischen dem „Oolong Se Choung“ aus der Provinz Fujian und dem in Taiwan geernteten „Formosa Oolong“. Der festlandchinesische Tee hat vor allem in Hongkong eine große Fangemeinde und macht auch optisch was her – ein kleiner Sonnenstrahl in der Tasse trotzt dem Schneefall. Grasig und zart herb duftet der hellgelbe Oolong. Seine Gebäck-Note, am ehesten an Butterkekse oder schottisches Shortbread – auch nicht gerade arm an Butter – erinnernd, weist hier ein feines Himbeer-Aroma auf. Das macht vor allem im cremigen Ausklang Freude, ein Touch gekochte Maroni erinnert daran, dass draußen Winter ist.
Von der Insel Formosa, der „Schönen“, wie die Portugiesen Taiwan nannten, kommt der zweite und im Aufguss schon deutlich dunklere Tee. Dieser Oolong duftet erdiger, auch einen Touch Eichenholz-Späne und Nashi-Birne gibt es zu erriechen. Das Mundgefühl ist ebenfalls fast cremig, zu den zarten herben Noten – von Bitterkeit aber weit entfernt – kommen auch florale Noten, die entfernt an Jasmin erinnern. Für die Hipster-Fraktion: Der „Formosa Oolong“ wäre quasi das „Matcha Tiramisu“ zum Trinken! Und das, wie gesagt, Liter-weise und mit deutlich weniger Kalorien.
Bezugsquelle:
Haas & Haas, „Oolong Se Chuong“ ist um EUR 6,80 (100 Gramm-Packung) erhältlich, der „Formosa Oolong“ um EUR 6,60 (70 Gramm), beide im Webshop von Haas&Haas, www.haas-haas.at