„Der Wiener Gemischte Satz ist eine gute Antwort auf die Klimaverschiebung“, glaubt Fritz Wieninger auch an die Zukunft dieser Spezialität. Die Mischung der Sorten, so die Botschaft, einst als „Versicherung“ des Winzern bei schlechtem Reifeverlauf gedacht, wirkt auch in die andere Richtung. Man muss sich nicht vor Überreife und Säurearmut fürchten. Reserven für mehr „G’mischten“ hätte Wien genug, vor allem Oberlaa wird hier immer wieder als Hoffnungsgebiet genannt. Bis es so weit sein wird, kümmert sich der Stammersdorfer aber um seine 69 Hektar. Die machen nicht nur einen schönen Anteil an den 660 Hektar Wiener Weinbau-Fläche aus, der 20%-ige Anteil biologischen Anbaus – ein österreichweiter Rekord – geht ebenfalls zu einem Großteil auf das Konto des biodynamisch arbeitenden Wieninger.
Die Weine, das merkt man speziell bei reifen Jahrgängen wie 2012, brauchen dadurch vor allem viel Luft. Die erste Nase zeigt sich noch verschlossen, dafür belohnen diese Weine – großteils ohnehin als „Kindsmord“ zu betrachten, trinkt man sie jetzt – in zwei Jahren mit Tiefgang. Der Klassiker des Hauses, der Gemischte Satz 2013, hingegen präsentiert das frische Gesicht Wiens: Animierend bereits der Duft, gelber Apfel und eine zarte Ananas-Note. Das schöne Säurespiel beginnt bereits beim ersten Benetzen des Gaumens; hier matchen sich frische Kiwi und eine saftige Grapefruit, einmal obsiegt die säuerliche Note, dann wieder die Fruchtigkeit. Damit liegt vor allem das wesentliche Charakteristikum eines guten Wiener DAC vor – er macht Lust auf das zweite Glas.
Ein Jahr älter sind die „Alten Reben“, ein ebenfalls Gemischter Satz, allerdings mit der Lagenbezeichnung Bisamberg. Bekanntlich geht Wien in seinem Reglement von der Einteilung Klassik/Reservee ab. „Die Zuckerpyramide ist Schnee von gestern“, donnerte Wieninger bei der Präsentation der Weine. Sie beziehe sich nur auf die Reife der Trauben, sage damit aber nur bedingt etwas über die Gesamtqualität aus. Viele lasche und lediglich alkoholische Reserven, die dieser Tage durch die Verkosterkehle rinnen, bestätigen ihn in seinem Plädoyer für eine Lagen-Klassifikation. Nebenbei tut es auch der Bisamberger DAC, der aus 40-jährigen Rebstöcken stammt.
Weißburgunder, Grauburgunder und Chardonnay geben ihn ein relativ exotisches Grundgerüst mit. Guave, Papaya und eine zarte „sauvignon-eske“ Ader von Stachelbeere und Erbsen strömen aus dem Glas. Das Mundgefühl hingegen ist burgundisch; elegant und von zarter gelber Paprika zusammengehalten, blitzen hier einzelne Noten auf. Mal schiebt sich wieder die Guave in den Vordergrund, dann ist es ein Mandelton oder die feine mineralische Würze. Ein insgesamt sehr eleganter Wein, dessen 13,5 % Alkohol recht leichtfüßig wirken, da er immer neu überrascht. Irgendwie wie „sein“ Winzer, der gerade erst durch Übernahme des Hajszan-schen Weinbaus von sich reden machte.
Bezugsquelle:
Wieninger, Gemischter Satz DAC 2013, um EUR 9,90 bei Getränke Wagner, www.wagners-weinshop.com, der Wiener Gemischte Satz DAC „Bisamberg Alte Reben“ 2012 ist um EUR 12,40 ab Hof erhältlich, www.wieninger.at