Vor einem halben Jahr wagten wir hier eine (recht gefahrlose) Prognose. Damals kam der weiße Erstling, die „Sissy“ von Wiener Wermut auf den Markt. Und natürlich würde ihm irgendwann ein „Franzl“ folgen. Nun ist es so weit, auch wenn der maskuline Part des herben Duos nur „Franz“ getauft wurde. Allerdings floss auch hier einiges an Vorarbeit hinein, wie Peter Tikal, einer der Macher, bestätigt. Wieder stammen die Grundweine von Roland Kroiss in Sievering. Knapp anderthalb Jahre wurde mit dem Winzer verkostet, bis man eine Abstimmung für den Kräuterwein fand.
„Zweigelt ist unverkennbar die Basis, ein wenig St. Laurent ist ebenso dabei“, lässt man sich in die Karten schauen. Dazu kommen natürlich eine Spirituose, das Bitterkraut Wermut und weitere Kräuter-Extrakte, um die legale Definition eines Wermuts zu erfüllen. Freiheit nahm man sich ohnehin. Denn der rote Wermut ist weniger für die klassische Kombination mit Rye Whiskey („Manhattan“) oder Bourbon bzw. für einen „Negroni“ gedacht. Sondern er soll auch pur erfreuen, was Peter Tikal auch im Selbst-Test erprobte. „Mit frischen Beeren und einem kräftigen Schuss „Wild Berry“ und einem Spritzer Limettensaft“ – so ließe sich das etwa trinken.
Nun, wir schenken den „Franz“ pur eine und riechen einmal einen schönen Mix aus Beeren, wobei rote Früchte (Himbeere) sich ebenso zeigen wie Schwarze Johannisbeeren. Die herben Noten der Arthemisia absinthium sind dazwischen immer wieder zu erkennen, aber der Druck der Waldbeeren ist der stärkere Eindruck. Der Kostschluck bestätigt dann die generell herbe Grundierung, die aber mit zwei Ergänzungen versehen ist. Zum einen der weinigen Art, die durchschimmert – etwa im saftigen Cranberry-Akkord. Zum anderen findet sich wieder die leichte Vanille, die den weißen „Sissi“-Wermut aus Wien schon prägte. Hier passt das gut, auch der angedeutete Sternanis-Duft ergänzt die Würzigkeit.
Und lustiger Weise ist es in der Tat ein „Filler“, der den „Franz“ glänzen lässt. Wir versuchten es mit Eis und Soda, was die Aromen-Gewichte schon deutlich verschob. Vor allem der Gerbstoff kam hier so heraus, wie es für einen Rotwein-satten Wiener Wermut zu vermuten ist. Auch die Cranberry erhält an saftigem Drive, was wieder eine Bestätigung für die fruchtige Art dieses Bittergetränks darstellt. Und morgen probieren wir’s dann mit Tonic Water!
Bezugsquelle:
Wiener Wermut, „Franz“ ist um EUR 24,90 (0,5 Liter-Flasche) direkt im Webshop zu erwerben, www.wienerwermut.at