Der Eisenberg überrascht immer wieder. Nach der offiziellen Umbenennung des Weinbaugebiets Südburgenland nach seiner markanten Reben-Erhebung, eben dem Eisenberg, kamen erstmalig die 2016er auf den Prüfstand. Klarerweise waren es die Welschrieslinge des Frost-Jahrgangs, die bei der Jury-Auswahl für die alljährliche Wein-Trophy des Gebiets verkostet wurden. Doch bereits bei diesen 25 Weißweinen, die unter anderem für das Trinkprotokoll.at blind eingeschenkt wurden in der Ratschen, überraschte das Gebiet. Denn was der Frost übrig gelassen hatte zwischen Csaterberg und Rechnitz, Gaas und Deutsch-Schützen, war teilweise tief-fruchtig und intensiv wie ein Grüner Veltliner.
In der Burg Güssing wurde aus den fünf von der Jury Nominierten dann der Sieger verkündet – und es war kein neuer Name, denn bereits 2016 war der Sieg an das Weingut Straka gegangen.
Thomas Straka (kl. Bild) aus Rechnitz hatte die Frische von Limettenzeste und „Golden Delicious“-Apfel in seinem Siegerwein vereint, dessen Duft sich damit vom satteren Typus vieler „Welschs“ markant abhob. Frisch und kühl wirkt sein Welschriesling 2016er auch im Mund, er hat eine Qualität, die britische Kollegen gerne „mouth watering“ nennen. Man kann auch „süffig“ sagen, denn die Grapefruit-Note samt lebendiger Säure im Finish, macht Lust auf ein weiteres Glas. Wobei man ihn laut Winzer nicht unterschätzen sollte. „Das ist ein kräftigerer Typ, der auch nicht bis Herbst ausgetrunken sein muss, wenn der neue Jahrgang kommt“. Mit seinen zarten grasigen Noten und der knackigen Textur sollte das kein Problem sein, wobei er natürlich auch jetzt schon verdammt viel Trinkspaß bereitet.
Blaufränkisch 2014 in beiden Kategorien vorne
Wie Straka stand auch der in Güssing gekürte Sieger der „Blaufränkisch Klassik“-Trophy bereits einmal am Siegertreppchen – und zwar in jedem Jahr, aus dem der diesmal ausgezeichnete Wein stammte: 2014. Dazu muss man anmerken, dass die Blaufränker bei der „Wein Trophy“ nicht DAC-Status haben müssen und auch aus allen Jahrgängen stammen können, die im Handel sind. Im Falle des Siegerweins, den Eduard Weber gekeltert hatte, war beides der Fall. Der kleine Betrieb, der präzise den Alkohol (13,2 %) am Etikett auswies, verkauft vorrangig lokal, es gibt auch keine Homepage, dafür aber einen Preis, bei dem man schnell zu unserem „Bezugsquellen-Hinweis“ hinunterscrollen sollte (aber auch wieder zurück zum Text!).
„Säurebetont und mit schönen Tanninen“, stellt sich der kühle Jahrgang, der gegenüber einigen 2015ern die Nase vorn hatte, für den Winzer dar. „Angenehm zu trinken“ sei sein Blaufränkisch, ergänzte Edi Weber, kein Mann großer Worte, dann noch.
Wir reichen nach, dass der nach Vanille und Schokolade duftende Deutsch-Schützener Rotwein Saftigkeit und Würze mustergültig vereint: Die Kirschfrucht ist kühl, aber ausgeprägt, wird aber von einem dunkel-mineralischen Ton begleitet. Man mag an Graphit denken, schwarze Oliven oder auch Fenchelsamen – in jedem Fall gibt dieser Zug die Finesse, die man von einem „Eisenberger“ erwartet. Genau aufgrund dieser Frische und Würze reihte die Jury ihn auch vor die in den meisten Fällen fruchtsatteren 2015er.
„Der Preis ist viel wert“, freute sich der jüngste Ausgezeichnete David Wachter. Er stand ebenfalls bereits im Vorjahr bei der Siegerehrung, auch damals mit der DAC Reserve. Womit nicht nur Thomas Straka (Welschriesling), sondern auch Wachter (Blaufränkisch Reserve) ihren Titel verteidigen konnten. Im Duft erinnert sein 2014er an Mon chéri mit denreifen Kirscharomen und dem Kakaopulver-Geruch, in den sich auch Bockshörndl mischt. Die kühle Art, die der Jahrgang geprägt hat, macht den Kostschluck saftig und recht zugänglich, zur Weichsel als aromatischem Kern gesellen sich würzige Noten wie schwarze Olive und – ebenfalls typisch für den Eisenberg – auch ein an Lorbeer erinnerndes angenehm würziges „Bitterl“. Das Tannin wirkt weggeschliffen, dafür stützt die immer noch präsente Säure den Eindruck einer recht trinkanimierenden Reserve, die jetzt bereits viel Spaß bereitet. Eine Überraschung mehr vom Eisenberg, könnte man auch sagen.
Bezugsquellen:
Thomas Straka, Welschriesling 2016 ist um EUR 10 beim Online-Handel Weinskandal erhältlich, www.weinskandal.at
Anita und Edi Weber, Blaufränkisch 2014 ist um EUR 5,50 bei der Vinothek Eisenberg erhältlich, www.c-shop.at/vineisen
Wachter Wein, Eisenberg DAC Reserve 2014, ist um EUR 11 ab Hof erhältlich, http://wachterwein.at