Unser Ausblick auf die Getränke-Trends (hier nachzulesen), hat es schon ausgeführt: Immer mehr Winzer gehen weg von der Lohnversektung und ziehen die komplette Schaumwein-Erzeugung wieder an sich. Die technischen Gründe – hat man sich einmal das Equipment besorgt – liegen auf der Hand: Der ideale Zeitpunkt für das Entfernen der Hefe (Degorgieren), das Versehen mit Zucker (Dosage) und letzlich auch die Abfüllung läßt sich eben im eigenen Keller präziser gestalten als per Ferndiagnose. Vor allem aber bringt die Eigen-Versektung neben dem schonenderen Umgang mit dem Grundwein aber auch eine klare Trend-Diagnose mit: Winzer-Sekt ist vom netten Gimmick, den man als Buschenschank-betreibender Winzer fast haben muss, zu einem wirtschaftlich attraktiven Produkt geworden. Um es etwas vereinfacht zu formulieren, ergibt nicht optimal reifes Traubenmaterial (wir wollen Säure, nicht Üppigkeit!) zumindest gleich gute Preise wie der weit mühsamer errungene Wein aus der selben Sorte.
Sekt in Flaschengärung unter zumindest elf Euro wird sich kaum finden, dafür eignen sich aber auch durchaus weniger prestige-trächtige Sorgen hervorragend zum Versekten. Wer’s nicht glaubt: Riesling und Sauvignon blanc wird man eher selten finden im Sektregal. Persönlich ist uns die sprudelnde Variante aber allemal lieber wie ein belangloser Muskateller, für den auch zehn Euro oder mehr aufgerufen werden. Doch es geht um keine Aroma-Sorte, die im konkreten Falle zum Sekt wurde.
Denn in der Südsteiermark hat sich über die letzten Jahre ein Sekt-Boom entwickelt. Und auch hier schicken die Winzer vermehrt nicht mehr ihre Grundweine auf die Reise, sondern perfektionieren sie selbst zum prickelnden Genuss. So geschieht es auch in Leutschach. Florian und Peter Masser lieben das Experimentieren. Unter anderem haben sie deshalb den größten Bestand an Fässern aus Granit in ganz Österreich im Keller. Auch die neuen PIWI-Sorten pflegt das Leutschacher Vater-Sohn-Duo in den Weingärten. Die Schaumwein-Palette erweitern die Massers um die Sorte Zweigelt, die in diesem Fall als Rosé Brut in die Flasche kam.
Der rosa Sprudel im Glas duftet nach Himbeeren und Pink Grapefruit, seine Frische bringt die roten Fruchtnoten mit jedem Bläschen ein wenig anders hervor: auch an Papayawürferl darf man denken. Druckvoll schlägt der Brut Rosé auch im Mund Brücken zwischen verschiedenen Frucht-Geschmäckern. Anfangs ist es Roter Apfel, dann wieder erinnert der steirische Schaumwein an Mandarinen, bisweilen auch an säurige Brombeeren. Auffällig ist aber vor allem, was man nicht merkt. Denn der Masser-Sekt schafft es, die beiden Extreme heimischen Schaumweins zu vermeiden. Während manche es ja schaumig lieben, lehnen nicht wenige cremig den Gaumen auskleidende Sekte ab. „Schaumhäferl“ ist der Zweigelt-Schaumwein keines. Er bringt aber auch nicht die betont trockene Art eines Gaumen-„Kärchers“ mit, bei dem die Säure im Vordergrund steht.
Der schöne Balanceakt zwischen vorgetäuschter Fülle durch die Perlage und Furztrockenheit gelingt hier. Dazu tragen neben der niemals plakativen Frucht, die ein Übergewicht der Säure verhindert, auch die im Hintergrund merklichen salzigen Noten bei. Bisweilen kratzen sie an Eisen-Geschmack, doch auch das erweitert das Spektrum dieses frischen UND rotfruchtigen Rosésekts. Als solistisches Glas zum Aperitif geht er immer, allerdings träumt man sich auch kleine Crevetten oder den Sommer herbei. Die Zeit also, wenn wieder Garnelen frisch vom Holzkohlegrill kommen – dafür ist diese Art von Zweigelt geradezu gemacht.
Bezugsquelle:
Weingut Masser, „Brut Rosé“ 2018 ist um EUR 12 ab Hof bzw. online zu erwerben, www.masser.cc