Es war ein sonniger Tag und auch der Anmarsch zauberte uns ein Lächeln ins Gesicht. „Spritmuseum“ ist einfach witzig, auch wenn das Schweden nicht so sehen. Denn dort versteht man unter dem Haus unweit des berühmten Vasa-Museum schlicht das Schnapsmuseum der Hauptstadt Stockholm. Ludwig Andersson macht die schnelle Einführung, denn wir sind nicht für den Museumsrundgang da. Sondern, um gemeinsam nordische Spirituosen zu verkosten.
Diese machen immer einen recht ernsten Eindruck, was sich vielleicht aus der Geschichte erklärt, die lange sehr Alkohol-feindlich war. Wenn man zu den teuren Destillaten greift im Norden, dann sollten sie gut sein. So reimen wir uns das zusammen. Und doch stimmt zumindest der zweite Teil. Die Qualität ist hoch. Vor allem beim Whisky lachen da einige besonders aus dem Glas heraus. Am Ende, als die Blindproben aufgedeckt werden, steht fest: Viele unsere Lieblinge kommen aus Dänemark.
Darunter etwa der vielleicht bekanntestes Whisky des Landes. Stauning hatte mit dem Roggen seinen eigenen Weg gefunden, auch wenn dieses Jahr schlechte Nachrichten die Brennerei erreichten. Der Haupt-Finanzier war abgesprungen, die Expansion – vor allem in Übersee – gestoppt. Doch der „Rye“ als Kernprodukt hat es immer noch drauf. Fast strahlendes Rotbraun im Glas leitet einen Whisky ein, der nach Sägemehl und Nüssen duftet. Dem Alter nach ist das noch ein junges „liquid“, das von viel Holzwürze beeinflusst wird.
Man denkt zuerst an Wildleder, grüne Haselnüsse und Holunderholz. Am Gaumen wird es cremig, auch leicht süßlich tritt der Stauning da in Erscheinung. Karamellartig ist dieser Eindruck, der somit einen guten Einstieg in die Welt des dänischen Whiskys darstellt. Nach diesem einladenden Schluck wird es kantiger. Im Nachhinein kann man sogar sagen: Versteht das wörtlich. Denn die beiden hoch bewerteten Whiskys stammen aus den kleinen kantigen Flaschen der Copenhagen Distillery. Wir waren einst dabei, als sie ihren Erstling abfüllten. Aus zwei Gründen blieb uns dieser Beitrag (hier nachzulesen) in Erinnerung. Wir hatten endlich wieder ein Gespräch mit Jim Murray (Whisky Bible). Und es war die letzte Flugreise für längere Zeit – sie erfolgte unmittelbar vor dem Lockdown des Jahres 2020.
Doch es ist nicht Sentimentalität, die uns schwärmen lässt in den Trinkprotokollen aus Stockholm. Sondern eine gewaltige Entwicklung, die von den Abfüllungen „Rare“ (Edition 4) und „Raw“ präsentiert wird. Beim noch ziemlich neuen „Rare“ ist es die schöne Farbe, die bei diesem Copenhagen-Whisky als erstes auffällt: Orangefarbene Farbtöne und goldbrauner Kern leiten den „Rare“ ein. Die Nase nimmt einen verlockenden Duft von Papaya und Orange wahr, der einem Kern aus schmelzender Zartbitterschokolade die Krone aufsetzt. Ein cremiger Film bedeckt förmlich unseren Gaumen, Schokolade und Kakao machen hier viel vom Charakter aus – am Ende entsteht eine schön cremige Qualität von süßem Melasse-Sirup.
Mit dem „Raw” (Edition 5) in Fass-Stärkle toppt die Brennerei in der dänischen Hauptstadt das dann noch einmal. Wieder muss man das Preisschild ausblenden, doch brennen können sie am Kløvermarksvej!
Süßwaren-Düfte führen die Assoziationen in verschiedene Richtungen: Der Whisky erinnert an Schoko-Brownie, Marzipan-Brote und ein Schokolade-Mousse mit Sauerkirsch-Topping, aber auch an getrocknete Birne. Tamarinden bringen Komplexität im süß-sauren Stil auf den Gaumen. Wenn man den hohen Alkoholgehalt von 59,7% vol. mit etwas Wasser zähmt, wird das mit einer nussigen Schokoladen-Fülligkeit belohnt „Echt ein Schluck für Genießer“, nicke ich dem Herren des Schnapsmuseums zu.
Bezugsquellen:
Stauning, Rye kostet EUR 54,90 im Rumzentrum, www.rumzentrum.at
Copenhagen Distillery, „Raw Edition“ kostet EUR 195,-, die „Rare Edition“ wird um EUR 350,- (0,7 l Flasche) angeboten, beide bei Rob Stark Wines, https://robstarkwine.at






