Österreichs ungewöhnlichstes Weinfass steht in Hof bei Straden und wiegt 1.500 Kilogramm. Das einem Sarkophag ähnelnde Ungetüm aus Basalt steht hinter einem der ungewöhnlichsten Weine des Landes. Stefan Krispel hat 2012 eine Cuvée aus Sauvignon Blanc (70%) und Grauburgunder (30%) in das 350 Liter fassende Behältnis gefüllt. Das Material hat am Hof der Krispels immer schon eine Rolle gespielt, an sich reift darin der Neusetzer Speck. Das hat man sich für die Austro-Variante vom italienischen Lardo abgeschaut, der ja in Marmortrögen ruht.
Nach der langen Zeit im steinernen Gefängnis präsentierte Krispel nun erstmals den „B 1“. Das »B« steht dabei für Basalt, der Einser für „der Erste und Einzige“. Denn Krispel hat sich gleich das ganze Verfahren patentieren lassen. „Der Vorteil der Maischevergärung bleibt erhalten“, ist der Winzer überzeugt, den Gerbstoff vieler „Orange Wines“ kann er aber nicht leiden. Und genau den mildert der Basaltstein, auch wenn bei ihm ebenfalls die Trauben im eigenen Saft liegen – was mitunter das Füllen ein wenig schwierig macht. Auf der Homepage sucht man die immer in Kleinmengen abgefüllten Weine daher auch vergeblich.
Tropenfruchtiges Fundament, aus Basalt gebaut
Wie aber schmeckt der Rebensaft der Lagen Hochstrandl und Neusetzberg aus dem Basalt? Nun, damit gleich einmal die naheliegendste Pointe erstirbt: Nicht nach Stein. Dafür aber intensiv wie wenige Sauvignons, ja überhaupt wenige Weissweine. Wenn man vom „Ausbau“ des Weins spricht, dann hat hier der Basalt ein ganzes Stockwerk mehr errichtet. Der Duft etwa spannt den Bogen von Guave und Lychee bis zu Ribisln und frisch gedämpftem Couscous, tropenfruchtig ist er ohnehin. Saftig und dicht setzt sich in der Cuvée der vorlautere Sauvignon in Szene – das ist schwarze Johannesbeere pur.
Der unfiltrierte „B 1“ mag vielleicht trüb im Glas erscheinen, am Gaumen aber strahlt er. Zart herb ist der Gerbstoff-Rest, er erinnert im Geschmack an Orangen-Schalen, man entdeckt aber minütlich neue Nuancen in diesem Wein. Etwa saftige Papaya. Im Finish wieder scheint auf einmal auch etwas Kokos dazu sein (stampft da quasi der Grauburgunder auf?!), die Intensität aber prägt ihn durchgehend. „Die ganz eigene Aromatik“, kommt laut Stefan Krispel bestens an. Die Rarität wird also keine bleiben: Die nächsten neun Stück des Basaltfasses hat er schon bestellt.
Bezugsquelle:
Weingut Krispel, „B 1“ (Sauvignon blanc/Grauburgunder) 2012, ist um EUR 42 ab Hof erhältlich, www.krispel.at