Dry Farming entspricht quasi dem, was wir Alpenbewohner als Permakultur kennen. Gearbeitet wird nach dem Motto: Die Natur sucht sich ihres schon. Eingriffe wie Bewässerung oder Pflanzenschutz vor Kälte spart man sich weitgehend. Eine radikale Philosophie, die den Darwinismus auf Kulturpflanzen anwendet, auf dass sie quasi nicht de-naturieren. Die Harten in den Garten, nur ernst genommen eben. Wenn sich ein Imperium, wie die Montes-Wineries, dafür interessiert, steigt die Aufmerksamkeit halt etwas höher als beim Huber-Bauern. Mittlerweile sind die ersten „Dry Farming“-Weine der Chilenen, die auch so ausgeflaggt werden am Etikett, verfügbar. Weitgehend wurde dabei auf die künstliche Bewässerung, die praktisch automatisch mitgedacht wird, wenn es um „Neue Welt“-Weine geht, verzichtet.
Und prompt gab es eins auf den Zylinder, pardon: die Alpaka-Mütze – der Jahrgang 2012 mit seiner Trockenheit ließ den Ertrag noch radikaler sinken als gedacht. Für den für Montes-Verhälnisse rarsten Wein, den Syrah, wird auch ein wenig Cabernet (8% waren es 2012) beigefügt und – für Europa ungewöhnlich, seit das Chianti damit aufhörte – auch 3% Weißwein, konkret Viognier. Die Würze, die man gemeinhin im Syrah-Duft erwartet, zeigt weniger die ätherisch-minzige Eukalyptus-Variante, sondern eine eher pfeffrig-erdige Note. Eibischteig, Thymian und schwarzer Pfeffer, vielleicht auch etwas Schwarztee, umgarnen eine satte Kirschfrucht.
Saftig und wieder mit einem deutlich kirschigen Geschmack kommt der Syrah auf die Zunge. Schubweise folgt der Gerbstoff nach; was anfangs wie ganz zartes Tannin wirkte, wächst sich ziemlich aus. Trotz der 14,8 % Alkohol wirkt der Chilene leichter – vielleicht ein Effekt der kleinen Weißwein-Gabe. Sicher nicht für den Geschmack verantwortlich sind die 3% Viognier, wenn es um den Abgang geht: Vanille und – Sortenfanatiker jubeln auf – auch Minze melden sich ganz am Ende.
Der noch intensive Bruder aus dem „Dry Farming“-Programm ist der Merlot 2012. Durch die klimatische Klatsche in punkto Ertrag geprägt, macht der „überlebende“ Teil der Colchagua-Reben mächtig Spaß. Das, was der heiße Jahrgang am Stock übrig ließ, ist nämlich very intense. Heidelbeere, intensive Vanille-Noten und eine zarte Kakao-Note (ein Mit-Verkoster schrie wirklich gleich „Benco“!) prägen die schmeichelnde Nase diese Chilenen.
Dazu kommt am Gaumen eine saftige dunkelfruchtige Art, die mit „Hollerkoch“ gut umschrieben wäre. Die Vanille – „guter Holzeinsatz“, raunt der heimische Winemaker am Tisch – lässt sich auch hier nicht leugnen. Flankiert werden die Sekundäraromen aus dem Fass aber von einer zarten Espresso-Note, die sich gegen Ende zu einer richtigen Tannin-Struktur entwickelt. Vordergründig ist das quasi der Prototyp einer Fruchtbombe, mit viel Luft (wir reden von vier Stunden) wird daraus ein satter Wein, der die 14,5% aber nicht vermuten lässt. Dafür aber kann der Montes „Alpha“ aber so ziemlich jedes Wildragout beider Hemisphären begleiten.
Bezugsquelle:
Montes, Alpha Syrah 2012 und Merlot 2012 sind jeweils um EUR 15,90 bei Wein Wolf erhältlich, www.wein-wolf.at