Sie ist zurück! Nach zwei Verschiebungen wird die VieVinum von 21. bis 23. Mai in der Wiener Hofburg wieder Weinfreunde glücklich machen. Wobei der Fokus diesmal auf Fachbesuchern liegen wird, unter den 500 Ausstellern findet sich auch ein Gastland. Genau genommen sind es sogar zwei Regionen, Sizilien und Südtirol, die bereits bei der Präsentation der Messe durch Alexandra Graski-Hoffmann eine Rolle spielten. Denn die Weine der vertretenen acht Südtiroler Weingüter gab es nach dem Pressegespräch im Steirereck zu verkosten.
Der erste Vor-Geschmack stammte von einer der Winzer-Genossenschaften, die für den Südtiroler Weinbau so prägend sind. Die Kellerei Nals Margreid und ihre 138 Winzer (bzw. 160 Hektar Rebfläche) stellten sich mit einem Pinot Grigio des Jahrgangs 2020 vor. Der „Sirmian“ wurde in großen Holzfässern zu 1200 und 3000 Litern vergoren und gereift. Die Cremigkeit dieser acht Monate auf der Feinhefe schmeckt man ihm auch an. Gelbe Kiwi, Quitte und etwas Senfsaat, dazu auch Nussnoten – wie von leicht angerösteten Haselnüssen – sind zu riechen.
Zum Beissen dicht ist dieser Südtiroler dann am Gaumen; etwas Butterkeks und gelber Fruchtschmelz, bei dem man an Orangenfruchtfleisch denkt. Das säurige Element ist aber ebenfalls vertreten und sorgt für Trinkanimo. Wozu auch ein Alzerl Salz im Finale das Seine beiträgt. Entsprechend lautet auch die Empfehlung der Kellerei, den „Sirmian“ 2020 doch zu Spaghetti mit Sardinen oder Fischsuppe einzuschenken. Wir dürfen ergänzen: Auch zum Beuschel mit Schnittlauchknödel machte sich der Wein bestens!
Vom ehemaligen Obmann der Freien Weinbauern Südtirol (vignaioli dell’Alto Adige) stammte dann der herausragende Rotwein im Steirereck, ein Blauburgunder. Der 2019er „Mason“ von Michael Graf Goëss-Enzenbergs Weingut Manincor erlebte einen 16-monatigen Holzfassausbau. Der Anteil an neuen Barriques war mit 20 % gering; aus ihnen erfolgte eine Selektion, die vor allem die Fässer der höchstgelegenen Parzelle (450 Meter) und der ältesten Reben bevorzugte. Das Ergebnis beeindruckt. Vor allem jene, die Pinot Nero für einen verkopften Wein halten, mit dem die Intellektuelleren aus der alten Weinschule renommieren gehen. Denn der „Mason“ ist wunderbar süffig. Der Duft ist pures Beerenkonfit, wie ein Röster aus gemischten Waldbeeren duftet es säurig und herb zugleich aus dem Glas. Allenfalls etwas Nougat bricht noch durch diese glockenklare Rotweinfrucht. Bei den Weißweinen erlebt man öfters diesen frischen „Südtirol-Ton“, den die kühlen Nächte mit sich bringen. Dieser Rote hat scheinbar auch mineralische Kühle aus den Dolomit-, Porphyr- und Granit-Adern gezogen.
Denn die schlanke Art am Gaumen sorgt für wahlweise eine Schrecksekunde („war es doch nur ein „Nasenwein““?) oder gelungenen Cliffhanger. Denn bevor man festhält, dass die rote Beeren-Frucht wieder da ist, hat man das Kostglas auch schon geleert. Der feine Gerbstoff ist der einzige Widerhaken, denn ansonsten ist dieser Manincor abgerundet wie ein Bachkiesel, nur eben einer, der nach Himbeere und Rooibos-Tee schmeckt. Wunderbar zugänglich zeigt sich dieser Jahrgang 2019. Und wir freuen uns ein Wiedersehen mit den Weinen des Grafen im Mai bei der VieVinum!
Bezugsquellen:
Nals Margreid, Pinot Bianco „Sirmian“ 2020 wird um EUR 20,80 beim Versand von Mair&Mair angeboten, www.mair-mair.com
Manincor, Blauburgunder „Mason“ 2019 ist um EUR 37 bei Wagners Weinshop erhältlich, www.wagners-weinshop.com