Man könnte Nicolas Perrin glatt für einen einzelnen Winzer halten, dabei verbirgt der Name eine zutiefst französische Geschichte. Denn Nicolas Jaboulet, der dem Haus seinen Vornamen gab, stieg aus dem Weingut seiner Vorfahren aus. Dafür klopfte der Mann von der nördlichen Rhône in Orange bei der Familie Perrin an. Die hat mehr als genug Platz für die Vinifizierung und Erfahrung ohnehin. Schließlich ist die Familie nicht nur für Brad Pitts Rosé Miraval verantwortlich, sondern für die weitaus älteren und prestige-trächtigen Rhône-Blends vom Château de Beaucastel.
Kurz gesagt, kümmert sich Nicolas Jaboulet um die Auswahl der Weine im Norden und macht mit Marc Perrin weiter südlich dann die Weine, die dem vereinten „Nicolas Perrin“-Stil entsprechen. Keine große Sache im Lande der Négociants, wo nicht jeder, der Wein abfüllt, auch Weinberge haben muss. Spannender ist schon die Sorte, die uns ins Glas kam, denn der Viognier hatte auch in Österreich einen – und genau einen legendären Vertreter, als Peter Veyder-Malberg noch im Weinviertel die Hardegg’sche Weinproduktion leitete. Der ungewöhnliche Wein, natürlich nicht im Österr. Sortenkataster, zählt zu einem der langlebigsten heimischen Weißen, über den bei Altwein-Verkostungen oft genug Staunen herrscht.
Auch in seiner französischen Heimat wird das ein beachtlicher Schluck Wein, stellt man schnell fest: Tropenfruchtig und zart rauchig von Beginn an, lassen sich Papaya, Guave und Blutorange ausmachen. Das riecht schon einmal nicht konventionell. „Saftiger Apfel-Birnen-Mix“, meldet der Gaumen anfangs, aber vor allem ist da der Zwiebelschalen-Ton, der uns immer ein Spiel zwischen Süß und Sauer anzeigt.
Denn Säure ist zum Glück noch da, sie muss eine cremige Melange im Zaum halten, in der Kokos und Vanille durchschimmert (dürfte das etwas Fassholz sein? Laut Winzerinfo eigentlich nicht!). Leichte Erfrischung ist das jedenfalls keine, doch in Summe wirkt der 13,5%-Wein gar nicht so üppig – denn immer wieder mischt sich zwischen Vanille und der karamelligen Note rötliche Tropenfrucht: Pomelo und ja, tatsächlich: Lychee, vor allem im Nachgeschmack! Wüßten wir es nicht besser, wären wir wohl auf Rotgipfler getippt. Wie der Thermenregions-Klassiker empfiehlt sich auch dieser Wein zur schärferen (Asia-)Küche wärmesten! Kurz: Exotik und dosierte Kraft, das alles zu einem vernünftigen Preis und von einem Weingut, das nicht jeder kennt – was will man mehr?
Bezugsquelle:
Maison Nicolas Perrin, „Viognier“ 2014, ist um EUR 12,88 bei Wein & Co. erhältlich, www.weinco.at