Die Story, wie ausgerechnet die Whiskey-Fälscher in der Prohibition mithalfen, „Four Roses“ zu einer der bekanntesten US-Marken zu machen, ist herrlich. Und sie paßt zu einem Abendessen, bei dem Dan Priseman wieder das Epos von Aufstieg und Fall eines Imperiums erzählt. „Wieder“ deshalb, weil der Markenbotschafter einmal jährlich in Wien zur Verkostung der Limited Edition des Hauses lädt. Durch eine völlig falsche Konzernpolitik wurde der einstige „Household name“ zu einem allenfalls im Cola-Whiskey geduldeten Getränk. Ausgerechnet die Übernahme durch den japanischen Multi Kirin setzte dem ein Ende. Als erstes entschied man, dass wieder lange Fasslagerung und Premium-Bourbons an der Tagesordnung stünden. Offenbar eine gute Entscheidung der neuen Eigentümer – den Titel des US-Distillers of the Year holte man drei Jahre in Folge.
Und so wird etwa die „Limited Edition 2013“ 13 Jahre lang gelagert und gelangt erst dann – handverlesen von Master Distiller Jim Rutledge – zur Flaschenabfüllung. Wobei diese in Fassstärke von 60,9% gefüllte Variante auch tatsächlich rar ist; für Österreich wurden gerade 100 Flaschen angeliefert, weltweit gibt es 1.800 davon. Limitierung allein macht aber noch kein großes Produkt, doch bei der im 125. Bestandsjahr aufgelegten „Limited“ geht man insgesamt etwas weg vom weichen Charakter der Schwesternlinien.
Der Roggenanteil ist mit 35% wie beim „normalen“ Single Barrel recht hoch, aromatisch schlägt das in einer „weihnachtlicheren“ Nase zu Buche: Piment und etwas roter Pfeffer, dazu dunkler Honig und etwas Gewürznelke umrahmen einen Kern aus Bergamotte. Von den „hard spice“-Noten im Duft ist am Gaumen weniger zu merken, hier dominiert eine sehr trockene Art, geschmacklich stechen vor allem Nuss-Aromen hervor, eher es im Finish reichhaltig und lang wird. Bitterschokolade, geröstete Mandeln und auch etwas Trüffel bleiben deutlich haften.
Für die kleinere Brieftasche geeignet und als persönlicher sentimentaler Favorit sowieso gut angeschrieben, entpuppte sich aber im Rahmen der Verkostung wieder der „Small Batch“ als eine weniger komplexe, aber nie enttäuschende Wahl. Eine Menge getrockneter Früchte, Pfirsich, dazu Ananas und Mango, sowie die nussigen Noten – Pekan- und Haselnuss sind auszumachen – dominieren im Duft. Der Wunschvorstellung des Master Distillers („dry, fruity and with peppery notes“) entspricht dann der Gaumeneindruck ziemlich gut: Viel Frucht, diesmal Marille, etwas Manner-Schnitte, Blockmalz und eine Portion Pfeffer machen den „Small Batch“ zu einem geschmeidigen, aber keinesfalls belanglosen Whiskey, der auch Bourbon-Skeptiker freuen sollte.
Bezugsquelle: Four Roses Bourbon, „Small Batch“ ist um EUR 44,90, der „Single Barrel Limited Edition“ um EUR 129 bei Ammersin erhältlich, www.ammersin.at