Maulbeerbäume (morus alba) sind hierzulande weitgehend verschwunden. Als man sich in punkto Seidenzucht autark machen wollte, pflanzte man sie sogar von Staats wegen in der Monarchie. Dabei sorgen die Blätter nicht nur als Raupennahrung für Furore – die chinesische Volksmedizin schwört seit langem auf den Aufguss. Ein Grund dafür trägt den sperrigen Namen 1-Deoxynojirimycin (DNJ). Simpler gesagt hilft dieser Inhaltsstoff, den Blutzucker zu senken. Das erklärt auch den Run, der auf die Maulbeer-Blatt-Tees von Haas&Haas herrscht. Den auch eine andere Klientel hat die Maulbeer-Blätter entdeckt: Sie ergeben nämlich auch einen blauen (!) Tee. Doch davon gleich mehr.
Denn als erste Variante dampft der pure Blatt-Aufguss, quasi die chinesische Ur-Form, in der Tasse. Dass diese ein wenig nach Spargel-Quiche duftet in ihrer Kombination aus Getreide, zarten Röst-Noten und eben dem Stangengemüse, ist kein Zufall. Neben Eisen und Kalzium (sechs Mal so viel wie Grüntee) enthält Maulbeere auch die Amino-Säure Asparagin – wie der Spargel wirkt der Tee auch (harn-)reinigend. Der reine Maulbeer-Tee erinnert mit seinem Duft an Grüntee, allerdings ist eine spezifische Süße merkbar. Ihr entspricht am Gaumen ein Geschmacksbild, das an Mandelcreme und weiße Schokolade anklingt. Allerdings ist auch die grüne Frische – man mag an gedämpften Mangold denken – da. Wem grüner Tee immer zu herb war, aber etwas Gesundes sucht, sollte mal das schwarze Maulbeer-Sackerl aus dem Teehaus versuchen.
Aus der Suppe in die Tasse: Kaffir-Blätter
Die asiatischen Varianten (es gibt auch die Kombi Ingwer-Maulbeere) verkörpert für uns der erste aromatisierte Tee aus dem Maulbeer-Quartett. In diesem Fall sind es die Kaffir-Blätter, die man auch aus der Thai-Küche kennt. Wie wir dieser intensive Aromageber der Tom Yum Goong-Suppen in der Tee-Tasse wirken? Nun, über die spezifische Zitruskraft der Kaffirblätter legt sich bereits im Duft der zart malzige Geruch des Maulbeer-Tees. Man denkt an Laugenstangerl, aber auch an Zitronen-Tarte, bei dieser Kombi. Der Aufguss selbst schmeckt nach etwas Zimt, was dem Tee einen Touch der „Spekuloos“-Kekse verleiht, die die Belgier so lieben. Erst im Abgang kommt dann der Zitruskick wieder, mit einer deutlichen Frische klingt der Tee aus. Man kann sagen, die „Kaffir“-Limetten haben hier gefruchtet!
Und dann wäre da noch der Tee, der nach einer gläsernen Tasse oder dem alten böhmischen Teeglas verlangt. Denn es wird blauer Tee aufgegossen. Die dafür verantwortliche Schmetterlingserbse ist ein Scherzartikel, der erst im Verein mit einem anderen Blatt seine einzigartige Qualität ausspielt. Wie ein pflanzlicher Stichwort-Geber sorgt das Maulbeerblatt dafür, dass die Clitoria ternatea (der lateinische Name verrät einiges über die „intime“ Form der blauen Blüten) ihre Farbmagie im Teeglas wirken darf. In Asien kennt man die Pflanze seit langem, früher als Haarwuchs-Mittel (!), heute als Farbgeber im Lebensmittelbereich. Und so kam die „Butterfly Pea“ auch auf den Tee.
Der „Blaue“ riecht nach Kuchen und Roggentoast, eine leichte Süße – vielleicht am besten als in Milch getunkte Biskotten beschrieben – ist ebenfalls im Duft der Tasse da. Die Kombination aus cremigem Mundgefühl (Reis-Creme), zarten Gemüse-Noten (gelbe Fisolen) und etwas Brioche sorgt neben der Farbe auch für einen überraschenden Geschmack. Ein buttriger Hall rundet den Aufguss mit der „Butterfly Pea“ ab.
Bezugsquelle:
Haas & Haas, Bio-Maulbeerblätter-Tee kostet EUR 4,80 (50 Gramm), die aromatisierten Versionen „Kaffir-Limette“ und „Schmetterlingserbse“ sind zu jeweils EUR 6,80 zu haben, alle bei Haas&Haas bzw. im Web-Shop, www.haas-haas.at