Kleinhöflein ganz groß! Michael Kirchknopfs Verkostungserfolge, speziell mit seinen weissen Burgundersorten, haben das Augenmerk auf das Weingut gerichtet, das auch wirklich einen Knopf (mit stilisiertem „K“) als Logo führt. Der 25-Jährige, dessen „Großvater noch hauptsächlich Müller-Thurgau im Doppler machte“, hat seine 15 Hektar im Griff, wie eine Kosttour durch die Chardonnays des Hauses zeigt. Neben dem Lagenwein „Fehlmühl“ füllt er auch einen Leithaberg, der je nach Jahrgang reinsortiger „Chardo“ sein kann oder mit Weissburgunder ergänzt wird, um nicht zu breit zu werden.
Der „Fehlmühl“ brilliert mit einer Frische, die irgendwo zwischen den Eckpunkten Grapefruit und Alpenkräutern zu verorten ist, mit mehr Luft kommt dann auch Reife hinzu – Vanille und gelber Apfel übernehmen dann das Aromen-Regiment. Am Gaumen ist der Chardonnay erwartbar saftig, die Stammtisch-Gäste würden das wohl „a Mäu voll Weu“ nennen. Tatsächlich gibt die Zitrusfruchtnote, am ehesten Kumquat, ein schönes Spiel zwischen Säure und Frucht vor. Nussigkeit und eine an Nektarinen erinnernde Saftigkeit des Weins, lassen einen kaum genug davon bekommen. Zumal die gegen Abgang aufkommende Mineralik das Potpourri abrundet.
Reifer hingegen präsentiert sich die Cuvée aus Chardonnay und Weissburgunder, die bei Kirchknopf den 2012er „Leithaberg DAC“ darstellt. Hier schlägt bei aller Buttrigkeit die Würze in eine ganz andere Richtung aus: Curry, Thai-Basilikum und Schaumzuckerware, dazu – damit wir nicht ganz entgleisen mit den Duftbeschreibungen – auch gelbe Äpfel, machen neugierig. Die Karamelltöne am Gaumen stellen gleich einmal klar, dass hier ein üppiger Wein wartet, dennoch ist Frucht da. Vielleicht ein wenig im Hintergrund, aber die zart wächserne Karambolfrucht ließe sich erkennen. Vom Karamell ist es zur Banane nicht weit, auch sie entstammt dem gelbfruchtigen Spektrum, das dieser 2012er vor uns entfaltet. Momentan schön antrinkbar, aber da kommt eventuell noch deutlich mehr.
Mineralisch packend: So muss Leithaberg sein!
Und dann gibt es bei Michael Kirchknopf auch noch den Siegerwein schlechthin – seinen weißen Leithaberg, mit dem er gerne bei der DAC-Verkostung des Magazins „profil“ abräumt. Diese Mischung aus Pink Grapefruit, viel Nuss und etwas Nektarine wäre an sich schon vielversprechend, doch ist sie zusätzlich noch schön würzig unterlegt. Was genau meint in diesem Falle „würzig“? Schwer zu sagen – bis, ja bis man den ersten Schluck dieses Leithabergs kostet. Praktisch vom ersten Moment an ist da eine rauchige Note; wie ein Nebel legt sie sich auf den Gaumen, erst allmählich lässt der würzig-mineralische Film auch Frucht durch. Die hat es aber in sich, wieder saftige Nektarine, dazu Papiernuss und ein Spiel zwischen Säure und Fruchtigkeit, das einfach fasziniert. Zumal sich zu dieser an eine Zwiebelmarmelade erinnernde Spannung auch noch die Mineralik gesellt, die man oft vergeblich sucht in „Leithaberg DAC“-Weissen. Hier alles vorhanden, der Chardonnay stellt einen würdigen profil-Sieger dar und einen schönen Höhepunkt der weißen Serie Kirchknopfs zugleich.
Bezugsquelle:
Weingut Kirchknopf, Chardonnay „Fehlmühl“ sowie die Leithaberg DACs der Jahrgänge 2012 (mit Weißburgunder-Anteil) bzw. 2013 sind um je EUR 12 ab Hof erhältlich, www.winzerhof-kirchknopf.at
Alle profil-DAC-Sieger führt Gawein Bruckner zum Ab Hof-Preis, www.gawein.at