Die unabhängigen Abfüller sind eine Eigenheit des schottischen Whisky-Wesens, die in der Hauptsache Sammler kennen. Das man nicht das große Marketing-Rad der Weltkonzerne dreht, hat aber auch einen Vorteil. Die Labels dieser Single Malts gewinnen meist bewußt keine Designpreise, dafür bietet man die dezent „gebrandeten“ Whiskys auch zu einem weitaus besseren Preis an als die meist gleichaltrigen „Originalabfüllungen“. Dafür steht dann halt statt einem klingenden Namen nur „Highland Malt“ oder „Islay“ oben. Douglas Laing & Co. ist eines dieser verdienstvollen schottischen Familienunternehmen. Doch man geht ein bisschen andere Wege.
Die markanten Etiketten der Serie „Remarkable Regional Malts“ sind aufmerksamkeitsstark. Die Watschen, die der Torfrauch einem aromatisch verabreicht, sieht man quasi physisch am Etikett des „Big Peat“ verewigt. Zu diesem Islay-Repräsentanten kommen auch die anderen Whisky-Regionen. „Rock Island” (Islands) und „Scallywag” (Speyside) haben es aber schwer gegen die „süße“ Optik der Highlands. Eine Maus wie direkt von der Kuscheldecke geflaust, stellt das Wappentier des „Timorous Beastie” dar. Und nun hat man dem Mäuschen quasi eine Mut-Injektion verpasst und die Sonderedition „Meet the Beast“ lanciert.
Für Kenner ist sie doppelt interessant, denn zum einen stellt die Abfüllung einen „Blended Malt“ – Verschnitt von Single Malts aus den Highlands – dar. Zum anderen hat man eine Fass-Stärke mit 54,9% vol. in die markante rot-schwarze Bottle gebracht. 3.600 Flaschen gibt es weltweit davon und gereift wurde das „Biest“ ausschließlich in ehemaligen US-Weißeichen-Fässern.
So weit die technischen Daten und man ist zu Recht neugierig auf diese leistbare Fass-Stärke von Laing. Auch wenn die schottische Kampf-Maus erst einmal langsam auf Touren kommt; der Duft bringt satte Dörrzwetschke und eine dezente Rauch-Note mit. Nougat und Birnenscheiben werden am Gaumen von dosierter Kraft, aber auch einem langen Finish begleitet. Wie Butterbrösel, frisch aus der Patisserie, bleibt ein schmelziger Geschmack lange haften.
Wie stets probieren wir Fass-Stärken auch mit einem Tropfen Wasser. Das kitzelt aus dem Highland-Blend dann noch mehr an Holzfass-Akzenten heraus. Kokosraspel sorgen für einen helleren und leicht exotischen Duft: Rumpflaume, wieder in der Entfernung flirrender Rauch, dazu Mandelkuchen. In dieser „gecutteten“ Servierweise wird es auch richtig fruchtig am Gaumen. Apfel und Birne wie vom Mostbauer, dazu feine Haselnuss-Noten und ein erwartungsgemäß weniger Alkohol-scharfes, aber ungemein würziges Finale, das herbe Vanille-Schoten (nicht das Mark!) mitbringt und einen leicht nussigen Bitter-Ton, der lange bleibt. Großartiger Whisky, dem man nicht mit einem „süßen“ Finish die Krallen gestutzt hat.
Bezugsquelle:
Douglas Laing, Timorous Beastie „Limited edition“ kostet EUR 51,99 (0,7 Liter) beim deutschen Versandhändler Schnapsstodl, www.der-schnapsstodl.de