Martino Zanetti ließ den Leuchtturm von Triest als Hommage an seine Heimatstadt auf die Flaschen drucken. Die 2000 gegründete Brauerei Zanettis, der aus der Kaffeeröster-Dynastie (Segafredo, Hausbrandt) stammt, steht allerdings in der Nähe von Trevisos, konkret in Nervesa della Battaglia. Der Name Theresianer erinnert in seiner deutschen Schreibweise an die einst österreichische Hafenstadt, der Leuchtturm am Molo von Trieste bildet das Logo.
Ein anderer Leuchtturm ist der Braumeister, der 82-jährige Tullio Zangrando, der nicht nur den Geschmack von Moretti-Bier verantwortete und in der Ausbildung tätig war, sondern auch das Zentralorgan des italien. Brauerverbands 35 Jahre lang herausgegeben hat. Mit seinem „Vienna“ hat er eine Hommage an den Schwechater Brau-Revolutionär Anton Dreher eingebraut, die das rotbraune Wiener Malz verwendet. Leichte Süße stellt die Antithese zu den leichten, goldenen Industriebieren darstellt. Dank der Kohlensäure erfrischt auch das stärkere (5,3% Alkohol) und malzige „Vienna“. E-QU-I-L-I-B-R-A-T-O diktiert der elegante Senior uns das Zauberwort in die Blöcke. „Gleichgewicht ist das Wichtigste“, so der nach dem Reinheitsgebot arbeitende Mastro birraio.
Zangrando spricht nicht nur perfektes Deutsch, er vermag auch Sätze zu drechseln wie diesen: „Ich müßte lügen, würde ich sagen, unser Pils ist nicht eines der Besten“. Tatsächlich kennt man die Brauerei in Italien vor allem für dieses, meist im Fass angelieferte, Premium Pils. Hier wird das alte Rezept Josef Grolls gelebt, der Hopfen kommt aus dem tschechischen Satec (Saaz). Zitrus, Ananas und Hollerblüten ergeben einen fruchtig-frischen Duft, am Gaumen ergibt das einen Stil, der dem österreichischen Biertrinker entgegen kommt: zart fruchtig und mit einem trockenen Nachtrunk, der ein wenig an Banane erinnert, sorgt das Pils für einen runden und eleganten Eindruck, der es auch als Speisebegleiter prädestiniert.
Den neueren Stilen, auch wenn er von Craft Beer als Inspirationsquelle wenig hält, nähert sich Zangrando beim India Pale Ale (IPA). Das zeigt nicht nur Ironie am Etikett, wenn die bengalischen Tiger zum Triestiner Leuchtturm aufschauen, sondern hat auch aromatisch einiges zu bieten.
Wer die volle Bandbreite des Hauses in Nervesa della Battaglia ausschöpfen will, findet neben dem Coffee Stout („für einen Kaffeeröster fast logisch“) auch ein Weißbier nach belgischer Art. Das „Wit“ riecht bereits nach Getreide, vor allem Cornflakes fallen einem ein, dazu auch nach Banane, wie man es von obergärigen Weizenbieren erwarten darf. Am Gaumen setzt sich diese Aromatik fort, besonders auffällig ist allerdings die Cremigkeit des fruchtigen und intensiven, auch ein wenig an Senfgemüse erinnernden Biers. Für jene, die Weißbiere zur Erfrischung „zischen“, ist das fast schon eine Überforderung. Wer sich Zeit nimmt für das Wit, wird es aber nicht bereuen, auch hier hat der Brauer-Doyen sein Credo von der Balanciertheit („Equilibrato“, lautet Sig. Tullios Mantra) verwirklicht.
Bezugsquelle:
Theresianer Vienna (0,33-Flasche) ist um EUR 1,85, das Premium Pils (0,33 l) um EUR 1,70, das India Pale Ale in der Großflasche (0,75 Liter) um EUR 7,60 und das Theresianer Wit (ebenfalls 0,75 l) um EUR 7,- erhältlich, alle bei Getränke Ammersin, www.ammersin.at