Let’s face it: Das Gros der Spitzenweine aus dem Bordeaux entfernt sich immer mehr von uns. Preislich sowieso, aber auch geographisch werden die Châteaux-Weine zusehends in Asien verputzt, da nützt auch das chinesische Anti-Korruptionsgesetz wenig. Das legt den Fokus auf die Weine abseits der Legenden, auch für Leute, die bisher nicht wahrhaben wollten, dass der Großteil der Produktion der Region „entre deux mers“, wie die Franzosen sie großspurig nennen, durchaus erschwingliche Alltags-taugliche Weine sind. Und das durchaus auch in Weiß, sei noch ergänzt.
Dennoch tanzt im Glas ein Roter, die Einstiegsware des Château Clinet im Pomerol. Der Ronan genannte Wein wurde nach dem Besitzer des Guts am rechten Gironde-Ufer, Ronan Laborde, benannt, stammt aus dem Jahr 2012 und ist ein 100%-iger Merlot mit 13 Volumsprozent Alkohol, was für sich ja noch viel sagt. Rücken wir dem Gast aus Bordeaux also ein wenig sensorisch zu Leibe: Anfangs noch ein wenig verhalten im Duft, legt sich die Schüchternheit des Franzosen schnell. Heidelbeere, und zwar ein ganzer Schwung davon, dazu Hibiskus-Blüten, mit etwas mehr Luft kommt dann auch Vanille durch.
Am Gaumen wird aus der Heidelbeere ein ganzer Korb an dunklen Sammelfrüchten. Brombeere, aber auch schwarze Johannisbeere schimmert durch, im Kern gibt die Saftigkeit der Heidelbeere den Ton an. Durch die auch hier akzentuierte Vanille wirkt der Ronan weich und zugänglich, erst im Finish kommt mit Blutorange eine unerwartete Note dazu.
Fazit: Großer Lagerwein wie seine Bordelaiser Cousins ist der 2012er Merlot keiner, dafür macht er aber jetzt richtig Spaß und das auch für eher Rotwein-abstinente Frucht-Sucher mit Weißweingaumen.
Bezugsquelle:
Château Clinet, „Ronan by Clinet“ 2012, ist um EUR 13,99 bei Wein&Co erhältlich, www.weinco.at