Die nächste Station unsrer gesamtösterreichischen Whisky-Reise ist auch eine Art Innovationszentrum. Bei jedem Besuch bei Doris und Josef Farthofer gibt es in der Regel was Neues. Aktuell sind es die Getreidereis-Sackerl (u. a. vom Emmer), mit denen man das Angebot in Öhling im Mostviertel erweitert. Für Whisky-Freunde steht aber auch immer Knabbermalz bereit, das im wahrsten Sinne einen Vorgeschmack auf die Getreide-Destillate gibt. Der wahre Hammer bei der technischen Ausstattung der Bio-zertifizierten Destillerie ist aber die eigene Mälzerei. Sie sorgt seit drei Jahren für den Nachschub an vergärbarem Whisky-Ausgangsmaterial und wird mit dem Slogan „Vom Feld in die Flasche“ auch stolz am Etikett getragen. Denn kaum ein Produzent, selbst Weltkonzerne, hat das Malz in eigener Hand. Der Zukauf regiert bei diesem Whisky-Rohstoff.
Autarkie bedeutet für die Farthofers aber, möglichst frei von industriellen Erzeugnissen zu agieren. So stammt auch das Getreide aus ihrer Bio-Landwirtschaft in Biberbach, die Quelle ist ebenso hauseigen wie die Aufbereitung der Fässer. Denn die Klaviatur des Whiskys besteht ja nicht nur aus den hellen Tasten des Getreides, sondern auch aus verschiedenen Eichen-dunklen Fässern. Den Großteil davon „richtet“ sich AWA-Mitglied Josef Farthofer ebenfalls selbst her für die Belegung mit Getreidebränden. Denn sein Portwein-artiges Fruchtwein-Brand-Gemisch „Mostello“ belegt einen Großteil des Fasslagers.
Kooperationen erweitern aber auch diesen Bestand. Und so steht am Kosttisch in gebrannter Form neben dem Mix von Braugerste und Schlägler Roggen, der ausschließlich im Mostello-Gebinde reifte, auch eine Version, die nach 13 Monaten im Mostello-Gebinde ihr Finish in einem gebrauchten Starkbier-Fass erfuhr. Das belgische Dubbel der Mariahilfer Brauerei Brew Age war Teil eines gemeinsamen Fass-Reifungsprojekts mit dem Brauwerk in Ottakring und sollte die Veränderung eines kräftigen Biers durch verschiedene Fässer schmeckbar machen.
Nun steht das Holzgebinde im Mostviertel und zeigt prächtig den Unterschied zwischen zwei Whiskys. Wobei wir es hier nicht mit der Änderung nur eines Parameters zu tun haben, wie es die Wissenschaft gern bei ihren „ceteris paribus“-Studien halten. Denn erst kommt der Mix aus Brand aus Roggen und Braugerste ins Glas – und der hat zudem eine Fass-Stärke von 52,1% vol. Entsprechend kräftig ist der Antritt dieses Farthofer-Whiskys. Doch die Duftnoten hinter diesem Muskel-Spiel machen neugierig.
Bergamotte notiert man nicht sooo oft beim Whisky-Trinken. Doch bei diesem Kornbrand zeigen sich im Duft bereits herbe Duftnoten (auch Heu ist durchaus eine Assoziation) und keine gefälligen Karamell- oder süße Frucht-Akzente. Schließt man diesen markanten Schluck mit ein paar Tropfen auf – was wir generell jenseits der 48% vol. tun, wie Stammleser wissen –, explodiert die Aromatik. Vor allem die Schokolade am Gaumen wird überdeutlich. Es ist eine mit Gewürzen und Nüssen gespickte Variante, die im Finish mit einem geradlinigen Malz-Ton aufwartet.
Wer hingegen ein bisschen Malz-Süße in seinem Whisky schätzt, der sollte den sanfteren Braugersten-Whisky mit dem Starkbier-Finish probieren. Weiße Schokolade steigt hier in die Nase, ein leichter Hefe-Ton ist auch da, doch dahinter warten doch tatsächlich helle und exotische Fruchtdüfte (Grüne Mango). Überaus saftig ist der Brand dann im Mund; die Sanftheit und Süße erinnert bisweilen an Kokosmilch. Den Mittelteil bestreitet eine ausgeprägte Malz-Note, die an „Maltesers“ anklingt und fast ansatzlos in ein würzigeres Finish übergeht. Salzkaramell ist da zu notieren, aber auch diese etwas diffuse Patisserie-Note, die internationale Whisky-Beschreibungen gerne als „confectionary“ umschreiben. Also ein Mix aus Nougat, Backgewürzen und etwas malzigen Noten – das Rückaroma wieder wirkt wie ein Nusskuchen. Sollte Sie jemals wer nach einem Whisky zur Torte am Nachmittag fragen: Er (ent)steht in Öhling!
Bezugsquelle:
Destillerie Farthofer, Whisky „Braugerste & Schlägler Roggen 2014/15“ (Mostellofass) kostet EUR 55,90 (0,5 Liter-Flasche), „Braugerste 2014“ (Mostellofass/Starkbierfass) kostet EUR 59,90 (0,5 Liter-Flasche), beide im Webshop der Destillerie, www.destillerie-farthofer.at