Im Palais Metternich, Sitz der Italienischen Botschaft, wurden diesmal die Gläser poliert. Aus allen Teilen Italiens hatte Roland Hahn („Genussbar Österreich“) Winzer versammelt, dazu gab’s Antipasti und einen Grappa – wer nach den Weinen noch nicht genug hatte. Uns stach die Kombination aus roter Flaschen-Phalanx und gekühltem Spumante ins Auge, die bei Giulia Negro am Stand von Rocche dei Manzoni so einladend aufgebaut war.
Der besagte Schaumwein aus dem Piemont stellte in der Tat eine Pionierarbeit in der Region dar, erstmalig wurde 1989 von Valentino Migliorini ein reinsortiger weißer Spumante gekeltert. Und damit nicht genug, verbleibt der Chardonnay für den Blanc des Blancs zehn Jahre auf der Hefe. 2005 stellte den aktuellen Jahrgang dar und der Duft erinnert mit Birnen-Noten und einem ausgeprägten Brioche-Naserl an ultra-trockene Champagner. Die Tropenfrucht wie weggeblasen, hat der Chardonnay hier die nussig unterlegte Frische eines Weißburgunders aufzuweisen. Die cremige Perlage ist von Anfang an da. Sie wird begleitet von einer schönen Frische – grüner Apfel der säurigen Art – und einem beachtlichen Trinkfluss.
Nebbiolo & Co. – solo und im Viererpack
Doch natürlich zählen die Rotweine zu den mengenmäßig wichtigen Abfüllungen in Monforte d’Alba. Der aus vier Sorten bestehende „Quatr’nas“ stellt hier ein gutes Beispiel dar, wie man eine aktuell wunderbar antrinkbare Cuvée aus der heimischen Hauptsorte und internationalen Rebsorten macht. Der Nebbiolo dominiert mit 50% des Blends Jahrgang 2011, er wird von Pinot Noir, Cabernet Sauvignon und Merlot begleitet. Die Mischung der vier Sorten erinnert an Marzipan, Waldbeeren und auch kandierten Ingwer. Fruchtig, zugänglich und doch mit einer Würze im Hintergrund, die „spicy“ wirkt im Duft. Der Eindruck täusch auch nicht. Denn weich schmiegt sich die Cuvée an den Gaumen, der Gerbstoff ist in einer Weise eingebunden, dass man den Anflug von Assam-Tee mehr spürt als wirklich schmeckt. Denn da braust bereits die intensive Frucht reifer Himbeeren um die Ecke und hellt das Geschmacksbild auf. Mit einer pfeffrigen Note zum Ende klingt der „Quatr’nas“ aus – und das lange und mit anhaltender Würze.
Bei den Barolos gehört das Prestige dem Cru, also Einzellagen-Wein, des Weinguts. Bei Rocche dei Manzoni heißt der „Vigna Cappella S. Stefano“ und der aktuelle Jahrgang im Verkauf (2015) ist erwartungsgemäß recht jugendlich. Immerhin zeigt er aber kühle Walderdbeer-Töne und Orangenminze im Duft, die von einem würzigen Beeren-Mix, vor allem Heidelbeere, am Gaumen gefolgt werden. Während es hier „Bitte warten!“ heißt, hat der ein Jahr ältere „kleine“ Barolo des Hauses schon eine gute Form aufzuweisen. Der 2014er duftet elegant nach Amarenakirsche, Zitronenzeste und Himbeeren. Der Ausbau im Beton-Ei dürfte dazu sein Scherflein beitragen; er folgte nach der Vergärung im Stahltank und einer drei Jahre währenden Phase in Barriques. „Um nicht zuviel Holz im Mund zu haben“, formuliert es Giulia Negro, habe sich die sieben Monate währende Mikrooxidation im Beton-Gebinde bewährt.
Elegante Wildkirschen-Noten entsprechen dieser abgerundeten Art am Gaumen; mit der Zeit werden auch die Eindrücke von Hibiskus und vor allem Cassis stärker. Die Würze, die am Beginn bereits in die kirschigen Eindrücke verwoben war, klart am Ende auf: Oregano und Lorbeer bringen zum Abschluss zarte, aber eben nur: zarte, herbe Töne mit. Dass das Jahr 2014 auch in Italien kein leichtes war, unterstreicht die ausgezeichnete Arbeit des Keller-Teams hier. Ein leistbarer Einstieg in die Barolo-Welt, finden wir.
Bezugsquelle:
Rocche dei Manzoni, Valentino „Brut Zéro“ 2005 kostet 38 Euro, der Langhe Rosso „Quatr’nas“ 2011 ist um EUR 28 erhältlich, der Barolo 2014 um Euro 38, alle ab Hof, www.rocchedeimanzoni.it