Einen ganzen Roman können Spirituosen nur selten für sich reklamieren. Schon gar nicht so einen. Malcolm Lowrys „Under the Volcano“ ist so etwas wie der „Mann ohne Eigenschaften“ für Alkoholiker. Die feinen Abstiegsnuancen in der Höllenfahrt des Konsuls Geoffrey Firmin – natürlich ist enttäuschte Liebe daran schuld – werden von Lowry, der sich da auskannte, auch an den Getränken festgemacht: Tequila zum Frühstück geht noch, macht euch erst Sorgen, wenn ich Mezcal (im Roman „Mescal“ geschrieben) trinke, meint der Konsul einmal sinngemäß. Denn: „Mescal was the drink of solitude“, diesmal wurde wörtlich zitiert.
Dass der Agaven-Brand nur für die „Verdammten“ sei, wie es die Filmversion John Hustons mit dem größten Auftritt Albert Finneys formuliert, stimmt aber nur für Billigbrände, mit denen Touristen abgefüllt werden. Wer schluckt den Wurm?. Ruft der lokale Führer dazu schenkelklopfend, auf die Raupe in der Flasche anspielend. Aber nicht davon ist zu berichten, sondern von Gernot Allnoch und Erik Lozano. Sie hauten sich vor vier Jahren mit José Mendez auf ein Packel, hinter dem knapp 140 Jahre Mezcal-Erfahrung stehen.
Ihr San Cosme stammt aus der Welthauptstadt des Mezcal, Santiago Matalán im Bundesstaat Oaxaca. Theoretisch dürfte 50 Agavenarten verarbeitet werden, hier wird nur acht Jahre alte Espadín-Agave, beziehungsweise deren „Herz“, die piñas, verarbeitet. Nach dem Backen im Ofen wird der Zucker durch Mahlen frei, Fermentation im Fass folgt als nächster Schritt. San Cosme destilliert zweifach, füllt den „joven“, also ungelagerten Mezcal gleich danach ab. Die Folge ist eine wasserklare Farbe, die das puristische Etikett – erinnert ein wenig an Saloon-Regal-Inhalte im Lucky Luke-Heft – schön zur Geltung bringt.
Geschmacklich rehabilitiert der „San Cosme“ den von Romancier Lowry geächteten Brand: Die rauchige Nase, die einen sofort anspringt, erwartet man so nämlich nicht unbedingt. Schließt man die Augen, glaubt man eher an einen torfigen Whisky. Die Speckpflaumen-Note ist aber nicht die letzte Überraschung, die der „San Cosme“ bereit hält. Die Viskosizität am Gaumen, wieder mit Rauch gespickt, ergibt ein fast öliges Mundgefühl. Ein leicht erdiger Ton, entfernt an Enzianschnaps erinnernd, läßt sich herausschmecken. Artischocken-bitter klingt der 40%ige Mezcal dann aus.
Pur serviert man den Mexikaner im „perfect serve“ mit einer Orangenscheibe. Wenn man darauf steht, wird dazu auch das „Wurmsalz“ aus Oaxaca gereicht. Die Chili-Salz-Mischung bereichert den rauchigen Drink um eine neue Note. Auch beim Mixen sollte man einen „Komplementär“ vorsehen, etwa Liköre. Letztens beispielsweise passte hier Grand Marnier – eben auch wegen der Bigarrade-Orangen – fein dazu. Salud!
Bezugsquelle: Mezcal „San Cosme“ ist um EUR 29,40 (für die 0,7 Liter-Flasche) bei Getränke Del Fabro erhältlich, www.delfabro.at