Die Größe der Egger Brauerei – es werden 50.000 Dosen und 30.000 Flaschen pro Stunde (!) gefüllt – wird ihr unter (Craft) Bier-Freunden ja gerne vorgeworfen. Dieser Ausstoß hat aber auch einen Vorteil, den man nun in den „Braumeisterschaften“ auskostete. Denn es gibt mehr als einen Braumeister in St. Pölten-Unterradlberg – und eben jenen gab man freie Hand, was den Bierstil betrifft. Dass Wolfgang Reither ebenso wie Johannes Meister aus Bayern stammen, nutzte man gleich für eine Kampagne rund um die beiden Stile der Brauer. Als Nürnberger war natürlich das Rotbier naheliegend für Reither; das seit dem Mittelalter bekannte Bier erlebt ja auch dort – dank Reinhard Engels Altstadthof – eine Renaissance.
Es wurde eine „Rote Symphonie“, die man in Unterradlberg eingebraut hat. Der Duft dieses 5,5% starken Biers fällt erwartungsgemäß malzig aus; zu den Schwarzbrot-Tönen gesellt sich aber auch gedämpfte Esskastanie und Eberraute (ja, ein Touch Cola ist zu erschnuppern!) sowie Malve. Der Antrunk ist frisch und bringt eine leichte Säure mit, die dem Rotbier eigen ist. Der Malzkörper wiederum läßt dann an Zwetschken und Granatapfel denken.
Erstaunlich süffig für den Bierstil und vor allem immer mit einer merklichen Bittere, die dem Malz Paroli bietet, kommt die „Rote Symphonie“ auf den Gaumen. Der Hopfen sorgt im Finale für eine angenehmen, herben Ausklang. Ideal wäre dieses nur zart schokoladig-malzige Bier für uns zu gegrilltem Lachs, gerne auch mit Quinoa oder anderem Getreide als Beilage.
„Braukompetenz und Innovationsgeist“, wie es Egger-Geschäftsführer Bernhard Prosser stolz nennt, zeigt dann auch das mit vier Hopfen-Sorten gepimpte Sommer-Bier Johannes Meisters. „Hopf`N`Roll“ heißt diese Edition, bei der sich entsprechend die typischen Noten der Aromahopfen im Duft mischen: Mango, Stachelbeere, Maracuja satt und auch etwas Grasschnitt bereiten auf den frischen Antrunk vor.
Dort regiert dann Kiwi und Stachelbeere, beflügelt von einer herben Note, die aber nie zu sehr ausapert. Dies ist angesichts der Kalthopfung mit vier Aromasorten beachtlich. Denn die Bittere hängt hier nicht nach, wie man es mitunter beim India Pale Ale (IPA) erlebt. Stattdessen kommt im Nachtrunk eine cremige, an Passionsfrucht erinnernde Note durch, in die sich sanfte Bitterkeit der Marke „Gedämpfte Artischocke“ mengt. Ja, es wird sogar leicht pfeffer-pricklig im Rückaroma. Kurz gesagt: Das „Hopf`N`Roll“ erfrischt richtiggehend, unterfordert aber auch Kenner nicht.
Bezugsquelle:
Egger Bier, „Rote Symphonie“ und „Hopf`N`Roll“ sind jeweils um EUR 0,99 (0,33 Liter-Flasche) in Interspar- und Eurospar-Filialen erhältlich, www.interspar.at